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  • Emanuel Staub

Super League Transfercheck

Aktualisiert: 18. Feb. 2021

Nun ist das Wintertransferfenster offiziell auch in der Schweiz geschlossen. Bis zuletzt fädelten Schweizer Vereine noch Deals ein. Bolzplazz analysiert die Einkäufe aller Super League Klubs.


Wer hat den Königstransfer gelandet? Mit Ausnahme von Meister YB verpflichteten alle Super League Vereine mindestens einen neuen Spieler. Wir gehen Klub für Klub durch und werfen einen Blick auf die neuen Gesichter in der Liga.


Toptransfer FC Basel: Matias Palacios, 18

Erstaunen machte sich in der grossen weiten Fussballwelt breit, als der FCB die Verpflichtung des argentinischen Supertalents Matias Palacios bekanntgab. Das 18-jährige Zauberfüsschen gehört zu den grössten und interessantesten U19-Spielern des Planeten. Dass sich gerade ausgerechnet der kriselnde FC Basel Palacios schnappen konnte, ist durchaus verwunderlich. Zahlreiche europäische Schwergewichte sollen das Supertalent auf dem Zettel gehabt haben, aber letztlich bewies der FCB Verhandlungsgeschick und bekam entgegen aller Wahrscheinlichkeiten den Zuschlag. Eine grosse Hilfe dabei war die Tatsache, dass der FCB seit 2019 eine Kooperation mit Palacios' Klub San Lorenzo pflegt. Dadurch war man näher an der "Quelle" und hatte einen Wettbewerbsvorteil im Werben um den argentinischen U20-Nationalspieler. Berichten zufolge beinhaltet der Palacios-Deal zuerst eine 18-monatige Leihe, eine anschliessend greifende Kaufpflicht von 5 Millionen und eine 50 prozentige Teilhabe San Lorenzos an der Weiterverkaufssumme. Der offensive Mittelfeldspieler bringt eine technische und fussballerische Brillianz mit, die man in der Super League wohl sonst nirgends findet. Geniale Pässe, überragende Dribblings und unglaubliche Geniestreiche mit dem Ball am Fuss zeichnen Palacios aus. Einen argentinischen offensiven Mittelfeldspieler mit Vornamen Matias im Dress des FC Basel – das kann ja nur gut kommen. Bereits jetzt lässt sich sagen: Der FCB sorgt mit diesem spektakulären Transfer für beste Werbung für den Schweizer Fussball!

Weitere Transfers:

- Goncalo Cardoso, 20, Portugal, Innenverteidiger / leihweise von West Ham United U23

- Amir Abrashi, 30, Albanien, defensiver Mittelfeldspieler / leihweise vom SC Freiburg

- Darian Males, 19, Schweiz, Stürmer / leihweise von Genua bzw. Inter Mailand

- Kaly Sene, 19, Senegal, Rechtsaussen / Leihrückkehrer von Omonia Nikosia


Toptransfer FC Zürich: Blerim Dzemaili, 34

Mit der Rückkehr des ehemaligen Eigengewächses, das bereits von 2003 bis 2007 für den Stadtclub auflief, schliesst sich für Klub und Spieler ein Kreis. Denn in Zürich begann einst Dzemailis Geschichte, beim FCZ wurde er gross und von Zürich aus wanderte er in die grosse Fussballwelt. Noch als Spieler des FCZ wurde er zum Schweizer Nationalspieler, er verhalf seinem Jugendklub 2005/06 und 2006/07 zu zwei Meisterschaften nacheinander und holte 2005 den Schweizer Cup. Nun, 34-jährig, kehrt der Altmeister zu seinen Wurzeln zurück. Die Zeiten sind nun andere, der FCZ ist längst nicht mehr so erfolgreich wie zu Dzemailis Zeit. Auch mit dem 69-fachen Schweizer Internationalen (11 Tore) werden die Zürcher nicht zu Titelaspiranten, doch sie bekommen ein Stück ihrer erfolgreichen Vergangenheit zurück. Dass er zu mehr als reiner Symbolik taugt, hat Dzemaili indes gleich im ersten Spiel nach seiner Rückkehr bewiesen. Auswärts kochte er den FC Basel eiskalt ab und war Rückgrat und Gehirn eines entfesselten FCZ, der die Basler mit einer 4:1-Packung aus dem eigenen Stadion schickte. Mittlerweile steht der Routinier bei vier Super League-Einsätzen, hat aber noch mit Fitnessdefiziten zu kämpfen, nachdem er ein Jahr lang ohne Wettkampfpraxis in China war. Trotzdem hat Dzemaili bereits mehr als nur verdeutlicht, dass er nicht zurückkam, um sich zu schonen. Viel Einsatz, Leadership und dem fortgeschrittenen Fussballeralter zum Trotz auch spielerische Finesse bringt er ins Team. Zwei Assists hat er bereits gesammelt, ein Tor wird ihm wohl auch bald gelingen. Während Rückholaktionen oft nur der Nostalgik dienen und kaum mehr einen sportlichen Mehrwert bieten, kann Dzemaili dem FC Zürich allein durch seine Persönlichkeit und Präsenz ein Element geben, von dem der ganze Klub profitiert.


Weitere Transfers:

- Shani Tarashaj, 26, Schweiz, Stürmer / vereinslos


Toptransfer FC Lugano: Asumah Abubakar, 23

Gefühlt die ganze Schweiz war hinter SC Kriens-Topscorer Asumah Abubakar her. In 47 Challenge League-Partien gelangen dem portugiesisch-ghanaischen Doppelbürger 22 Tore und 10 Assists. Seit langem war Abubakar wohl der beste und spektakulärste Angreifer im Schweizer Unterhaus. Bezeichnend dafür ist, dass ihn die Swiss Football League jüngst zum betsen Challenge League-Spieler im Jahr 2020 auszeichnete. Tempo, Dribbelstärke und eine ihm eigene Dynamik gepaart mit seiner Abschlussqualität liessen ihn dem SC Kriens schnell entwachsen. Dass die Wahl auf den FC Lugano fiel, überrascht doch ein wenig. Die Tessiner sind nicht für ihr begeisterndes Offensivspiel bekannt, sondern zeichnen sich in erster Linie durch defensive Stabilität, Disziplin und die Einheit des Teams aus. Schaut man jedoch genauer hin, ergibt der Transfer für beide Parteien absolut Sinn: Lugano bekommt mit Abubakar einen Stürmer, der für die Gegner extrem unberechenbar und unangenehm ist. Durch seine Spielweise bekommen die Luganesi ein Element in ihren Angriff, dass sie variabler und schwerer auszurechnen macht. Abubakar wiederum ist unter Maurizio Jacobacci gesetzt und bekommt in der Offensive alle Freiheiten. Was kann sich ein Stürmer noch mehr wünschen? Gegen den FC Basel zeigte Abubakar eindrücklich, weshalb man ihn geholt hat. Er bekam vor dem Strafraum den Ball, zog mit Speed in die Tiefe, schüttelte Timm Klose mit einer Körpertäuschung ab und schlenzte das Leder aus spitzem Winkel ins Tor. Nach der Partie sagte er schelmisch in die Fernsehkameras, dass er genau solche Eins-gegen-Eins-Situationen aktiv suche, weil sie für ihn nunmal einfach zu gewinnen seien. Der FC Lugano hat mit Abubakar einen Toptransfer getätigt und die Super League wird an ihm noch viel Freude haben.

Weitere Transfers:

- Lucky Opara, 21, Nigeria, Aussenverteidiger / Spartaks (Lettland)


Toptransfer FC St. Gallen: Junior Adamu, 19

Bis am letzten Tag des Wintertransferfensters liess sich der FCSG Zeit, um die angekündigte Verstärkung im Sturm zu präsentieren. Mit gerademal 21 erzielten Toren brauchen die Ostschweizer dringend Abhilfe im Sturm. Für diese soll nun das österreichische Offensivtalent Junior Adamu sorgen. Leihweise bis zum Ende der Saison von RedBull Salzburg übernommen, soll der U21-Nationalspieler in der Schweiz Spielpraxis sammeln und den FCSG im Idealfall wieder nach oben ballern. Adamu ist sehr schnell, trickreich und technisch äusserst begabt. Für den Salzburger Farmklub FC Liefering aus der zweiten Liga kommt er in 49 Spielen auf starke 26 Tore und 11 Assists. Das 19-jährige Juwel wird unter Talentförderer Peter Zeidler weiter reifen. Der FCSG hat in Adamu nun hoffentlich endlich einen adäquten Ersatz für das abgewanderte Sturmduo Itten/Demirovic gefunden. Ein kleiner Wehrmutstropfen für alle St. Galler-Fans ist jedoch, dass keine Kaufoption für Adamu besteht. Dass Leihspieler von RB Salzburg in der Ostschweiz dennoch gut funktionieren können, hat das Beispiel von Majeed Ashimeru (23) gezeigt, der ein Jahr lang im Dress der Espen auflief. Man darf gespannt, wie Adamu in der Super League einschlägt!

Weitere Transfers:

- Euclides Cabral, 22, Portugal/Kap Verde, Aussenverteidiger / Grasshoppers


Toptransfer Servette FC: Gael Clichy, 35

Als wahrer Glücksfall für die Grenats hat sich der Zuzug von Gael Clichy entpuppt. Der hochdekorierte Linksverteidiger ist im Spätherbst seiner Karriere in Genf gelandet und beweist in jedem Spiel, dass er nach wie vor für den Fussball brennt. 20 Länderspiele hat Clichy für Frankreich absolviert, er sammelte Titel mit Arsenal und Manchester City. Servette bot ihm nach Vertragsende bei Basaksehir Istanbul die Gelegenheit, es nochmals allen zu zeigen. Erstaunlich frisch und gewieft präsentiert sich Clichy in der Super League und ist schon jetzt der vielleicht beste Linksverteidiger der Schweiz. Unglaublich abgeklärt und cool organisiert er die Genfer Hintermannschaft und sorgt für defensive Struktur und Stabilität. Neben Clichy hat Servette auf weitere Transfers verzichtet, der Kader ist breit genug und gehört qualitativ zur oberen Super League-Hälfte. 10 Partien hat der Altmeister nun schon für die Genfer absolviert und sich dabei als Leader und Kopf des Teams hervorgetan. Ein toller Glücksgriff für alle Parteien.


Toptransfer Lausanne-Sport: Toichi Suzuki, 20

Aus Fernost stiess in diesem Winter Toichi Suzuki zu den Westschweizern. Der Japaner ist ein hochveranlagter Mittelfeldspieler, der sich durch eine feine Technik und eine fussballerische Eleganz auszeichnet, die im Kader der Lausanner wohl seinesgleichen sucht. Ausnahmsweise nicht von INEOS-Partnerklub OGC Nizza, sondern von Shonan Bellmare aus der J-League gekommen, wird Suzuki sicher noch etwas Eingewöhnungszeit brauchen. 1,65m gross, sehr wendig und flink und – wie bereits gesgat – mit feinem Füsschen ausgestattet, würde sich der japanische U23-Nationalspieler gut neben physisch starken Spielern wie Cameron Puertas (22) oder Gabriel Bares (20) machen. Suzuki bringt eine neue Komponente ins Mittelfeld von Lausanne-Sport und macht das Team insgesamt variabler und stärker in der Breite. Auch aus PR-Gründen ist der Transfer für Lausanne ein gelungener Schachzug, die fussballbegeisterten Japaner werfen nun nämlich auch gespannt Blicke in die Waadt. Über kurz oder lang wird mit Suzuki in der Super League zu rechnen sein.

Weitere Transfers:

- Hicham Mahou, 21, Frankreich, Rechtsaussen / leihweise von OGC Nice

- Brahima Ouattara, 18, Elfenbeinküste, Mittelfeldspieler / leihweise von OGC Nice

- Jonathan Bolingoli, 26, DR Kongo, Stürmer / leihweise von Antwerpen


Toptransfer FC Sion: Wesley, 20

Eine echte Granate holte sich Constantin mit Aussenverteidiger Wesley ins Wallis. Der Brasilianer wurde leihweise von Juventus Turin übernommen und soll die Sittener Aussenbahn stärken. Nach vier Partien für Sion lässt sich sagen, dass das ihm schon jetzt eindrücklich gelungen ist. Als stürmender Aussenläufer direkt gesetzt, läuft Wesley die Linie wie verrückt rauf und runter. Ein Tor und ein Assist stehen schon zu Buche, mit seiner Power und Energie ist er eine Attraktion für die Liga. 20 Spiele hat Wesley für die Brasilianische U17 absolviert, und das aus gutem Grund. Wendig, trickreich und schnell braust er los und kann für Sion eine gefährliche Waffe sein. Bereits im kommenden Sommer soll er nach Italien zurückkehren. Der FC Sion sollte alles in Bewegung setzen, um Wesley zu halten. Dieser hat alle Anlagen, längerfristig ein prägender und überdurchschnittlicher Super League-Spieler zu werden.


Weitere Transfers:

- Leo Lacroix, 28, Schweiz, Innenverteidiger / vereinslos

- Lubomir Tupta, 22, Slowakei, Stürmer / leihweise von Hellas Verona


Toptransfer FC Luzern: Jordy Wehrmann, 21

Viel ist auf dem Transfermarkt in der Innerschweiz nicht gegangen. Qualitativ gibt es am Kader des FCL auch nicht viel zu nörgeln, die sportliche Krise in dieser Saison (erst 5 Siege in der Super League) ist nämlich eher mit fehlendem Spielglück als mangelnder Klasse zu erklären. Mit Jordy Wehrmann sicherte man sich dennoch einen neuen Spieler, der für zusätzliche Kadertiefe sorgt. Der zentrale Mittelfeldspieler gilt in seiner Heimat als grosses Talent. Der FCL angelte sich Wehrmann vorerst leihweise von Feyenoord, besitzt aber eine Kaufoption. Ein nicht zu unterschätzender Deal, denn auch die TSG Hoffenheim soll ernsthaftes Interesse bekundet haben. Der niederländische U20-Nationalspieler indonesischer Abstammung zeichnet sich durch eine tolle Übersicht, viel Ruhe am Ball und einem Auge für kluge Steckpässe aus. Beim FCL soll Wehrmann in der Zentrale perspektivisch zum Schlüsselspieler aufsteigen und die Fäden ziehen – also diejenige Rolle einnehmen, die im Sommer für Alex Carbonell (23) vorgesehen war. Dieser konnte die Erwartung bislang nicht ansatzweise erfüllen, was Wehrmann nun die Chance gibt, sich zu in der Innerschweiz einen Namen zu machen.


Weitere Transfers:

- Loic Jacot, 21, Schweiz, Torwart / Leihrückkehrer von Chiasso


Toptransfer FC Vaduz: Elvin Ibrisimovic, 21

Die klammen Liechtensteiner haben sich nur sporadisch verstärkt. Einer, auf dem aber grosse Hoffnungen ruhen, ist der ehemalige österreichische U20-Nationalstürmer Elvin Ibrisimovic. Vom FC Wacker Innsbruck aus der zweiten Liga gekommen, soll Ibrisimovic längerfristig im Sturm der Vaduzer zur Nummer 1 reifen. Für Innsbruck kommt der 1,86m grosse Angreifer auf 5 Tore und 3 Vorlagen in 28 Spielen. In Österreich erwartete man sich durchaus einiges von Ibrisimovic, der aber in dieser Saison nicht mehr in die Spur kam. Nur drei Einsätze durfte er absolvieren, ehe er nun beim FC Vaduz einen neuen Anlauf nimmt. Der Zuzug kann sicher auch als Vorgriff auf eine mögliche Challenge League-Saison in der nächsten Spielzeit gesehen werden. Abschreiben sollte man die tapfer kämpfenden Vaduzer jedoch noch nicht, vielleicht ist es am Ende ja gerade Ibrisimovic, der sie im Oberhaus halten kann...

Weitere Transfers:

- Kevin Iodice, 20, Schweiz, Innenverteidiger / Grasshoppers

- Linus Obexer, 23, Schweiz, Linksverteidiger / fixe Übernahme von YB



Palacios zum FCB: https://www.transfermarkt.de/fc-basel-holt-top-talent-palacios-ndash-millionen-ablose-fur-50-der-transferrechte/view/news/380366


Adamu in die Schweiz: https://www.krone.at/2343620


Wesley: Einer wie Cafu? https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/cc-ueber-sein-neues-brasilianisches-juwel-wesley-er-kann-einer-werden-wie-cafu-id16344211.html


Wehrmann zum FCL: https://www.luzernerzeitung.ch/sport/fcluzern/fussball-verstaerkung-fuer-den-fc-luzern-jordy-wehrmann-kommt-leihweise-von-feyenoord-rotterdam-ld.2094394

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