Was darf man von den Nati-Neulingen Fabian Rieder und Ardon Jashari in Katar erwarten?

Elf Tage vor dem Start der Weltmeisterschaft in Katar gab Nationaltrainer Murat Yakin sein Kader bekannt. Überraschend mit dabei: Zwei junge Talente aus der Super League – Fabian Rieder (Young Boys) und Ardon Jashari (Luzern). Was dürfen die Nati-Fans von diesen beiden Überraschungskandidaten erwarten?

26 Spieler nominierte Murat Yakin für das anstehende Turnier. Neben arrivierten Kräften wie Kapitän Granit Xhaka, Torhüter Yann Sommer oder Abwehrchef Manuel Akanji, werden auch zwei Greenhorns im Flieger nach Katar sitzen: Fabian Rieder und Ardon Jashari, zwei aufstrebende junge Talente mit Jahrgang 2002. Ihre WM-Teilnahme überrascht – und ist dennoch in beiden Fällen der verdiente Lohn einer rasanten Entwicklung.

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Fabian Rieder – Ein Aufgebot mit Ankündigung

Fabian Rieder dürfte mittlerweile jedem Schweizer Fussballfan ein Begriff sein. Im Herbst 2020 debütierte er in der 1. Mannschaft seines Jugendvereins YB – und das gleich in der Europa League gegen die grosse AS Roma. In der Folge wuchs er Schritt für Schritt in eine wichtigere Rolle hinein und machte sich mit einem Traumtor gegen Manchester United in der letztjährigen Champions-League-Gruppenphase auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen. Mittlerweile ist Rieder in Bern zum unumstrittenen Stammspieler und zum Denker und Lenker im Mittelfeld aufgestiegen. Seine Qualitäten – allen voran seine technische Klasse, seine hohe Spielintelligenz und seine starken ruhenden Bälle– gehören in der Super League zum Besten, was man finden kann.

Vielerorts wurde Rieder in den vergangenen Monaten bereits in die Nationalmannschaft gefordert. Kurz vor der WM gab Yakin nun nach und bot ihn erstmals auf. Dass Rieders erste Schritte im Nati-Dress direkt im Rahmen eines grossen Turniers erfolgen, ist keine Alltäglichkeit – unterstreicht aber, über welch hohes Niveau der Mittelfeldspieler bereits verfügt. Das Schweizer Zentrum ist dank Xhaka, Sow, Freuler und Zakaria hochklassig besetzt. Dennoch traut Yakin dem Neuling schon jetzt zu, einen Mehrwert ins Schweizer WM-Kader zu bringen. Als Option von der Bank oder für den Fall, dass sich ein Stammspieler verletzten sollte, ist Rieder nicht zuletzt dank der Erfahrung von 22 internationalen Einsätzen mit den Young Boys eine valable Alternative. Es würde nicht erstaunen, wenn der 20-Jährige an dieser Endrunde erste Duftmarken in der Nati hinterlässt – und ein globales Publikum von seinem Potential überzeugt.

Ardon Jashari – In elf Monaten von der 1. Liga zur Weltmeisterschaft

Das Jahr 2022 muss Ardon Jashari wie in einem Film vorkommen: Im Januar spielte er noch mit der U21 des FC Luzern in der 1. Liga interregional – elf Monate später nimmt er nun als A-Nationalspieler am grössten Sportanlass der Welt teil. Der Aufstieg des defensiven Mittelfeldspielers erfolgte in Lichtgeschwindigkeit und ist eng mit FCL-Trainer Mario Frick verknüpft. Nach dessen Amtsübernahme in der Winterpause 2022 beförderte er Jashari umgehend in den Profikader und machte ihn direkt zum Stammspieler. Schon nach kurzer Zeit war das FCL-Eigengewächs nicht mehr aus der ersten Elf wegzudenken: Im Zentrum schwang er das Zepter wie ein Routinier und brachte auf Anhieb eine Selbstverständlichkeit und Präsenz auf den Rasen, die man so nur von altgedienten Spielern kennt. Dank Leichtfüssigkeit, Ball- und Passsicherheit sowie einer grossartigen Übersicht machte er sich schnell unverzichtbar. Trotz erst 39 Einsätzen im Herrenbereich in den Beinen, orchestriert Jashari das Luzerner Spiel mittlerweile im Alleingang – und amtet seit dieser Saison nebenbei auch noch als Kapitän.

Jasharis rasante Entwicklung vom Nachwuchstalent zum Klubkapitän blieb auch dem Nationaltrainer nicht verborgen. Um den schweizerisch-kosovarischen Doppelbürger an den SFV zu binden, berief ihn Yakin im September zum ersten Mal in die Nationalmannschaft. In der abschliessenden Nations-League-Partie gegen Tschechien (2:1) debütierte er dann auch sogleich. Mit dem Aufgebot für die WM wird Jasharis kometenhafter Aufstieg nun um ein weiteres Kapitel erweitert. Anders aber als Rieder, der bereits auf reichlich internationale Erfahrung mit YB zurückblicken kann und im Mittelfeld flexibel einsetzbar ist, dürfte Jashari im Kampf um Spielzeit in Katar einen schweren Stand haben – schliesslich spielt auf seiner Position im defensiven Mittelfeld niemand Geringeres als Granit Xhaka. Aber auch wenn Jashari noch keine grosse Rolle einnehmen sollte – die Turniererfahrung wird für ihn und den weiteren Verlauf seiner Karriere sehr wertvoll sein.

Während Rieder also durchaus zugetraut werden kann, nach einer Einwechslung den ein oder anderen Impuls zu setzen, würde es erstaunen, wenn Jashari in Katar Spielzeit erhielte. Ob und wie oft sie eingesetzt werden, ist für den SFV und die beiden Spieler selber aber nebensächlich. Denn alleine schon mit ihrer überraschenden Nomination hat Yakin bewiesen, dass er der Zukunft die Tore eröffnet. Ihre Inklusion ist ein Signal für dafür, dass im Schweizer Mittelfeld in den kommenden Jahren ein Generationenwechsel ansteht. Und je eher Ausnahmetalente wie Rieder und Jashari – die eines Tages in die Fussstapfen von Freuler und Xhaka treten werden – ans Nati-Level herangeführt werden, umso reibungsloser wird die Erbfolge vonstatten gehen. Dass Yakin an der WM also zwei Newcomern eine Chance erteilt, ist der richtige Entscheid – und zeigt, dass der Nationaltrainer vorausdenkt.

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