Wer soll Turkes ersetzen? Transferscouting Lausanne-Sport

Im letzten Spiel vor der Winterpause verletzte sich Lausanne-Sport Stürmer Aldin Turkes gravierend: Kreuzbandriss und Saisonaus. Wie kann Lausanne den Ausfall seinen verlässlichsten Scorers auffangen? Wir haben uns etwas auf dem Transfermarkt umgesehen – und präsentieren das erste Bolzplazz-Transferscouting.

© Claudio Thoma / freshfocus

6 Tore und 2 Assists in 13 Super League-Partien: Aldin Turkes war damit an nicht weniger als 44% aller Lausanner Treffer direkt beteiligt. Sein langwieriger Ausfall wird extern kompensiert werden müssen, denn im Kader stehen mit Rapp (keine Zukunft mehr im Klub), Monteiro (4 Spiele, 1 Tor) und Guessand (12 Spiele, 3 Tore) keine Mittelstürmertypen, die Turkes 1:1 ersetzen könnten.

Welches Stürmerprofil verkörpert Aldin Turkes?

Turkes überragt mit seinen 1,93m die meisten seiner Gegenspieler deutlich. Seine Stärken liegen überraschenderweise aber trotz Körpermasse weniger im Kopfballspiel (kein Treffer per Kopf) oder im Zweikampf (gewinnt nur 28.6% seiner Duelle am Boden, 44% in der Luft). Vielmehr ist Turkes ein Strafraumfuchs. Nur ein Spieler war in der Liga bis zur Winterpause häufiger in der Box am Ball als Aldin Turkes (54 mal) – nämlich Jean-Pierre Nsamé (58 mal). Gesucht wird also ein Spieler, der eine starke Präsenz im gegnerischen Strafraum hat – und idealerweise ähnliche körperliche Voraussetzungen und Scorerwerte wie der Bosnier mitbringt.

Yanis Lahiouel, 25: Stade-Lausanne-Ouchy

Logisch, taucht Challenge League-Topscorer Yanis Lahiouel in dieser Liste auf. Mit 8 Toren und 4 Vorlagen hat sich der Franzose in dieser Hinrunde ins Schaufenster geballert. Lange dürfte es nicht mehr dauern, bis ein grösserer Klub zuschnappt. Lahiouel (1,81m) besitzt rein physisch zwar keinerlei Gemeinsamkeiten mit Turkes – passt jedoch in anderer Hinsicht perfekt ins gesuchte Stürmerprofil: Kein Spieler aus der Challenge League verzeichnet in der Hinserie mehr Ballaktionen im Strafraum als Lahiouel (80). Daneben gehört der Promotion League-Torschützenkönig von 2019 zu den abschlussstärksten Spielern der Liga: Im Schnitt feuert er pro Partie 3.09 Schüsse ab – ein Wert, der sogar Turkes‘ Abschlussfrequenz übertrifft (2.71). Lahiouel ist demnach genau der Strafraumfuchs, den Lausanne-Sport mit dem Ausfall von Turkes verliert. Ein Transfer wäre also ein no-brainer. In die Hände spielt Lausanne-Sport zudem, dass Lahiouels Vertrag beim Lokalrivalen kommenden Sommer ausläuft. Will Stade-Lausanne mit seinem besten Spieler also noch Geld machen, ist diese Wintertransferperiode die letzte Möglichkeit dazu – es sei denn, Lahiouel verlängerte plötzlich doch noch.

© Keystone / 24heures.ch

Mirlind Daku, 23: KF Ballkani

Daku ist die „wild card“ in dieser Liste: Nur wer sich mit dem kosovarischen Fussball auseinandersetzt, wird von ihm gehört haben. Das dürfte sich aber bald ändern: Mirlind Daku zerschiesst die heimische Liga nach allen Regeln der Kunst. In 18 Ligaspielen verzeichnet der Knipser unglaubliche 21 Tore und 2 Assists. Alleine schon wegen dieser Scoringwerte, muss Daku für so manchen Schweizer Klub zumindest eine Überlegung wert sein. Klar, dass das Niveau der kosovarischen Liga nicht an die Super League herankommt – nichtsdestotrotz ist ein Spieler, der solche Zahlen vorweisen kann, für Höheres geschaffen. Wieso also nicht für Lausanne-Sport? Neben der Torgarantie bringt der kosovarische Nationalspieler eine weitere wichtige Komponente mit – nämlich seine Physis. 1,92m misst Mirlind Daku – und könnte damit rein von seiner körperlichen Präsenz her Turkes wohl spiegelbildlich ersetzen. Transfermarkt schätzt Dakus Martkwert auf 350.000 Euro – ein Schnäppchen! Greift Lausanne nicht zu, wird es bald jemand anderes tun.

© Shpend Ahmeti

Haji Wright, 22: Sönderjyske

Auch dieser Name dürfte den wenigsten Fussballfans geläufig sein: Haji Wright entstammt der Schalker Knappenschmiede und spielt seit dieser Saison in der ersten dänischen Liga. Der amerikanische Nachwuchsinternationale lieferte eine starke Hinserie ab und verzeichnete in 12 Partien 7 Tore und eine Vorlage. Wright bringt ein Gardemass von 1,93m mit und nähert sich auch in seinem Spielstil dem gesuchten Stürmerprofil an. So präsentiert er sich enorm abschlussfreudig und sucht stets den direkten Weg zum Tor. Im Schnitt kommt Wright 3.64 mal pro 90 Minuten zum Abschluss – der zweitbeste Wert der Liga. Auch in puncto Ballaktionen im Strafraum gehört der Amerikaner zur Ligaspitze: Pro Partie taucht er durchschnittlich 4.25 mal mit dem Ball am Fuss in der Box auf. Mit einem geschätzten Martkwert von 1 Million Euro dürfte Wright nicht ganz billig werden. Nach den Verkäufen von Zeqiri und Ndoye sind Lausannes Klubkassen aber gut gefüllt – finanziell stemmbar wäre der Deal also ziemlich sicher. Sönderjyske jedoch dürfte kein Interesse daran haben, seinen besten Torschützen bereits wieder ziehen zu lassen. Trotzdem sollte Wright aufgrund seines perfekt geeigneten Stürmerprofils in den Überlegungen von Lausanne-Sport eine Rolle spielen und könnte Aldin Turkes künftig im Falle eines Abgangs als Ideallösung ersetzen.

© Bo Amstrup / sport.de

Myziane Maolida, 21: OGC Nice

Natürlich könnte Lausanne auch von der Verbindung in die Ligue 1 zu Partnerklub OGC Nice gebrauch machen, und sich leihweise etwa mit Mittelstürmer Myziane Maolida verstärken. Mit Armel Zohouri, Trazié Thomas, Pedro Brazão, Lucas Da Cunha, Hicham Mahou und Evann Guessand stehen bereits sieben Leihspieler aus Nizza in den Diensten der Waadtländer. Maolida kommt in der ersten Mannschaft nicht wie gewünscht zum Zug und braucht Spielpraxis (2020/21erst 6 Spiele, 1 Tor). Sein Profil passt jedoch kaum in die Lücke, die Aldin Turkes bis zum Saisonende hinterlässt. Maolida ist deutlich kleiner als Turkes (1,82m) und entfacht weit weniger körperliche Strafraumpräsenz als die anderen Kandidaten. Er gehört vielmehr in die Stürmerkategorie „schneller Dribbler“ und verkörpert damit Elemente, die Lausanne in Person von Evann Guessand, Rafnik Zekhnini oder Isaac Schmidt bereits hat. Vermutlich wäre aber eine Ausleihe von Maolida die kostengünstigte Variante dieser Liste – wenn auch nicht die Geeignetste.

© Maxppp – SEBASTIEN NOGIER/EPA / francebleu.fr

Wie könnte Lausanne Aldin Turkes ohne Transfers ersetzen?

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Lausanne-Sport gänzlich auf einen Transfer verzichtet. Der Ausfall von Platzhirsch Turkes könnte genau die Chance sein, auf die der ein oder andere Nachwuchsstürmer schon gewartet hat. Mit Florian Hysenaj (19) hat Lausanne ein hoffnungsvolles Talent in den eigenen Reihen, das ins kalte Wasser geworfen werden könnte. Auch eine taktische Umstellung käme in Frage: Contini könnte Evann Guessand als Stossstürmer aufstellen und dafür auf links vermehrt auf Neuzugang Toichi Suzuki (20), Eigengewächs Josias Lukembila (21) oder Nizza-Leihgabe Lucas Da Cunha (19) setzen, während über rechts etwa Isaac Schmidt (21), Rafik Zekhnini (23) oder Neu-Leihgabe Hicham Mahou (21) wirbeln. So oder so gilt: Giorgio Contini hat in der Offensive die Qual der Wahl – auch wenn mit Turkes der einzig echte Mittelstürmer ausfällt.

* Daten von Wyscout

Share the Post: