Zan Celar – Lugano hat endlich wieder einen Bomber

Der FC Lugano war in jüngerer Vergangenheit nicht gerade für seine torgefährlichen Angreifer bekannt. Mit dem aufstrebenden slowenischen Stürmer Zan Celar (23) haben die Tessiner in dieser Saison endlich wieder einen „Bomber“ in den eigenen Reihen.

Der FC Lugano begeisterte in den vergangenen Jahren kaum mit torreichem Offensivfussball. Bezeichnend dafür folgende Statistik: In den letzten zwei Spielzeiten kam der erfolgreichste Lugano-Torschütze jeweils auf gerademal 6 Saisontore (Mattia Bottani 2020/21, Mijat Maric & Alexander Gerndt 2019/20). Es ist also bereits ein Weilchen her, dass ein Stürmer der Tessiner in der Super League für Furore sorgen konnte. Der letzte wirklich erfolgreiche Angreifer im Cornaredo war der Brasilianer Carlinhos Junior (heute in Japan bei Benjamin Kolollis Verein Shimizu S-Pulse engagiert). Der wuselige, trickreiche Offensivmann erzielte von seiner Ankunft im Januar 2017 bis zu seinem Abgang im Februar 2020 29 Treffer und 7 Vorlagen in 90 Super-League-Einsätzen. In den Spielzeiten 2017/18 und 2018/19 war er mit 10 resp. 13 Saisontoren jeweils bester Schütze der Luganesi.

Carlinhos war der letzte verlässliche Torjäger des FC Lugano.

Zan Celar tritt in Carlinhos Fussstapfen

Zahlreiche Angreifer versuchten sich seit Carlinhos‘ Abgang im Tessin, wirklich funktioniert hat aber keiner. Asumah Abubakar (5 Tore), Joaquin Ardaiz (3), Filip Holender (5), Franklin Sasere (0), Jens Odgaard (0), Rangelo Janga (0), Younes Bnou Marzouk (1) und Christopher Lungoyi (3) sind heute allesamt nicht mehr im Verein, gemeinsam kamen sie auf nur 17 Super-League-Treffer.

Um wirklich langfristig erfolgreich zu sein, braucht aber jedes Team einen Torgaranten. Das ist auch den neuen Eigentümern des Vereins rund um Chicago-Fire-Besitzer Joe Mansueto bewusst. Um in die anvisierten hohen Sphären zu gelangen, braucht Lugano einen verlässlichen Torjäger wie ihn direkte Konkurrenten haben. Wie es scheint, hat man diesen nun aber endlich gefunden: Zan Celar.

Der slowenische Stürmer wurde im letzten Sommer von der AS Roma verpflichtet, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2025 und dem Auftrag, im Lugano-Sturmzentrum wieder für Gefahr zu sorgen. Es gelingt ihm bis dato vorzüglich: Der 23-Jährige steht nach 21 Super-League-Einsätzen bei 9 Toren und 3 Vorlagen, auch im Cup konnte er mit einem Tor gegen die Young Boys glänzen. Das Tessin hat endlich wieder einen richtigen Bomber.

9 Treffer stehen für Celar in der Liga schon zu Buche.

In Italien bereits abgeschrieben

Celar bringt ein vielversprechendes Gesamtpaket mit: Er ist physisch und athletisch auf einem hohen Level, dazu auch technisch stark veranlagt. Konkret äussert sich das einerseits in seiner hoher Antrittsschnelligkeit, seinem guten Speed und seiner körperlicher Durchsetzungskraft, andererseits in seiner vorzüglichen Ballbehandlung und Schusstechnik. Gerade anhand dieser Faktoren lässt sich erkennen, dass Celar eine herausragende fussballerische Ausbildung in Italien genossen hat. Die AS Roma legte 2017 rund eine Million auf den Tisch, um den damals 18-Jährigen von seinem Heimatverein NK Maribor unter Vertrag zu nehmen.

Für die U19 der Römer lieferte Celar sogleich ab: Bereits in seiner zweiten Saison in Italien wurde der Slowene mit 28 Treffern in 27 Einsätzen Torschützenkönig der Primavera 1. Im Folgejahr wurde er in die Serie B verliehen, konnte sich dabei aber nicht nachhaltig empfehlen. Nach einem weiteren missglückten Leihtransfer in der vergangenen Spielzeit wollte die AS Roma nicht mehr auf Celar setzen – was schliesslich Lugano im letzten Sommer die Tür öffnete.

Für beide Parteien hat sich der Deal als Glücksfall entpuppt: Celar konnte sich endlich im Profifussball durchsetzen, nachdem er in Italien längst abgeschrieben wurde. Und Lugano verfügt nach langer Zeit wieder über einen echten Torjäger. Dass er genau das ist, ein richtiger Knipser, äussert sich nicht nur in seiner starken Trefferquote, sondern auch in seinen tollen Laufwegen, seinen instinktgesteuerten Bewegungen in der Box und einer klinischen, sehr effizienten Chancenauswertung. All das, in Kombination mit den bereits erwähnten athletischen und technischen Stärken, macht Celar zu einem hochinteressanten jungen Angreifer, der bald schon zur Elite der Super League zählen dürfte.

Sprung in die Nationalmannschaft

Dank seinen guten Leistungen in der Schweiz spielte sich der Lugano-Bomber in den Fokus des slowenischen Nationaltrainers Matjaž Kek. Bereits im letzten November feierte Celar bei einem 2:1-Sieg in der WM-Quali gegen Zypern sein Debüt für Slowenien. Zum Einstand legte er seinem Mitspieler Adam Gnezda Cerin (HNK Rijeka) direkt den zweiten Treffer der Partie auf. In seinem Heimatland werden seit jeher grosse Stücke auf Celar gehalten, lange galt er als die grosse Zukunftshoffnung im Sturm. Dass er nun über den Umweg Super League sein Versprechen doch noch einzulösen scheint, ist in Slowenien natürlich gern gesehen – auch wenn nun bereits wieder andere, jüngere Angreifer an die Tür klopfen, beispielsweise Salzburgs Benjamin Šeško.

Immer wieder hat sich die Schweiz zuletzt als gutes Pflaster für slowenische Spieler entpuppt: Auch Celars Lugano-Teamkollege Sandi Lovric schaffte via Super League den Sprung in die Nationalelf, genau wie Blaz Kramer vom FC Zürich. Nationalmannschaft hin oder her: Lugano erfreut sich zurzeit schlicht daran, nach einer langen Durststrecke wieder einen aufregenden Angreifer in den eigenen Reihen zu haben. Sein Weg dürfte kaum im Tessin enden. Gut vorstellbar, dass er nach einer weiteren starken Saison bereits auf dem Weg in eine grosse Liga ist…

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