Wie weiter mit Afimico Pululu?

Afimico Pululu (22) galt lange als grosses Versprechen für den FC Basel. Der Flügelstürmer ist in David Degens Regentschaft allerdings nicht mehr länger gefragt. Wie weiter?

Schnell, dribbelstark, spielfreudig: Afimico Pululu erfüllt alle Anforderungen an einen modernen, dynamischen Aussenbahnspieler. Ausgebildet im Nachwuchs des FC Basel, wurde ihm lange eine grosse Karriere prophezeit. Doch seit dieser Saison und der Transferoffensive der neuen Führung, bleibt für den französisch-angolanische Doppelbürger kein Platz mehr. Eine frustrierende Situation für den Spieler, der vor nicht allzu langer Zeit als nächstes Basler Toptalent gehandelt wurde.

Opfer des Strategiewechsels

In der letzten Saison schien er endlich in der ersten Mannschaft angekommen zu sein. 30 Partien bestritt er für die Basler, wobei ihm beachtliche 11 Scorerpunkte gelangen. Seine Durchschlagskraft auf der linken Aussenbahn sorgte in der Liga für ständige Gefahr beim Gegner. Trickreich, antrittsschnell und mit feiner technischer Klinge sorgte er für spielerische Highlights und kreierte Torchancen für seine Mannschaft. Auch noch in den sportlich miserablen letzten Wochen vor der Entlassung von Trainer Ciriaco Sforza war Pululu ein steter Unruheherd. Ähnlich wie andere junge Spieler im Kader, profitierte auch der robuste Flügel von der Arbeit mit Sforza, der sich – und das muss man ihm zugutehalten – nicht scheute, auf die eigenen Talente zu setzen.

Mit dem Führungswechsel im Verein und der Einstellung Patrick Rahmens als neuem Cheftrainer, schmolz Pululus Spielzeit drastisch. Im vergangenen Sommer erfolgte dann die Ausbootung: Pululu hätte den Verein eigentlich verlassen sollen, die Verantwortlichen waren zum Schluss gekommen, dass der 22-Jährige den eigenen Ansprüchen nicht mehr genügen würde. Degen peilte einen Strategiewechsel an, den er mit aller Härte vollzog. Statt eigene Junge zu fördern, sollten talentierte Spieler aus dem Ausland mit höherem Wiederverkaufswert ans Rheinknie gelotst werden. Und so ist Pululu – ähnlich übrigens wie Kaly Sène, Julian Von Moos, Tician Tushi, Yannick Marchand, Orges Bunjaku oder Adrian Durrer – ein Bauernopfer der strategischen Neuausrichtung geworden.

Um Platz für Neuzugänge wie Sebastiano Esposito, Dan Ndoye, Liam Millar oder Joelson Fernandes zu schaffen, wurde Pululu Ende August von der Kontingentsliste genommen. Bedeutet: Er ist nicht mehr spielberechtigt für die erste Mannschaft. Seither läuft er nur noch in der U21 in der Promotion League auf. Ein letztes Ausrufezeichen in Rahmens Team setzte er noch in den Conference-League-Quali-Playoffs gegen Hammarby: Mit einer geschickten Einzelaktion holte er in der Verlängerung den Elfemeter heraus, dank dem sich Basel im Spiel halten und schliesslich nach Penaltyschiessen für die Gruppenphase qualifizieren konnte.

Wie weiter?

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der verstossene Pululu den FCB in die Gruppenphase der Conference League schoss und dadurch die Teilhabe an den so dringend benötigten UEFA-Geldtöpfen ermöglichte. Für den jungen Angreifer ist jetzt aber nach der Hinrunde die Zeit gekommen, um über seinen weiteren Karriereweg zu entscheiden. Ein weiteres halbes Jahr mit der U21 in der Promotion League kommt für ihn nicht in Frage, er gehört in den Profifussball. Sein Vertrag läuft im Juni aus, eine Verlängerung ist ausgeschlossen. Bedeutet: Im Januar dürfte er verkauft werden. Was sind seine Optionen?

…Super League…

Abgesehen von YB, könnte Pululu wohl sämtlichen Super-League-Teams weiterhelfen. So manche könnten von seiner Spritzigkeit, seiner Dribbelstärke und seinem Spielwitz profitieren. Blickt man auf die Kandidaten, kommen zwei Vereine sogleich in Frage:

1) Servette

Die Genfer brauchen Unterstützung im Angriff. Die Offensive hängt zu stark von Miroslav Stevanovic ab. Ausserdem fehlt im Kader ein zusätzlicher gelernter Flügel neben dem bosnischen Assistkönig und dem Langzeitverletzten Boubacar Fofana. Die Verpflichtung Pululus wäre ein No-Brainer, der das Team sofort um Tempo und Dynamik bereichert. Zudem passt er perfekt in Alain Geigers 4-3-3-System. Angesichts seines Status als Verstossener und dem auslaufenden Kontrakt, dürfte das Preisschild sehr niedrig sein. Gute Nachrichten für die klammen Genfer.

2) Lausanne-Sport

Die abstiegsbedrohten Waadtländer sind auf der dringenden Suche nach Verstärkungen für die Offensive. Pululu würde auch hier gut ins Schema passen, wobei fehlendes Tempo aber nicht Lausannes grösstes Problem ist – sondern die mangelnde Chancenauswertung. Pululu ist kein Torjäger, kann aber auf der linken Aussenbahn in Borenovics zuletzt häufig praktizierten 4-1-4-1-System sofort für mehr Qualität sorgen.

Andere Vereine wie St. Gallen oder der FC Luzern können ebenfalls Verstärkung im Angriff gebrauchen. Bei beiden stellt sich aber die Systemfrage: Zeidler lässt ohne klassische Aussenstürmer spielen, der FCSG hat zudem bereits Julian Von Moos verpflichtet, der ein ähnliches Profil mitbringt. Beim FCL ist noch unklar, welche Formation Neu-Coach Mario Frick ins Rennen schicken wird, in Vaduz liess er aber mit Fünferkette spielen. Pululu hätte zwar auch die Anlagen zum linken Schienenspieler, ist eine Reihe weiter vorne aber besser aufgehoben.

Ähnliche Problematiken ergeben sich auch bei GC, Sion, Lugano und dem FCZ: Allesamt kommen ohne klassische Flügel aus, die Stadtzürcher brauchen ausserdem primär keine neuen Kräfte im Angriff.

…Challenge League…

Vielleicht kommt ja ein Wechsel ins Schweizer Unterhaus in Frage? Zwei Vereine könnten ihm ein tolles Umfeld bieten – für beide wäre ein Transfer als kleiner Coup zu werten.

1) FC Winterthur

Die Winterthurer brauchen Verstärkung im Angriff! Im Gespräch ist bereits ein anderer Basler Nachwuchsspieler, namentlich Tician Tushi. Der ist allerdings im Sturmzentrum zuhause. Auf den Aussen hat der FCW noch Bedarf, wenn er denn im Aufstiegsrennen ein Wörtchen mitreden will. Gemeinsam mit einem anderen ehemaligen Basler Talent, Neftali Manzambi, könnte Pululu die aufregendste Flügelzange der Challenge League bilden. Ein weiterer Pluspunkt: Neu-Trainer Alex Frei, der den FCB-Kicker bestens kennt.

2) Neuchâtel Xamax

In der Rückrunde der Saison 2018/19 war Pululu bereits an die Neuenburger ausgeliehen. In 15 Auftritten glückten ihm zwei Treffer und eine Vorlage. Drei Jahre später könnte er an die alte Wirkungsstätte zurückkehren: Xamax musste Flügelstürmer Maren Haile-Selassie in Richtung Lugano ziehen lassen und sucht nun nach Ersatz. Pululu kennt den Verein bereits und würde die Offensive sogleich auf ein neues Level heben.

…Ausland

Auch ein Wechsel ins Ausland kommt in Frage. In der Vergangenheit war bereits von Interesse aus der Ligue 2 (Grenoble Foot 38) und der 2. Bundesliga zu hören. Diese Grössenordnung wäre auch heuer wieder realistisch.

Wohin auch immer es Pululu ziehen wird: Es wird ein wegweisender Winter für den Fortlauf seiner Karriere!

+++UPDATE+++

Der Fussball ist ein schnelllebieges Geschäft: Wenige Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels hat der FC Basel bekanntgegeben, dass Pululu nach Deutschland verkauft wurde. Der Flügelstürmer hat bei Bundesliga-Schlusslicht Greuther Fürth einen Vertrag bis 2024 unterschrieben.

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