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  • Emanuel Staub

Wohin geht die Reise von Jean-Pierre Nsamé?

Nach 153 Spielen, 86 Toren und 22 Assists ist klar: Jean-Pierre Nsamé wird die Schweiz und YB auf kurz oder lang verlassen. Immer wieder melden sich neue Interessenten, doch Nsamé ging bislang sehr besonnen vor und forcierte keinen überstürzten Wechsel. Doch wohin würde der Kameruner überhaupt passen? Bolzplazz geht alle Möglichkeiten durch und macht den Check.


Eines ist klar: Verlässt Nsamé die Young Boys, wird er nur in eine Top-Liga gehen. Das hat er immer wieder betont. Mit 27 Jahren ist der Goalgetter aus dem Alter der Abenteuerlust raus. Er weiss nämlich ganz genau, was er an YB und der Schweiz hat. Folglich überstürzt er nichts und wird nur dann wechseln, wenn ihm Einsatzzeiten und eine wichtige Rolle im Team garantiert sind. Auch YB hat keinen Druck, seinen wertvollsten Spieler zu verkaufen und ist dank einer Vertragslaufzeit bis 2023 in einer starken Verhandlungsposition. Für unter 10 Millionen dürfte Spycher Nsamé kaum abgeben. Wir gehen Europas fünf grosse Ligen durch und präsentieren diejenigen Vereine, für welche ein Transfer aus Klub- und Spielersicht am meisten Sinn ergeben könnte.

© Stefan Wermuth via bscyb.ch

Bundesliga

Deutschland war in den vergangenen Jahren der häufigste Abnehmer für die besten Super League-Spieler und oft auch deren favorisierte Destination. Würde Nsamé denn in die Bundesliga passen? Viele Gerüchte um einen Wechsel ins nördliche Nachbarland gab es nicht. 2018 soll Borussia Mönchengladbach interessiert gewesen sein und 2020 der SC Freiburg – es blieben aber alles nur Gedankenspiele, ein wirkliches Angebot ging nie ein. Für wen könnte ein Transfer des letztjährigen Schweizer Torschützenkönigs dennoch eine Überlegung wert sein?


VfL Wolfsburg

Die Wölfe aus der Autostadt haben zwar aktuell mit Wout Weghorst (28) einen der besten Bundesliga-Stürmer im Kader, werden ihn aber wahrscheinlich nicht mehr lange halten können. Der Niederländer machte nie einen Hehl aus seinen ambitionierten Zielen und ist fest entschlossen, seinen Traum von England zu verwirklichen. Weghorst ist eine Sturmkante erster Güte, ein 1,97m grosser Brecher. Wolfsburgs Spielsystem ist also darauf ausgelegt, mit einem physisch starken Stossstürmer zu agieren. Ein solcher wäre natürlich Jean-Pierre Nsamé. Beim Europa-Anwärter könnte der YB-Star Weghorst beerben und vergessen machen. Der VfL verfügt über das nötige Kleingeld und könnte sich Nsamés Dienste sicher leisten. Ein Transfer nach Wolfsburg könnte also für alle Parteien verlockend sein...


Union Berlin

Die Eisernen haben sich unter ihrem Schweizer Erfolgscoach Urs Fischer zu einem der interessantesten Teams der Bundesliga entwickelt. In dieser Spielzeit läuft Union meist mit dem Nigerianer Taiwo Awoniyi (23) als Mittelstürmer auf. Dieser ist jedoch nur ausgeliehen und wird im Sommer allen Voraussetzungen nach zu Stammklub Liverpool zurückkehren. Awoniyi ist ein richtiges Brett: Obwohl nur 1,83m gross, gehört er wohl zu den physisch stärksten und wuchtigsten Stürmern Deutschlands. Mit grosser Wahrscheinlichkeit muss im Sommer ein Ersatz her. Warum also nicht Fischers Schweizer Connection nutzen und Nsamé nach Berlin holen? Mit seinen 1,88m ist dieser grösser als Awoniyi und könnte dessen Rolle im System wohl genauso gut ausfüllen. Für Nsamé wäre Union überdies eine sehr attraktive Adresse: Passionierte Fans, ein seriöses Management und ein langfristiger Zukunftsplan. Der Knackpunkt ist natürlich das Geld: Union Berlins Rekordtransfer betrug zwei Millionen Euro – dass die Köpenicker Spychers finanziellen Vorstellungen gerecht werden können, kann wohl ausgeschlossen werden. Nsamé im Union-Trikot? Ein prickelnder Gedanke bleibt es dennoch!


Ligue 1

Nsamé könnte vermutlich auch in seine alte Fussballheimat zurückkehren. Bis 2016 spielte er in Frankreich, ehe es ihn zu Servette über die Grenze zog. Der Vorteil an der Ligue 1: Nsamé kennt Land und Liga und muss keinerlei Sprachbarrieren fürchten. Der Nachteil: An Frankreich dürfte er nicht die besten Erinnerungen haben, er wurde dort vor seinem Wechsel nach Genf wegen einer Baby-Schüttel-Affäre angeklagt. Interessenten aus der Ligue 1 gab es in der Vergangenheit bereits: Dijon und Lens sollen sich mit dem Spieler auseinandergesetzt haben, dürften aber keine ernsthaften Alternativen sein. Welche Klubs hingegen schon?


AS Saint-Étienne

Der zehnfache Französische Meister hat ein veritables Sturm-Problem: Fürchterliche zwei Ligatore gehen in dieser Saison auf das Konto von Mittelstürmern. Auch sonst läuft es zur Zeit sportlich nicht wirklich rund. Trotzdem hat die AS als Traditionsklub auch ausserhalb Frankreichs ein gewisses Standing. Nsamé wäre wohl im Stande, die Ladehemmungen der AS-Offensive zu beheben. Ergäbe sich für Saint-Étienne die Möglichkeit, einen Stürmer seines Kalibers zu verpflichten, wäre dies ein no-brainer. Die Schwierigkeit düfte aber auch hier wieder beim Finanziellen liegen. Einen geschichtsträchtigen Klub zurück an die Spitze schiessen? Die Aufgabe klänge für Nsamé sicher verlockend.


FC Paris Saint-Germain

Okay, hear me out: Klar, die Transferziele von PSG liegen gewöhnlicherweise ein paar Preisklassen über Nsamé. Gerade der Monsterangriff um Neymar, Mbappé und di Maria bedarf kaum Unterstützung aus der Super League. Nun stehen jedoch mit Mauro Icardi und Moise Kean (ausgeliehen von Everton) nur zwei weitere gelernte Angreifer im Kader der Pariser. Während der Erstgenannte jedoch immer wieder für Unruhe neben dem Platz sorgt, besitzt PSG für Letzteren angeblich keine Kaufoption. Hinzu kommt, dass Mbappé und Neymar Frankreich kommenden Sommer verlassen könnten, kein Transferfenster vergeht ohne wilde Gerüchte um die beiden Superstars. Hier käme Nsamé ins Spiel: Für PSG wäre der Kameruner ein Schnäppchen und der perfekte Back-up für die Stars in der ersten Elf. Dass PSG für überraschende Deals zu haben ist, hat gerade die Verpflichtung von Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting 2018 gezeigt. Aber klar: Vorderhand bleibt ein Nsamé-Transfer zum Riesen aus Paris reine Utopie.


Spanien

Die einzige europäische Top-Liga, aus der noch keine Gerüchte um Nsamé zu vernehmen waren, ist die spanische La Liga. Der schnelle Offensivfussball könnte für einen Vollblutstürmer wie den YB-Bomber ein extrem attraktives Argument sein. Wer könnte an einem Nsamé-Zuzug besonders interessiert sein?


FC Granada

Der diesjährige Europa League-Teilnehmer ist seit seinem Aufstieg in die Primera Division 2019 weit gekommen. Man kann sich gegen alle anderen Mittelfeldklubs behaupten und spielt auch in diesem Jahr wieder um die vorderen Plätze mit. Granada ist ein gut geführter Klub mit einem seriösen Plan. Nsamé könnte daran Gefallen finden. Die Sturmkonkurrenz ist definitiv im Spätherbst der Karriere angekommen: Jorge Molina (38) und Roberto Soldado (35) werden nicht mehr lange auf diesem Niveau spielen. Nsamé hingegen schon. Neben den beiden Oldies steht mit Luis Suarez (23, aus Kolumbien, nicht der "Echte") nur ein weiterer Stürmer im Kader, der bislang noch nicht durch viele Tore auffiel. Wieso also nicht nach Bern fliegen und Nsamé zu sich holen? Für Klub und Spieler wäre das sicher ein lohnenswerter Gedanke. Geld wäre nach der Europa League-Teilnahme und der guten La Liga-Klassierung wohl genug vorhanden...


Real Sociedad San Sebastian

Wie wärs mit dem Baskenland? Real Sociedad hat zwar einen hochkarätigen Angriff, angeführt von Mikel Oyarzabel (23) und Alexander Isak (21), verfügt jedoch hinter dem jungen Schweden Isak über keine richtigen Mittelsturm-Alternativen. Jüngst wurde Willian José (29) leihweise an die Wolves abgegeben (mit Kaufoption) und die beiden Back-up-Stürmer Carlos Fernandez (24) und Jon Bautista (25) haben wohl keine Zukunft, sie kommen zusammen auf 0 La Liga-Tore in dieser Saison. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sich Real Sociedad also spätestens im Sommer nach neuen Stürmern umsehen. Jean-Pierre Nsamé wäre hierbei die perfekte Alternative: Im besten Fussballeralter und mit eingebauter Torgarantie, könnte er für die Basken die perfekte Sturm-Ergänzung sein. Und sollte einer aus dem umworbenen Duo Oyarzabal/Isak abwandern, wäre Nsamé wohl ganz schnell erste Wahl. Der Klub könnte zudem ohne Probleme Spychers Ablöseforderungen nachkommen.


Italien

Aus der Serie A ist aktuell am meisten Interesse an Jean-Pierre Nsamé überliefert. Spezia, Parma, Udinese, Fiorentina und Bologna werden als mögliche Interessenten gehandelt. Auch daneben gibt es ein paar Klubs, für die Nsamé sehr spannend sein könnte.


AS Roma

Die Römer haben letzten Herbst Nsamés Torinstinkt am eigenen Leib erfahren. In der Europa League-Gruppenphase traf YBs Nr. 18 in beiden Partien gegen die Italiener und brachte sie so zweimal in Bedrängnis. Die AS Roma hat aktuell mit Edin Dzeko (34) und Borja Mayoral (23) zwei Topknipser in den eigenen Reihen. Während Dzeko aber unter Umständen nächsten Sommer einen Tapetenwechsel anstreben könnte, ist Mayoral nur ausgeliehen, und ob die Kaufoption aktiviert wird, steht noch in den Sternen. Man könnte in der ewigen Stadt die Tore von Nsamé also sicher gut gebrauchen. Dieser dürfte an der Herausforderung ebenfalls grosses Interesse haben. Würde die Roma ernst machen, könnte sie Nsamé von YB wohl ohne Weiteres loseisen.

© Dimitri Golubovic via Wikipedia Commons

FC Bologna

Es besteht ein gesichertes Interesse von Bologna an einer Verpflichtung des wertvollsten Super League-Spielers, und ein Wechsel dahin wäre für Nsamé wohl gar nicht so verkehrt. Der einzige echte Konkurrent um einen Startelfplatz wäre der junge Gambier Musa Barrow (22), doch mit seiner Kaltschnäuzigkeit und rohen Power wäre Nsamé wohl im Handumdrehen gesetzt. Bei Bologna könnte er eine Schlüsselrolle einnehmen und wäre im Sturm so etwas wie der Star. Für den Serie A-Mittelfeldklub wäre ein Transfer von Nsamé ein absoluter Coup und könnte für Aufbruchsstimmung sorgen. Bologna hat in den vergangenen Saisons bereits zweistellige Millionenablösen auf den Tisch legen können, und für den YB-Stürmer wäre man dazu ebenfalls nur allzu gerne bereit. Für Bologna spräche auch noch ein ganz anderer Faktor: Die Lebensqualität in der Hafenstadt ist sehr gross und könnte Nsamé in Kombination mit den sportlichen Komponenten zu einem Wechsel überzeugen.


England

Natürlich wäre die Premier League wohl auch Nsamés Traumdestination. Der physische Fussball könnte gut zum bulligen Angreifer passen und in der Vergangenheit gab es bereits Gerüchte um einen Wechsel auf die Insel. Everton, West Ham, Tottenham, Sheffield United und Westbromwich Albion wurden bereits gehandelt. Da Nsamé garantierter Erstliga-Fussball als Voraussetzung für einen Wechsel sieht, dürften die beiden letztgenannten Abstiegskandidaten aussen vor sein.


FC Everton

Unter Carlo Ancelotti hat sich der Klub aus Liverpool auf die Jagd nach den top-Platzierungen gemacht. Eine wichtige Rolle nimmt dabei Mittelstürmer Dominic Calvert-Lewin (23) ein, der für seine grandiosen Leistungen jüngst zum Nationalspieler wurde. Hinter Calvert-Lewin steht mit Cenk Tosun (29) jedoch nur noch ein gestandener Stürmer im Kader, und dieser hat sich nicht gerade uneretzlich gemacht und dürfte bald abgegeben werden. Unglücklicherweise für Everton, schielen wohl auch die ein oder anderen Grossklubs auf Calvert-Lewin, weswegen ein Aktivwerden auf dem Stümermarkt für Everton unumgänglich ist. Da anscheinend bereits letzten Sommer ein Transfer von Nsamé zur Diskussion stand, würde er nun erst recht absolut Sinn ergeben. Mit Nsamé bekäme man einen Angreifer, der nicht nur auf seine Chance bei einem grossen Klub brennt, sondern sich diese auch über Jahre mit grossem Einsatz verdient hat. Bei Everton könnte der Berner mit einem der besten Trainer der Welt zusammenarbeiten und hätte als Alternative oder Ersatz für Calvert-Lewin wohl Einsätze auf sicher.


West Ham

Bei den Londonern herrscht aktuell Not im Sturm: Nach dem Verkauf von Sebastien Haller an Ajax steht mit Michail Antonio (30) nämlich nur noch ein etatmässiger Stürmer im Kader. Mit grösster Wahrscheinlichkeit bemüht man sich darum, noch in diesem Wintertransfer-fenster einen neuen Angreifer zu präsentieren. Käme Nsamé in Frage? Obwohl ein Winterabgang eher ausgeschlossen werden kann, dürfte der frischgebackene "RSL Best Player" spätestens im Sommer eine wichtige Rolle in den Überlegungen von West Ham spielen. Relativ billig zu haben und eine Vita, die nur so von Toren strotzt: Ein Kauf von Nsamé wäre für einen Klub in der Situation von West Ham beinahe ein Muss. Für den Spieler selbst wäre das natürlich eine tolle Gelegenheit, jedoch sollte in seinem Kopf auch der Gedanke eine Rolle spielen, dass bei West Ham in den letzten Jahren kaum je ein Stürmer wirklich gezündet hat (Ajeti lässt grüssen). Ob der Klub für Nsamé also das richtige Pflaster ist?


Wird der zukünftige Verein von Super League-Rekordsaisontorschütze Nsamé einer der hier Genannten? Ausgeschlossen ist es nicht! Und sollte es dazu kommen, wird die Fussballwelt von dieser Stelle ein stolzes "ich habs euch ja gesagt" hören!




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