- Bolzplazz
Toni Domgjoni: Endlich aus dem Schatten?
Aktualisiert: 1. Apr. 2021
Er gehört zu den unterbewertetsten Spielern der Super League: Toni Domgjoni (22) zeigt aktuell seinen Wert für die Schweizer U21-Nationalmannschaft. Rücken ihn seine starken Auftritte an der U21-EURO endlich ins verdiente Spotlight?
Starke Leistungen mit der U21
Toni Domgjoni gehört in Mauro Lustrinellis Equipe zu den wichtigsten und zuverlässigsten Leistungsträgern. Seit November 2018 bestritt das FCZ-Eigengewächs jedes einzelne Spiel und stand dabei stets in der Startaufstellung. Daher war Domgjoni auch ein zentrales Puzzlestück für die erstmalige EM-Qualifikation der Schweizer U21 seit 2011. Lustrinelli schätzt den 22-jährigen defensiven Mittelfeldspieler extrem. Domgjoni zahlt dieses Vertrauen mit starken Auftritten zurück und zeigt aktuell an der U21-EURO, wie wichtig er für die Schweiz ist.
Domgjoni ist ein unauffälliger Spieler. Er arbeitet unheimlich viel für die Mannschaft, ohne gross für Spektakel zu sorgen. Domgjoni bekleidet eine Schlüsselrolle hinsichtlich der defensiven Stabilität und dem Umschaltspiel der Schweizer U21-Auswahl. Dank seiner Laufstärke und seinem guten Positionsspiel schliesst er Räume in der Rückwärtsbewegung. Domgjoni geht auch im Pressing voran, mit Einsatz- und Laufbereitschaft erobert der en Ball zurück. Hat er diesen einmal abgefangen, weiss er mit einfachen, aber klugen Pässen den Gegenangriff einzuleiten.
Andere Spieler in der Schweizer U21-Nati sorgen mit dem Ball am Fuss für Szenen, die es in ein Highlight-Video schaffen. Gerade der wirblige Bastien Toma, der energetische Alexandre Jankewitz oder der elegante Kastriot Imeri fallen im Schweizer Mittelfeld auf und können sich entfalten. Dabei hält ihnen Domgjoni als ehrlicher Arbeiter den Rücken frei, er verleiht dem Team dank seiner Ruhe, seiner Zuverlässigkeit und seiner Disziplin die nötige Ausgeglichenheit.
Die Bühne der U21-Europameisterschaft nutzt der Ruhepol des Schweizer Spiels bislang eindrücklich. Extrem entschlossen und zweikampfstark hält er die Gefahr vom eigenen Sechzehner fern. Beim Auftaktsieg gegen England gewann er unglaubliche 89% seiner defensiven Duelle, in der zweiten Partie gegen Kroatien waren es immerhin noch sehr starke 80%. 16 Mal eroberte er das Leder in den zwei Partien insgesamt zurück, im Schnitt kann Domgjoni eine Passquote von 88.5% und gar ein Dribblingserfolg von 100% vorweisen.
Klar, gespielt sind erst zwei Partien. Aber die Souveränität und Coolness Domgjonis beeindruckt.

Gute Entwicklung beim FCZ
Eine ähnliche Konstanz legt der Sechser für den FC Zürich an den Tag. In der laufenden Saison nahm Domgjoni den nächsten Schritt und entwickelte sich im unruhigen Zürcher Umfeld weiter. Bis zur Winterpause gehörte der 17-fache Schweizer U21-Nationalspieler zu den besten Mittelfeldspielern der Liga. Sichtlich dazu beigetragen hatte der Zuzug Ousmane Doumbias. An seiner Seite erhielt Domgjoni mehr Freiheiten und konnte sich so auch vermehrt ins Angriffsspiel einbringen.
Das wiederspiegelt sich in seinen Zahlen: 3 Tore und 2 Vorlagen stehen in 24 Super League-Einsätzen 2020/21 zu Buche. Schon jetzt hat Domgjoni mehr Scorerpunkte in einer Saison gesammelt, als jemals zuvor. Mit einem tollen rechter Fuss, viel Ballgefühl und einem guten Auge für öffnende Pässe hat das FCZ-Juwel bewiesen, auch über offensive Qualitäten zu verfügen.
Domgjonis erfreuliche Entwicklung wurde im Winter aber ins Stocken gebracht. Durch die Rückkehr Blerim Dzemailis fand er sich teilweise nur noch auf der Bank wieder. Sowieso hat der FCZ viel Schwung seit der Amtsübernahme Massimo Rizzos im letzten Herbst verloren. Das zeigt sich auch an Domgjonis Scorerstatistik: 4 seiner 5 Torbeteiligungen sammelte er noch vor der Winterpause. Umso eindrücklicher sind seine starken Auftritte mit der Schweizer U21 zu bewerten. Eine Bühne, die Domgjoni perfekt nutzten kann.
Offene Zukunft
Noch ist nicht klar, wo Domgjoni in der nächsten Saison spielen wird. Sein Vertrag läuft in diesem Sommer aus, bislang gab es keine Bestrebungen, das Arbeitspapier zu verlängern. Nach 113 Pflichtspielen mit seinem Jugendklub fühlt sich Domgjoni wohl für den nächsten Schritt bereit. Bereits im letzten Sommer gab es Interesse aus dem Ausland, doch der FCZ wollte ihn noch nicht abgeben.
Zum Interessentenkreis zählen laut calciomercato mehrere Serie A-Teams. Lazio Rom, Atalanta Bergamo und Udinese Calcio sollen sich mit dem Zürcher Mittelfeldstrategen beschäftigen. Domgjonis Leistungen an der U21-EURO lassen kaum einen Zweifel daran, dass er gerüstet ist für eine neue Herausforderung. Die taktisch geprägte Serie A könnte seinem Spielstil durchaus passen. Noch ist keine Entscheidung darüber gefallen, wo Domgjoni ab nächsten Sommer zu sehen sein wird. Klar ist aber, dass er – sollte er wirklich ablösefrei gehen – ein echtes Schnäppchen ist.
Ebenfalls unsicher ist, für welches Land Domgjoni dereinst einmal auflaufen wird. Mit 11 Jahren kam er aus Kroatien in die Schweiz, er könnte daneben auch noch für den Kosovo auflaufen, der bereits heftig um ihn werben soll. Ins Mittelfeld der Schweizer A-Nati "einzubrechen" dürfte angesichts der namhaften Konkurrenz von Xhaka, Zakaria, Freuler, Sow, Edimilson, Toma oder Aebischer kaum einfach werden. Aber eines ist klar: Domgjoni wächst an der Herausforderung. Jedes Team kann froh sein, einen Spieler wie ihn im Kader zu haben – die Schweiz eingeschlossen.
Spieleranalyse: https://fromthehalfwayline.com/2021/03/18/toni-domgjoni-the-zurich-boy-ready-to-take-the-next-step/
Domgjoni an der U21-EURO: https://www.blick.ch/sport/fussball/nati/u21-marathon-mann-domgjoni-dank-domgjoni-fiebern-auch-kroaten-mit-u21-nati-mit-id16424671.html
Darum spielt er für die Schweiz: https://www.watson.ch/sport/fussball/600136398-u21-darum-spielen-domgjoni-und-pusic-fuer-die-schweiz-statt-fuer-kroatien