- Chris Eggenberger
Swiss Talent Watch: Marco Burch – Schweizer Verteidiger der Zukunft?
In der Serie "Swiss Talent Watch" stellt Bolzplazz jeweils ein Schweizer Talent vor. Der 18. Beitrag ist Marco Burch gewidmet.
Marco Burch, heute 20-jährig, war schon fast in Vergessenheit geraten. Als der über ein Jahr jüngere Becir Omeragic im Herbst 2020 sein Debüt in der A-Nati gab, kurierte Burch gerade eine langwierige Meniskusverletzung aus und hatte in seiner Karriere erst 7 Super League-Spiele absolviert. Die Zukunft der Schweizer Innenverteidiger-Positionen schien an Omeragic und Leonidas Stergiou vergeben zu sein.
Doch wer auf die Länderspiele dieser Saison blickt, sieht, dass Burch in allen vier Spielen der Schweizer U21 in der Startelf stand, was weder Omeragic noch Stergiou von sich behaupten können. Das Luzerner Eigengewächs hat einen beträchtlichen Anteil daran, dass die U21-Nati in diesen vier Partien kein Gegentor aus dem offenen Spiel kassierte. Die einzigen zwei Gegentreffer gab es gegen Holland nach Ecken, Burch war dabei ohne Schuld.
Weniger gut ist die Statistik im Verein – der FC Luzern hat in dieser Super League-Saison in 9 Partien noch nie gewonnen und noch nie zu Null gespielt. Burch ist im Team von Fabio Celestini seit seiner Rückkehr von erwähnter Meniskusverletzung zu Beginn der Rückrunde 2020/21 gesetzt und hat die davor regelmässigen Verletzungsprobleme hinter sich gelassen: Der 20-jährige ist der einzige Feldspieler aller Super-League-Teams, der in dieser Saison noch keine Pflichtspielminute verpasst hat.
Er spielt im Luzerner 4-4-2 oder 4-2-3-1-System als rechter Innenverteidiger und nimmt dabei die Rolle des «Absicherers» ein. Er deckt also gegen hohe Bälle über die Verteidigung ab und stösst dazu, wenn ein Kollege einmal einen Zweikampf verliert. Sprintet ein Gegner auf Burch zu, lässt er sich gerne fallen und versucht dann den kommenden Schuss oder Pass zu blocken. In "seinem Spiel", dem Blocken, Abfangen und Klären von Bällen, gehört der gebürtige Obwaldner bereits heute zu den Besten der Liga.

Die klare Aufteilung, welcher IV verstösst und welcher sich fallen lässt, kann aber gerade neben Holger Badstuber auch ein wunder Punkt des FCL sein. Ein Top-Stürmer wie Arthur Cabral, der direkt vor der Länderspielpause als Burchs direkter Gegenspieler auflief, weiss das auszunutzen: Er machte in jener Partie einen guten Laufweg rüber auf Badstubers Seite und kreierte so nicht nur Raum für Zhegrova vor dem zurückgefallenen Burch, sondern auch ein 1 gegen 1 für sich selbst mit dem nicht mehr ganz so flinken Badstuber, was in einem Abschluss innerhalb der Box für den Brasilianer resultierte.
Für den Moment dürfte Celestini aber bei der aktuellen Aufteilung bleiben, denn Burchs Zweikampffähigkeiten sind noch nicht gut genug. Gegen Basel zum Beispiel gewann er keinen einzigen Zweikampf am Boden (0/3), in dieser Saison liegt seine Quote bisher bei nur knapp 50%. Gerade wenn Burch von seinem Spiel abweicht und aktiv ein Duell sucht, lässt er sich noch zu oft ausspielen. Auch in Kopfballduellen wirkt der 20-Jährige noch nicht immer stilsicher, wenn auch die Voraussetzungen mit 1.86 Metern und einer guten Technik vorhanden wären. Verbessert hat er zuletzt, mit Celestini als Trainer wenig überraschend, sein Passspiel und die Fähigkeit, öffnende Pässe durch die Ketten des Gegners zu spielen.

Anders als bei Kollegen Omeragic und Stergiou bahnt sich bei Burch noch kein Wechsel ins Ausland an, der Nachwuchs-Nationalspieler muss und wird neben dem erfahrenen Badstuber weiter lernen und zu einem kompletteren Verteidiger werden. Nicht zuletzt das Vertrauen von Mauro Lustrinelli zeigt aber, dass Burch zu den grössten Verteidiger-Talenten der Schweiz zählt und mit einigen guten Spielzeiten auf dem Buckel ein Thema für grössere Aufgaben werden kann.