- Maximilian Wagner
Spielbericht eines FCB-Fans: Spiel 1 nach DIESER Partie
Es war so weit: Drei Tage nach der historischen 6:2-Pleite gegen den FC Winterthur im Cup, versuchte die Truppe von Ciriaco Sforza wieder in die Spur zu finden. Ein neues Spiel, ein neuer Gegner. In einem weiteren Versuch in der Liga, nein gar in überhaupt einem Wettbewerb, wieder einmal ein Heimspiel zu gewinnen, sollte Lausanne bezwungen werden. Bolzplazz erzählt, wie ein Basel-Fan Spiel 1 nach der FCW-Schmach erlebt hat.
Die erste Halbzeit
Beginnen wir bei der Aufstellung, bei welcher es mir doch schon gleich ein erstes Mal ein wenig kalt den Rücken runter lief. Vier nominelle Innenverteidiger in der Abwehrkette spielen zu lassen, braucht doch einiges an Mut. Aber wir müssen es ansprechen: Der FC Basel leidet an einem scheusslichen Verletzungspech, welches bei Rotblau nun einfach die Aussenverteidigung um einiges stärker befällt.
Als erstes fiel auf dem Platz sogleich die gute Kommunikation auf. Die Spieler des FCB redeten und redeten ununterbrochen. Sie wiesen sich auf Stellungsfehler hin und schlossen so die Räume und Lücken um ein einiges effizienter, als dies noch in den letzten Spielen der Fall war. Sowas nennt man mal wohl erste kleine Schritte, Basics, um aus der Krise rauszukommen. Defensiv präsentierte man sich zu Beginn zwar noch leicht wacklig, aber was konnte man schon erwarten.
Der erste Spieler welcher positiv auffiel, war Aldo Kalulu. Ja genau, wieder überzeugt der bisher in dieser Saison gnadenlos übersehene Kalulu mit seiner Spritzigkeit, Wendigkeit und grossem Kampfgeist. Und dann früh in der Partie der Knall: Als Zuschauer zuhause am TV-Endgerät bekam man die Szene erst gar nicht richtig mit. Doch der Fall war klar, Eray Cömert liess sich zu einer dummen Tätlichkeit an Hicham Mahou hinreissen. Der Schiedsrichter wurde darauf aufmerksam gemacht, die rote Karte in der Anfangsphase war die Konsequenz.
Ach du heilige Maria, da geht es wieder von vorne los, werden sich die leidgeprüften FCB-Fans gedacht haben. Die folgenden 70 Minuten musste man also in Unterzahl bestreiten. Spannend ist, dass Mahou auch Gelb sah. Also ging Cömerts Ausrutscher eigentlich auch ein Vergehen voraus.
Aber was solls, weiter gings! Für wenige Minuten rückte Fabian Frei in die Innenverteidigung, welche anschliessend mit Cardoso ergänzt wurde. Und immerhin, sie spielten nicht schlecht. Doch auch bis zur Halbzeitpause blieb es weitgehend ruhig und dem Pulswert vieler FCB-Anhänger dürfte dies gut getan haben. Klar, Lausanne war nach dem Platzverweis gegen das Heimteam dominanter und drückte den FC Basel in die eigene Hälfte, dieser knickte aber nicht ein und wusste sich in den letzten zwei Minuten vor der Halbzeit sogar selber nochmals nach vorne zu bewegen.
Pause im Joggeli. Zum Glück. Die ersten 25 Minuten in Unterzahl waren rum. Weitere harte 45 Minuten würden folgen.
Die zweite Halbzeit
Der Beginn des FC Basel in der zweiten Halbzeit wirkte durchaus mutig. Daraus resultierten auch zwei gute Chancen für Rotblau. Lausanne wusste jedoch auch in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit mit Nadelstichen in der Offensive auf sich aufmerksam zu machen. Viele Angriffe versandeten aber. Regelmässig bremste eine Abseitsposition oder ein Foul das Angriffsspiel die Mannen von Giorgio Contini aus. Richtig zum Schwitzen brachten die Welschen die Basler bis zur 75 Minuten aber doch noch. Mehrere gefährliche Abschlüsse auf das Gehäuse von Heinz Lindner wurden verzeichnet. Lausanne-Sport kam dem ersten Treffer in dieser Partie immer näher und die Basler mussten ein wenig Glück beanspruchen, um nicht in Rückstand zu geraten. Wenn auch meistens mit ordentlich Pfeffer abgeschlossen, liess Lausanne vor Heinz Lindner, der einen sehr guten Tag erwischt hatte, die Präzision vermissen. Durchaus erwähnenswert: Der junge Albian Hajdari fiel in der zusammengewürfelten Viererkette sehr positiv auf. Er war schnell genug, um den Lausanner Angreifern die Stirn zu bieten und kämpfte bis zum Schluss aufopferungsvoll für seine Farben. In der 77. Minute wurde er schliesslich ausgepumpt durch Darian Males ersetzt, welcher sein Debüt für den FCB gab. Bis zu diesem Moment kämpfte der FC Basel wacker, um hinten die Null zu halten. Es wäre nicht vermessen gewesen, hätte Lausanne zu diesem Zeitpunkt aber längst verdient in Führung gelegen.
Schlussphase
Das Zittern in den letzten zehn Minuten für jeden, der es mit Rotblau hält, hatte begonnen. Bis zu diesem Zeitpunkt rief der FCB die absolut taktischen Basics in der Defensive ab und tat dies durchaus mit Erfolg. Nun aber schon 60 Minuten in Unterzahl, wirkte die Abwehr und alle noch übrig gebliebenen neun Feldspieler des FC Basel immer mehr angezählt. Auch in dieser Phase des Spiels waren es nach wie vor die Lausanner, welche mit gefährlichen Abschlüssen am möglichen Siegtor schnupperten. Man wurde das Gefühl nicht los, dass der FCB den Frust aus der Winti-Partie auch in diesem Lausanne Match nicht wirklich abschütteln konnte. Immerhin konnte auch in der Schlussphase ein bestimmter FCB-Akteur positiv auf sich aufmerksam machen, nämlich der in der 72. Minute eingewechselte Carmine Chiappetta. Er war sofort da, jagte dem Ball hinterher, wirkte bissig und entschlossen. Ein Spieler, wie man ihn in solch einer Partie und zu einem solchen Zeitpunkt gerne einwechselt. Nur noch wenige Minuten blieben den beiden Teams für einen Lucky Punch. Lausanne war diesem deutlich näher, agierte aber insgesamt zu wenig zwingend.
Dann begann die Abwehrschlacht endgültig. Die Lausanner, welche weiter und weiter auf das 1:0 drückten auf der einen Seite, der FC Basel, der sich in Unterzahl sehr wacker schlug, auf der anderen. Lausanne liess durch Pedro Brazao eine weitere exzellente Gelegenheit liegen, während Arthur Cabral mit einem Solo über den halben Platz um ein Haar dem Wahnsinn noch die Krone aufgesetzt hätte. So blieb es aber bei einem 0:0, das weder den Lausannern, noch den auf Wiedergutmachung ausgerichteten Baslern wirklich half.
Wir stehen vor wegweisenden und sehr spannenden Wochen…

Kalulu, Hajdari und Chiappetta im Fokus
Aldo Kalulu, 25
Die Überraschung beim FC Basel der letzten beiden Spiele. Ein Transfer, welcher Marco Streller noch zu verantworten hatte. Er kam Sommer 2018 für knapp über 2 Millionen Schweizer Franken von Lyon, konnte aber bisher am Rheinknie überhaupt nicht Fuss fassen. Letzte Saison nach Wales zu Swansea in die englische Championship ausgeliehen, konnte der Angreifer auch dort in 13 Spielen als Einwechselspieler keine bleibende Duftmarke hinterlassen. In dieser Spielzeit kam er vor dem Winti-Match erst 4 Minuten zum Einsatz, ansonsten liess Sforza den Franzosen völlig aussen vor. Mit dem jüngsten Auftritt gegen die Waadtländer konnte er aber andeuten, vielleicht endlich doch noch ernsthafte Chancen auf einen Rotationsplatz im FCB-Kader zu haben.
Albian Hajdari, 17
Sowohl für den FCB- als auch den neutralen Fan die Überraschung der Partie: Letzten September verpflichtete Juventus Turin den 17-jährigen Innenverteidiger aus Binningen (BL) für über 4 Millionen Schweizer Franken. Noch ist er per Leihe bis im Sommer 2022 an den FC Basel gebunden. Mit Hajdari auf dem Platz konnte der FC Basel in dieser Saison nach wie vor noch kein Spiel gewinnen. Aber er fiel als einer der grössten Kämpfer auf und bewies, dass er mit Herzblut bei der Sache ist. Effizient im Zweikampf, sehr gut im Stellungsspiel und mit schönen Pässen aus dem Fussgelenk wusste das Schweizer Supertalent zu gefallen. Nun, da Eray Cömert für 3 Spiele gesperrt wurde, könnte seine Stunde endgültig schlagen.
Carmine Chiappetta, 17
Der nächste Jungspund, der Werbung in eigener Sache machen konnte. Der frühere Junior des FC Schaffhausen glänzte am Samstagabend mit grossen Einsatzwillen, Spritzigkeit und genau der Leidenschaft, die man in der Schlussphase einer heiklen Partie von einem Einwechselspieler erwartet. Erst in seinem zweiten Einsatz für die 1. Mannschaft, fügte sich der junge Flügelflitzer direkt ins Spiel ein. Er besorgte, wie auch schon in seinem ersten Auftritt gegen die Young Boys, direkt einen spürbaren Unterschied auf dem Platz. Eines der heissesten Talente, das zurzeit auf dem Basler Campus herumrennt.
Fazit
Dem FC Basel gelang es trotz 70 Minuten in Unterzahl die Null zu halten. Die Basics, die im desaströs-katastrophalen FCW-Spiel komplett vergessen wurden, waren wieder deutlich sichtbarer und konnten um einiges besser umgesetzt werden, nicht zuletzt dank guter Kommunikation. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass der FC Basel nun 4 Spiele in Folge ohne Sieg ist, zu Hause gar sind es gar 6. Solche Bilanzen hat man beim FC Basel schon lange nicht mehr gesehen. Trotzdem ging man gegen Lausanne dezimiert ans sichtbare Maximum und holte einen umkämpften Punkt. Um das Steuer herumzureissen, müssen nun aber Siege folgen.
SRF-Highlights: https://www.srf.ch/sport/fussball/super-league/70-minuten-in-unterzahl-10-basler-holen-gegen-lausanne-immerhin-einen-punkt
3 Spiele Sperre für Cömert: https://www.sfl.ch/news/ticker/artikel/drei-spielsperren-fuer-coemert-eine-fuer-wesley/
Der Kampf um die Stammplätze: https://www.aargauerzeitung.ch/sport/fussball/der-kampf-um-die-stammplatze-beim-fc-basel-lauft-wer-sollte-spielen-wer-lieber-nicht-ld.2083918