- Emanuel Staub
Swiss Defense Talents: Die Schweizer U21 Abwehrhoffnungen
Aktualisiert: 9. März 2021
Die Schweiz verfügt über eine Vielzahl an jungen Abwehrtalenten, die in Jugendakademien auf dem ganzen Kontinent für Furore sorgen. Nachdem wir bereits die grössten Schweizer Sturm- und Mittelfeldtalente vorgestellt haben, rücken wir in diesem Artikel die 12 aktuell vielversprechendsten und spannendsten Schweizer U21 Verteidiger in den Fokus.
Vorab einige Anmerkungen: In die Liste aufgenommen wurden nur Spieler, die bereits Erfahrungen auf Profi-Stufe sammeln konnten. Schweizer Talente wie Daniel Leo (19, Juventus), Christian Marques (18, Wolves) oder Enzo Adeagbo (19, Lazio Rom) sind zwar ebenfalls sehr interessant, wir beschränken uns in diesem Artikel aber nur auf jene jungen Schweizer Abwehrspieler, die ihr Können bereits auf Profiebene nachweisen konnten. Andere Spieler wie Cédric Zesiger (22, YB), Kevin Rüegg (22, Hellas Verona) oder Miro Muheim (22, FC St. Gallen) sind bereits älter als 21 und daher für dieses Ranking nicht zugelassen.
Die Spieler wurden in drei Kategorien aufgeteilt:
Gold: Profi-Durchbruch geschafft und Potential bewiesen
Silber: Arbeiten am definitiven Durchbruch und beweisen zurzeit ihr Potential
Bronze: Potential wurde angedeutet, aber der Durchbruch lässt auf sich warten
Kategorie Gold
Leonidas Stergiou, 18: FC St. Gallen – Innenverteidigung
Der frischgebackene "Best Youngster 2020" der Super League dürfte allmählich jedem Schweizer Fussballfan ein Begriff sein. Im zarten Alter von 18 Jahren hat Stergiou bereits 65 Auftritte für den FC St. Gallen auf dem Buckel. Mit 1,80m ist er für einen Innenverteidiger zwar sehr klein, gleicht diesen physischen Nachteil aber durch viel Schnelligkeit, ein hervorragendes Antizipationsvermögen und exzellentes Positionsspiel aus. Des Weiteren ist Stergiou in der Lage, den Ball in die gegnerische Hälfte zu tragen, durch das Pressing zu gleiten und so FCSG-Angriffe direkt zu initiieren. Für das Aufbauspiel ist der Schweizer U21-Nationalspieler also von essentieller Bedeutung und spielt teilweise wie ein Libero. Stergiou begeht kaum je Fehler oder fällt durch Unkonzentriertheiten auf – sondern er spielt cool und abgebrüht wie ein alter Hase. Nach Silvan Heftis Abgang zu YB ist der Wattwiler nun der Chef in der St. Galler Hintermannschaft und er erledigt diese Aufgabe herausragend. Blitzsauber nach hinten und energisch nach vorne: Stergiou ist der Prototyp eines modernen Innenverteidigers und wird eine tolle Karriere machen. Kein Wunder, dass ihn bereits Vereine wie Borussia Mönchengladbach auf dem Schirm haben.

Becir Omeragic, 19: FC Zürich – Innenverteidiger
Genauso souverän und abgezockt wie Stergiou spielt Becir Omeragic beim FCZ auf. Im Herbst 2020 verhalf ihm Vladimir Petkovic etwas überraschend bereits zum Debüt in der A-Nationalmannschaft. Wohl auch, um dem Werben von Bosnien, der Heimat seiner Eltern, einen Riegel vorzuschieben. Omeragic kam 2018 aus dem Nachwuchs von Servette nach Zürich. Mittlerweile hat der 19-Jährige bereits 42 Partien für den Stadtclub bestritten und gefällt durch eine hohe Geschwindigkeit, ausserordentliche Handlungsschnelligkeit und rohe physische Durchsetzungskraft. Mit einer Körpergrösse von 1,87m ist Omeragic auch in der Luft dominant. Der gebürtige Genfer ist mit dem Ball am Fuss ebenfalls eine Bereicherung für das Aufbauspiel seines Teams. Millimetergenaue Diagonalbälle hinter die gegnerischen Abwehrketten und öffnende Pässe gehören ebenso zu seinem Skillset wie pressingdurchbrechende Läufe durchs Mittelfeld mit dem Ball in den eigenen Füssen. Omeragic spielt extrem sauber und mit Anflügen technischer Eleganz. In einem seit Jahren instabilen FCZ ist die stetige Entwicklung des Ausnahmetalents die einzige Konstante. Omeragic darf sich reelle Chancen auf eine EURO-Teilnahme ausrechnen und dürfte dem FCZ bald schon einen Geldsegen bringen.
Kategorie Silber
Nias Hefti, 21: FC Thun – Aussenverteidigung
Der jüngere Bruder von YB-Überflieger Silvan Hefti spielt bereits seine zweite Saison als Stammspieler für den FC Thun. Am besten auf der Linksverteidigerposition aufgehoben, variabel auch weiter vorne einsetzbar, gefällt der quirlige Nias Hefti durch enorme Einsatzbereitschaft, Speed und eine ihm eigene Wendigkeit. Sehr gerne schaltet sich der U21-Nationalspieler in die Offensive ein und sorgt für Dauerbetrieb beim Gegner. Nie um eine Grätsche oder einen Bodycheck verlegen, kommt Hefti auch defensiv seinen Aufgaben resolut nach. Leihjahre beim FC Wil bereiteten ihn optimal auf den Schritt ins Berner Oberland vor. Dort erlebte er eine denkwürdige Premierensaison: Auf das Highlight der Europa League-Qualifikation gegen Spartak Moskau, wo Hefti übrigens ein Tor gelang, folgte eine schwierige Saison in der Super League, an deren Ende der Abstieg nach der Barrage-Schmach gegen den FC Vaduz stand. Nias Hefti konnte bereits 2019/20 im Oberhaus Akzente setzen und entwickelt sich nun in der zweiten Liga prächtig weiter. Die Schweiz besitzt aktuell keine grosse Dichte an starken Linksverteidigern – sollte sich Thuns Talent weiter so stark entfalten, dürfte für ihn eines Tages auch die Nationalmannschaft ein Thema werden.

Lindrit Kamberi, 21: FC Winterthur – Innenverteidigung
FCZ-Eigengewächs Lindrit Kamberi bestreitet schon seine zweite Saison als Leihspieler in der Challenge League. Nach der letztjährigen Leihstation in Wil unter Ciriaco Sforza, läuft er nun für den FC Winterthur auf. Kamberi bringt ein ähnliches Profil wie St. Gallens Leonidas Stergiou mit: Schnell, gutes Antizipationsvermögen und stark in der Spielauslösung. Trotz einer vergleichbar kleinen Körpergrösse von 1,83m ist er in der Luft überraschend stark und profitiert von seinem hervorragenden Timing. Kamberi ist mit 21 Jahren der unbestrittene Abwehrchef beim FCW und entwickelt sich sehr gut. Der FC Zürich wird ihn in der nächsten Saison kaum erneut verleihen, er wird seine Dienste nämlich wohl selber brauchen können. Kamberi spielt extrem unaufgeregt und souverän, zwei Elemente, die dem Defensivspiel des FCZ gerade persepktivisch nach einem Abgang von Becir Omeragic fehlen werden. Der Schweizer U20-Nationalspieler dürfte über kurz oder lang zu einem echten Faktor für die Stadtzürcher werden.
Sandro Theler, 20: FC Sion – Aussenverteidigung
Mit Sandro Theler hat der FC Sion nach Edimilson Fernandes und Bastien Toma ein nächstes Schweizer Juwel in den eigenen Reihen. Der Oberwalliser gefällt durch energiegeladene und bissige Auftritte auf seiner rechten Seite. Unter Fabio Grosso hat er sich zuletzt festgespielt und ist gesetzt. Schnell, explosiv und dank seinem bulligen Körper durchsetzungsstark bei Zweikämpfen, bringt Theler ein überzeugendes Gesamtpaket mit. Gegen den Ball arbeitet er gnadenlos konsequent und scheut weder Grätschen noch läuferischen Aufwand. Sowieso arbeitet er während dem Spiel sehr hart fürs Team und ist sich für nichts zu schade. Theler bringt alle Voraussetzungen mit, um dank seiner Spielweise und seiner Verankerung in der Region zum absoluten Sittener Publikumsliebling zu werden. Bald dürfte zudem die Schweizer U21-Nationalmannschaft ein Thema werden, gerade, weil andere Rechtsverteidiger wie Kevin Rüegg (22), Jordan Lotomba (22), Léo Seydoux (22) und Silvan Sidler (22) langsam aber sicher aus der Nachwuchs-Nati herauswachsen.
Marco Burch, 20: FC Luzern – Innenverteidigung
Der FC Luzern gehört zu den erfolgreichsten Ausbildungsstätten der Schweiz. Mit Marco Burch steht ein weiteres FCL-Eigengewächs kurz vor seinem Durchbruch. Der Innenverteidiger gab jüngst nach Verletzungspech sein Comeback. Burch ist ein kompletter Innenverteidiger, geschickt am Ball und in der Spieleröffnung, gut im Stellungsspiel und ganz stark im Zweikampf. Neben dem erfahrenen Lucas Alves (28) oder dem aufstrebenden Stefan Knezevic (24) haben die Innerschweizer mit Burch einen weiteren sehr verlässlichen und kaum fehleranfälligen Innenverteidiger zur Verfügung. In den letzten drei Partien setzte Fabio Celestini von Beginn an auf den 20-Jährigen und wurde dafür mit starken Leistungen seines Youngsters belohnt. Man darf gespannt auf Burchs weitere Entwicklung blicken.
Jan Kronig, 20: FC Wil – Innenverteidigung
YB-Leihspieler Jan Kronig in Diensten des FC Wil aus der Challenge League gehört schon länger zu den grössten Schweizer Abwehrtalenten. Im letzten Jahr an den FC Schaffhausen verliehen, ist er in der Ostschweiz zum unangefochtenen Stammspieler gereift. Obwohl er mit seiner wuchtigen Physis wie gemacht fürs defensive Zentrum ist, stellt ihn Alex Frei in dieser Saison als Linksverteidiger auf. Mit seiner Übersicht und dem Auge für öffnende Pässe kann er von der Aussenposition das Offensivspiel ankurbeln. Langfristig ist Kronig aber als Innenverteidiger sicher besser aufgehoben, wo seine Stilsicherheit bei defensiven Duellen gut zum Tragen kommt. Bei YB dürfte der U20-Nationalspieler längerfristig als Ersatz für Cédric Zesiger eingeplant sein, sollte dieser nach seiner zuletzt sehr starken Entwicklung den Schritt ins Ausland wagen.
Kategorie Bronze
Bryan Okoh, 17: FC Liefering – Innenverteidigung
Bryan Okoh ist das vielleicht grösste IV-Talent der Schweiz. Beim FC Liefering, dem Farmteam des österreichischen Ligakrösus RedBull Salzburg, soll der 17-Jährige Westschweizer Erfahrungen im Profibereich sammeln, ehe er zum Thema für die erste Mannschaft der "Bullen" wird. Gross (1,87m), extrem schnell, herausragend in der Spieleröffnung und unglaublich abgeklärt im Zweikampf, bringt der Teenager schon jetzt ein überragendes Gesamtpaket mit. Okoh hat alle Anlagen, um einmal ein ganz Grosser zu werden. In der erfolggekrönten RedBull-Fussballschule erhält er eine exzellente Ausbildung und dürfte auch in der Schweiz bald schon in aller Munde sein.
Albian Hajdari, 17: FC Basel – Innenverteidigung
Mit Hajdari besitzt der FCB eines der grössten ungeschliffenen Juwele der Schweiz. Der italienische Branchenprimus Juventus Turin sicherte sich den Schweizer U17-Nationalspieler für schlappe 5 Millionen, parkiert ihn bis 2022 aber am Rheinknie. Hajdari misst 1,89m und ist dementsprechend stark in der Luft. Des Weiteren glänzt er durch tolles Stellungsspiel und eine unglaubliche Coolness. Auch fussballerisch überzeugt Hajdari auf ganzer Linie, er besitzt einen guten öffnenden Pass und kann punktgenau lange Bälle hinter die Abwehr spielen. Obwohl er erst drei Einsätze für die erste Mannschaft des FC Basel vorweisen kann, steht ausser Frage, dass wir bald noch mehr von ihm sehen und hören werden.
Adrian Gantenbein, 19: FC Winterthur – Aussenverteidigung
Der FC Winterthur hat sich in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf als Talentschmiede erarbeitet. Rechtsverteidiger Adrian Gantenbein dürfte einer der nächsten sein, der gross rauskommt. Sehr schnell und explosiv, durchsetzungsfähig in Duellen und offensiv mit Flankenläufen sehr äuffällig. Gantenbein präsentiert sich in der Rückwärtsbewegung überdies sehr zuverlässig und konsequent. Beim historischen 6:2-Triumph im Cup gegen den FC Basel zählte der FCW-Aussenläufer zu den auffäligsten Spielern auf dem Platz und stellte die gegnerischen Angreifer durch seine giftige und bissige Zweikampfführung vor unlösbare Probleme. Allzu lange wird Gantenbein kaum mehr in der Challenge League auflaufen...
Binjamin Hasani, 17: FC Aarau – Innenverteidigung
Eine der grössten Überraschungen in dieser Challenge League-Saison leistet der erst 17-jährige FC Aarau-Innenverteidiger Binjamin Hasani. Im Dezember 2020 durfte er erstmals Profiluft schnuppern und spielte sich sogleich fest. In Windeseile wurde Hasani zum Stammspieler und im Januar bekam er seinen ersten Profivertrag. Sehr clever und äusserst abgebrüht tritt der Teenager auf und man hat das Gefühl, er spiele schon seit Jahren auf diesem Niveau. Hasani fällt durch Zweikampfstärke, eine gute Grundgeschwindigkeit und technische Qualitäten mit dem Ball auf. Sehr sauber in der Spielauslösung und mit toller Übersicht hat er sich aus dem Nichts den Weg in die Aarauer Hintermannschaft gebahnt. Auf dem Brügglifeld wächst ein besonderer Spieler heran, das wird die ganze Fussballschweiz bald merken.
Pascal Schüpbach, 20: FC Winterthur – Aussenverteidigung
Ein weiterer YB-Leihspieler in der zweiten Liga ist Linksverteidiger Pascal Schüpbach. Der flinke Aussenläufer bringt eine tolle Dynamik mit, bestehend aus viel Speed, Wendigkeit und einer äusserst attraktiven Dribbelstärke. Beim FC Winterthur startete Schüpbach sehr gut, verletzte sich aber bereits nach nur drei absolvierten Partien. Aktuell arbeitet der gebürtige Berner immer noch an seinem Comeback. Auch wenn man noch nicht viel von ihm sah: Was man sah, begeisterte. Schüpbach gehört in die Kategorie "moderner Ausseverteidiger". Neben seinem Offensivdrang und den technischen Qualitäten ist er nämlich auch stark im Ablaufen von Gegnern und bei Tacklings. Der Schweizer Meister weiss mit Schüpbach ein hochinteressantes Talent in den eigenen Reihen, von dem wir hoffentlich bald wieder mehr sehen werden.
Auf dem Radar sein sollten:
Marc Tsoungui
Ilan Sauter
Silvan Wallner
Noah Lovisa
Noah De Queiroz
Ashvin Balaruban
Nikita Vlasenko
Elias Mesonero
Noel Wetz
Adam Ouattara
Filip Frei
Mathis Magnin
Serge Müller