- Owen Ogieva
The Streets Won’t Forget: Eric Hassli – Exzentriker und Edeltechniker
Der exzentrische Franzose Eric Hassli gehört zu den erfolgreichsten FCZ-Stürmern der jüngeren Clubgeschichte, ist aber vielen Super League Fans der neueren Generation kein Begriff mehr. Mit «The streets won’t forget» blicken wir auf seine Karriere zurück.
Eric Hassli wurde am 3. Mai 1981 an der französischen Grenze zu Deutschland in Sarreguemines geboren und lernte beim kleinen ansässigen Stadtverein das Kicken. Von seinem Heimatort aus eroberte er Jahre später die Fussballwelt und entwickelte sich zu einem Stürmer, der uns nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Aufgrund seiner Körpergrösse von 1,93m war Hassli ein äusserst zweikampfstarker, wuchtiger Spieler, gehörte aber dank erstaunlich anmutigen technischen Fähigkeiten auch zu den trickreichsten Angreifern der Liga. Während seiner Karriere gewann der Franzose mit dem FC Zürich den Schweizer Meistertitel und wurde 2012 für ein spektakuläres Tor im Shirt der Vancouver Whitecaps für den Puskas Award nominiert.
Startschwierigkeiten in Frankreich und England
Mit 19 Jahren wechselte der Hüne von seiner Heimatstadt weg und schloss sich Ligue 1 Verein Metz an. Für die Lothringer stand der Mittelstürmer insgesamt 40-mal auf dem Platz, erzielte dabei aber lediglich drei Tore. Während seiner Zeit bei Metz hatte Hassli mit vielen Trainerwechseln zu kämpfen und konnte sich erst nach dem Abstieg in die Ligue 2 in die erste Elf spielen. Während dem Wintertransferfenster der Saison 02/03 wagte der Angreifer dann den Schritt ins Ausland und wechselte auf Leihbasis für zwei Monate zum englischen Verein FC Southampton – wo er aber schnell in Vergessenheit geriet. Seine Zeit in England ging zu Ende, ohne dass er auch nur einmal zum Einsatz kam. So führte ihn sein Weg weiter in die Schweiz, wo er erstmals in seiner Karriere richtig explodieren sollte.
Ein rastloser Wandervogel zieht durch die Schweiz
Ein halbes Jahr nach seiner Rückkehr aus England, entschied er sich im Januar 2004 im Alter von 22 Jahren zum Transfer über die Grenze in der Schweiz – eine gute Entscheidung, die seine Karriere nachhaltig prägte. Zu Beginn war seine Super League Laufbahn allerdings vor allem durch ständiges Umziehen geprägt. Seine erste Station in der Eidgenossenschaft: Neuchâtel Xamax. Mit den Neuenburgern kämpfte Hassli in der Rückrunde der Saison 2004/05 erfolgreich gegen den Abstieg und gewann in der Barrage über zwei Spiele gegen den FC Vaduz. Lange blieb er aber nicht bei Xamax: Nach gerademal 15 Einsätzen und zwei Toren, klopfte bereits ein grosser Name an: Im Sommer verpflichtete Servette den Franzosen für rund eine Million Franken. Aber auch Hasslis Zeit in Genf war nicht von langer Dauer. Sein Engagement bei den Grenats kam zu einem abrupten Ende, als der Verein Konkurs ging. So wechselte Hassli erneut nach nur wenigen Monaten wieder den Verein – und schloss sich im Winter 2005 dem FC St.Gallen an.

Bei den Espen etablierte sich der glatzköpfige Franzose zum Torjäger und stieg zum Schlüsselspieler auf. In seinem ersten Spiel für den FCSG traf Hassli beim 3:1 Sieg gegen den Tabellenführer Basel gleich zweimal ins Netz und ballerte sich sogleich in due Herzen der Fans. Erstmals überhaupt blieb er für eine längere Periode an einem Ort. In eineinhalb Jahren in der Ostschweiz entwickelte sich Hassli zu einem der besten Stürmer der Liga. In 49 Partien für den FCSG schoss Hassli 19 Tore und bereite zehn weitere vor. Dank seinen starken Leistungen spielte er sich wieder in den Fokus von Klubs aus seiner Heimat. Im Sommer 2006 wechselte er schliesslich zum französischen Aufsteiger Valenciennes, sollte aber bereits ein Jahr später wieder in die Super League zurückkehren – wo dann die glorreichste Phase seiner Karriere anstand.
Rückkehr in die Schweiz und grosse Phase beim FCZ
Nach einer nur mässig erfolgreichen Saison in Frankreich, an deren Ende immerhin der Klassenerhalt stand, zog es Hassli im Sommer 2007 wieder zurück in die Schweiz. Der FC Zürich, damals amtierender Meister, lockte ihn ins Letzigrund. Die Zürcher mussten nach ihrer höchst erfolgreichen Saison die Abgänge von Leistungsträgern wie Gökhan Inler, Xavier Margairaz oder Steven von Bergen verkraften und investierten naturgemäss ebenfalls viel, um die Verluste zu kompensieren: Unter anderem gelang es, den damals 26-jährigen Hassli zu verpflichten. Seine Debütsaison beim FCZ (2007/08) verlief jedoch aus der Sicht von Klub und Spieler enttäuschend. Zwar startete Hassli gut und konnte nach den ersten zehn Spielen eine gute Quote von fünf Torbeteiligungen vorweisen, begab sich dann aber in den Sinkflug. Am Ende der Spielzeit standen nur vier Tore und fünf Vorlagen zu Buche – ganz sicher nicht das, was man sich in Zürich von Hassli erhofft hatte. Der FCZ enttäuschte als Ganzes und konnte seinen Titel nicht verteidigen, am Ende stand ein ernüchternder vierter Platz.
Die zweite Saison in Zürich verlief um einiges erfolgreicher. Mit 17 Toren gehörte Hassli zu den treffsichersten Stürmer der Liga. Der Franzose taugte aber nicht nur als Schütze, sondern erarbeitete sich auch einen tollen Ruf als Vorbereiter: Ganze zehn weitere Tore legte er für seine Mitspieler auf. Auch dank Hasslis exzellenten Leistungen und seiner Explosion im zweiten Jahr, wurde eroberte der FCZ den Meistertitel zurück. Diese herausragende Spielzeit des wuchtigen Stürmers, der trotz seiner körperlichen rohen Kraft auch über viel technische Klasse verfügte, ist den FCZ bis heute in lebhafter Erinnerung.

In der Folgesaison war Hassli aber wieder wenig erfolgsverwöhnt. Er erlitt im September 2009 einen Schienbeinbruch und fiel für den Grossteil des Jahres aus. Somit verpasste er auch das legendäre Champions League Duell gegen die AC Milan. Nach einer weiteren harzigen Saison löste der Franzose im Frühling 20211 schliesslich seinen Vertrag in Zürich auf und wechselte in die MLS. Obwohl er immer wieder hartes Brot zu beissen hatte, so ist Hassli als einzigartiger Spielertyp und Meisterstürmer dennoch in die Annalen des FCZ eingegangen. Am Ende seiner Zeit beim Stadtclub standen unter dem Strich 108 Partien, 35 Tore und 20 Assists – eine tolle Bilanz.
Puskas-Nomination bei den Vanocuver Whitecaps
Wie einst beim FC St. Gallen, gelang ihm auch bei den Vancouver Whitecaps das Kunststück, ein Doppelpack bei seinem Debüt zu schnüren. Sowieso erlebte Hassli in Kanada eine erfolgreiche Phase: Nachdem er im Mai 2012 gegen Toronto ein Wundertor erzielt hatte, wurde er mit einer Puskas-Nomination gewürdigt und erlangte internationale Bekanntheit. In den Folgejahren pendelte Hassli durch die MLS und wechselte seinen Verein – wie so oft in seiner Karriere – fast beliebig. Toronto, Dallas und San Antonio hiessen seine weiteren Stationen in Nordamerika, ehe er im Herbst 2015 zu seinem Heimatverein Sarreguemines zurückkehrte und wenig später seine Schuhe schliesslich an den Nagel hängte.