Schweizer U17-Nationaltrainer Sascha Stauch im Interview

Die Schweizer U17-Nationalmannschaft tritt ab Mitte Mai zum ersten Mal seit 2018 an einer U17-Europameisterschaft an. Auswahltrainer Sascha Stauch spricht im Bolzplazz-Interview über sein Team, den „Schweizer Weg“ und die Problemzone Linksverteidiger.

Die Schweizer U17-Nationalmannschaft qualifizierte sich in diesem Frühjahr zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder für eine Endrunde. Ab Mitte Mai spielt die Nati in Ungarn in einer Gruppe mit Holland, England und Kroatien ums Weiterkommen.

Auf Stufe U17 feierte die Schweiz in der Vergangenheit grosse Erfolge: Im Jahr 2002 wurde die Generation um Tranquillo Barnetta, Philippe Senderos, Reto Ziegler und co. Europameister (4:2 n. E. vs Frankreich) – und gewann damit den allerersten offiziellen Titel für den SFV. 2009, sieben Jahre später, gewann die U17-Nati um Haris Seferovic und Granit Xhaka gar den Weltmeistertitel (1:0 vs Nigeria).

Die letzte Turnierteilnahme einer Schweizer U17-Nationalmannschaft datiert auf das Jahr 2018. Damals wurden die jungen Schweizer Gruppenzweite hinter Italien, was aufgrund des Torverhältnisses knapp nicht für ein Weiterkommen reichte. Aber: Sechs Punkte sammelte die Nati dank Siegen gegen Israel (3:0) und England (1:0). Das damalige Team bestand aus einigen Spielern der aktuellen U21-Generation, namentlich Becir Omeragic, Simon Sohm, Fabian Rieder, Alexandre Jankewitz, Felix Mambimbi, Bledian Krasniqi und Julian von Moos. Besonders Felix Mambimbi nutzte die EURO-Bühne für sich: Mit drei Treffern wurde er zweitbester Torschütze des Turniers.

Der aktuelle U17-Auswahltrainer Sascha Stauch stand uns vor dem Start der EURO in einem exklusiven Interview Red und Antwort.

Wir fangen ganz vorne an: Wie bist du damals zum SFV gekommen und was ist dein Tätigkeitsbereich im Verband?

Sascha Stauch: Seit 2014 hatte ich als Gegnerbeobachter des U21-Nationalteams bereits einen Fuss in der Tür des SFV. Gleichzeitig war ich noch Technischer Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Aarau. 2017 kam ich dann als «Verantwortlicher Spielanalyse und Spielentwicklung» fix zum SFV. Im Jahre 2018 erweiterte sich mein Tätigkeitsbereich auf den Co-Trainerposten der U21-Nati unter Mauro Lustrinelli und gleichzeitig auf das Cheftraineramt der U16. All diese Funktionen unter einen Hut zu bringen, war aber nicht ganz einfach. Seit Lustrinellis Rückkehr in den Klubfussball konzentriere ich mich nun auf die Aufgaben als Cheftrainer der U17 und bin nach wie vor in der Ausbildung im Bereich Spielanalyse tätig.

Du bist beim SFV zu professionellen Bedingungen angestellt. Viele Scouts und Spielanalysten sind im Schweizer Klubfussball aber nicht zu 100% professionell tätig und brauchen oft noch ein zweites Standbein.

Der Bereich Spielanalyse muss in der Schweiz unbedingt noch ausgeweitet werden. Die Generation Z hat die Digitalisierung miterlebt und ist sich gewohnt, digitale Inhalte zu verarbeiten. Gerade in diesem Feld schlummert daher noch grosses Potential, in das es sich zu investieren lohnt.

Hast du während deiner Tätigkeit als Leiter der Spielentwicklung gewisse Praktiken integriert, die heute fester Bestandteil der SFV-Ausbildung sind?

Wir haben unter anderem die Ausbildung von Spielanalysten ins Leben gerufen und mit dem Projekt Filming & Analyse allen Vereinen in der Nachwuchsförderung grosse Hilfen im Bereich der Spielanalyse und Spielentwicklung geboten. So wurden mobile Kameras und Analysetools wie Dartfish oder InStat installiert.

Als Co-Trainer der U21-Nati hattest du mit heute sehr bekannten Spielern zu tun: Okafor, Lotomba oder Zeqiri. Gibt es einen Spieler, von dem du besonders angetan warst?

Ich habe mit den Jahrgängen 1998/99 und 2000/01 zwei Kampagnen miterleben dürfen. Wen ich damals sehr spannend gefunden habe, ist Vasilije Janjicic, der beim HSV war. Durch seine Krankheit musste er in seiner jungen Karriere einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Auch Toni Domgjoni gefiel mir immer sehr, auch er ist seit seinem Wechsel zu Vitesse Arnheim jedoch ein wenig vom Schweizer Radar verschwunden. Interessant ist auch die Personalie Jérémy Guillemenot, der sich in St.Gallen sehr gut entwickelt hat. Was erfreulich ist: Viele aus dieser Generation haben den nächsten Schritt gepackt und verfolgen nun eine erfolgreiche Karriere – etwa Zesiger, Lotomba, Okafor oder Vargas.

„Zeki Amdouni ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie erfolgreich der Schweizer Weg sein kann.“

Wir bleiben noch kurz bei der U21. Wie siehst du das aktuelle Team?

Ohne Zweifel ein sehr talentiertes Team, in dem viele Spieler eine tolle Entwicklung genommen haben und nun echte Leistungsträger sind. Ich denke etwa an Dan Ndoye, Zeki Amdouni oder Darian Males. Auf der anderen Seite gibt es Spieler wie Felix Mambimbi, Alexandre Jankewitz und Gabriel Barès, die früher wichtige Stützen der Mannschaft waren, es heute aber schwer haben, überhaupt einen Platz im Team zu kriegen.

Die Personalie Zeki Amdouni ist sehr interessant: Er fand über einen steinigen Umweg den Pfad nach oben, wäre dem SFV aber um ein Haar entgangen. Wie siehst du seine Entwicklung?

Solche unerwarteten Entwicklungen gibt es immer wieder. Amdouni ging einen schönen Karriereweg, der dank harter Arbeit und einem guten Umfeld in den Spitzenfussball geführt hat. Was wichtig zu betonen ist: Er ging einen Schweizer Weg. Er ging trotz Enttäuschung bei Servette nicht früh ins Ausland, sondern hat sich im Schweizer Juniorenfussball kontinuierlich nach oben gespielt und stetig gesteigert. Damit ist Amdouni ein Vorzeigebeispiel dafür, wie erfolgreich der Schweizer Weg auch über kleine Vereine sein kann.

Wie konnte man ihn nach seinem Abstecher zum türkischen Verband davon überzeugen, zurück zum SFV zu wechseln?

Davon bin ich zu weit weg. Das sind politische Themen, mit denen ich als Assistenztrainer nichts zu tun hatte und die ich den zuständigen Stellen überlasse.

Eine interessante Anschlussfrage: Wie läuft in den Nachwuchsstufen die Rekrutierung von Doppelbürgern?

In der Schweiz herrscht eine Multikulturalität. Das ist eine Stärke unseres Landes und gehört für uns zum Alltag. Fast alle Doppelbürger sind hier geboren und werden so auch kontinuierlich in die Nationalteams integriert. Ab Stufe U15 werden die Eltern auf die Thematik Einbürgerung sensibilisiert, ab Stufe U17 muss jeder Spieler für die Teilnahme an UEFA-Kampagnen im Besitz eines Schweizer Passes sein. Daher ist es uns ein Anliegen, Spieler mit ausländischen Wurzeln früh vom SFV und vom Schweizer Weg zu überzeugen.

Auch im Ausland gibt es ein kleines Reservoir an Spielern mit Schweizer Wurzeln, die für den SFV in Frage kommen. Ruwen Werthmüller (Hertha BSC) und Yvann Konan (Lyon) konnten beispielsweise für die Schweiz gewonnen werden. Wie sieht da die Strategie des SFV aus?

Gezielt sucht der SFV im Ausland nicht nach für die Schweiz spielberechtigten Talenten. Da die Fussballwelt heute aber so engmaschig ist, bekommt der Verband natürlich mit, wenn es im Ausland einen potenziell interessanten Spieler gibt. Nur weil ein Spieler aber familiäre Verbindungen in die Schweiz hat, heisst das noch nicht, dass dieser gemäss FIFA-Reglement automatisch für uns spielberechtigt ist. Mit Werthmüller und Konan konnten zuletzt zwei junge Spieler in den SFV integriert werden, den ganz grossen «Top-Shot» hat man im Ausland bis jetzt aber nicht entdeckt.

Werthmüller (l.) und Yvann Konan (r.)

Lewin Blum ist aktuell der einzige gelernte Aussenverteidiger in der U21-Nati. Muss man sich auf dieser Position Sorgen machen?

Schweizweit gibt es auf den Aussenverteidigerpositionen kein grosses Reservoir an Talent, das stimmt. Besonders hinten links. In der U21 spielen auf den defensiven Aussenbahnen daher oft auch gelernte Innenverteidiger wie Albian Hajdari, Jan Kronig oder Anel Husic. Einen starken Linksverteidiger hätte natürlich jeder gerne in seiner Mannschaft – aber diese Spieler sind schwer zu finden. Auch auf meiner Stufe im Jahrgang 2006 haben wir hinten links keine extrem grosse Auswahl. Das muss aber nicht zwingend ein Nachteil sein – Deutschland wurde 2014 mit vier Innenverteidigern in der Abwehrkette Weltmeister. Es gilt, kreativ zu sein und Kombinationen zu finden, die auf die verfügbaren Spieler passen.

Hast du den ein oder anderen jungen Linksverteidiger auf dem Zettel, der in Zukunft einmal diese Lücke beheben könnte?

Leny Meyer vom FC Luzern hat zuletzt eine gute Entwicklung durchgemacht. Auch Servettes Malik Sawadogo ist von seinen Anlagen her vielversprechend, er hat sich im letzten Jahr aber einen Kreuzbandriss zugezogen. Hinten rechts hat der SFV hingegen weniger Probleme. Dort wachsen beispielsweise auf Stufe U17 mit Mattia Rizzo (FCZ), Eliah Jordan (Basel), Loun Srdanovic (Servette) und Tarik Seferovic (FCSG) gute Spieler heran.

Nun der Wechsel zur U17-Nati. Auf die Schweiz wartet Ende Mai eine echte Hammergruppe – England, Niederlande, Kroatien. Was liegt für das Team drin?

Das sind natürlich drei sehr starke Gegner. Im Koeffizientenranking liegt Holland auf Rang 1, England auf Rang 3, Kroatien auf Rang 26 – wir sind auf Platz 19 klassiert. Wenn du mit der Nummer 1 und der Nummer 3 in einer Gruppe landest, ist es natürlich vermessen zu sagen, dass der Viertelfinal unbedingt erreicht werden muss. Wir müssen eine Top-Leistung abrufen, brauchen Spielglück und mannschaftliche Geschlossenheit. Und am besten natürlich ein Stürmer, der das ein oder andere Tor erzielt. Es ist eine grosse Herausforderung, doch wir gehen da sehr positiv heran. Nicht zu vergessen: An der U17-EURO 2018 spielte die Schweiz ebenfalls gegen England – und gewann damals mit 1:0.

Einer der «Stars» des Teams ist Gladbach-Torjäger Winsley Boteli, der auch in der U17-Nati schon oft getroffen hat. Was für ein Spieler ist er und wie schätzt du sein Potential ein?

Boteli ist ein Vollblutstürmer. Sein Wechsel von Servette zu Gladbach hat sich bis jetzt ausbezahlt. In der Vorrunde hat er sich sogleich bei der U17 durchgesetzt und kam auch schon in der U19 zum Einsatz. Vor dem Tor braucht er nicht allzu viele Chancen, er ist kaltblütig und verfügt über eine gute Schusstechnik. Er bringt zudem eine gewisse Schnelligkeit mit, kann sich gut um die Gegner herumschlängeln. Er hat von allem etwas, aber natürlich immer noch viel Arbeit vor sich – gerade seine Defensivarbeit hat noch Luft nach oben. Ich bin sehr gespannt auf seine Performance an der EURO.

Winsley Boteli, so etwas wie der „Star“ des Teams.

Das Aufgebot für die Endrunde ist bereits bekannt. Mit dabei: Zwei Spieler mit Jahrgang 2007 – Mittelfeldspieler Elio Rufener (YB) und Innenverteidiger Marvin Akahomen (FCB), der jüngst in der Super League debütiert hat. Was kannst du uns zu diesen beiden Küken verraten? Was hebt sie von anderen Talenten ab?

Marvin Akahomen kam auf diese Rückrunde hin in die U18 des FC Basel, wo er sich schnell festgespielt hat. Was ihn hervorhebt: Er ist Linksfuss – einen linksfüssigen Innenverteidiger mit seinem spanenden Profil haben wir im 2006er-Jahrgang keinen. Elio Rufener hat ebenfalls bereits das eine oder andere Spiel mit der U18 von YB gemacht und hat sich zudem als Captain der Schweizer U16 empfohlen. Er ist ein Spieler, der vorangehen kann. Da wir ausserdem im Zentrum zu Beginn des Turniers noch drei gelbgesperrte Spieler haben, könnte er durchaus eine gute Lösung fürs Mittelfeld sein.

Kannst du uns das U17-Team genauer vorstellen? Beginnen wir doch im Tor…

Unsere Nummer 1 ist Gentrit Muslija, U18-Keeper des FC St.Gallen. Er hat eine erfreuliche Entwicklung genommen: gutes Stellungsspiel, organisiert die Defensive, gut mit dem Fuss. Dario Wälti vom FC Thun ist als Nummer 2 mit dabei. Ein bodenständiger Typ, der sich als Teamplayer toll in die Mannschaft eingibt. Felix Löpfe aus dem FCB-Nachwuchs kommt als dritter Torwart mit.

…Verteidiger…

Hinten rechts gäbe es den bereits angesprochenen Mattia Rizzo, der in der Eliterunde für uns sehr wichtig war. Er fällt jedoch kurzfristig aus. Für ihn rück der athletische und zweikampfstarke Loun Srdanovic von Servette nach. Ebenfalls für die rechte Seite in Frage kommt Eliah Jordan vom FC Basel. Er ist technisch stark und sehr dynamisch. Er kann auch im Mittelfeld eingesetzt werden. Die Innenverteidigung besteht aus Jeremy Fasano von den Grasshoppers, der seine Stärken im Spielaufbau hat und über eine gute Schnelligkeit verfügt. Zudem aus Elohim Kamoko vom FC Zürich, ein physisch starker Abwehrspieler mit grossen Qualitäten im Zweikampf. Und aus dem bereits erwähnten Marvin Ahakomen, der als Linksfuss für uns wertvoll sein wird.

Die linke Abwehrseite bilden Rhodri Smith von den Young Boys – dynamisch, aktiv nach vorne – und der defensiv disziplinierte Tarik Seferovic vom FC St.Gallen. Er wäre eigentlich ein Rechtsfuss, dank einem guten linken Fuss kann er aber auch diese Position bekleiden.

…Mittelfeldspieler…

Im Mittelfeld haben wir Demir Xhemalija vom FC Basel, unseren Captain. Er ist für die Stabilität als Bindeglied sehr wichtig. Gut in den Duellen, aktiv im Spielaufbau. Dann haben wir Alessandro Romano, der im letzten Jahr vom FC Winterthur zur AS Roma gewechselt ist. Dort ist er in der U18 zum Stammspieler gereift. Er schiesst sehr gefährliche Standards. Als nächstes zu nennen wäre Corsin Konietzke, der beim FCSG bereits in der U21 eingesetzt wird. Er bringt eine gute Persönlichkeit mit und ist ausserdem auch torgefährlich durch Läufe in die Box oder Weitschüsse.

Dann ist da das FCZ-Duo Leon Grando und Cheveyo Tsawa. Grando war für uns in der Quali-Runde sehr wichtig, er ist torgefährlich und bringt eine gesunde Aggressivität mit. Tsawa ist diszipliniert, sehr viel unterwegs und gibt der Mannschaft Impulse. Der bereits erwähnte Elio Rufener bringt Stabilität und kann das Spiel als Linksfuss mitgestalten. Luca Bühlmann vom FC Basel hat grosses Potential, das er noch nicht vollständig abgerufen hat. Er bewegt sich gut zwischen den Linien und erkennt viele Räume. Und dann hätten wir noch Jason Parente vom FCSG, unser Laufwunder. Er geht regelmässig über 12km mit hoher Intensität und verleiht der Mannschaft damit viel Energie.

…und Stürmer.

Hier haben wir die Qual der Wahl aus drei guten Angreifern: Einerseits Arlet Junior Zé – für mich ist er ein Schlüsselspieler, der uns in der Eliterunde das Weiterkommen gesichert hat. Er spielt mittlerweile auch regelmässig in der U21 des FC Basel. Er ist sehr stark im Eins-gegen-Eins, kann sich auch körperlich durchsetzen, bringt Tempo mit und ist beidfüssig abschlussstark.

Dann haben wir Winsley Boteli, von dem wir bereits gesprochen haben. Die dritte Option im Sturm ist Modou Minteh, ebenfalls vom FC Basel. Er ist sehr unangenehm für die gegnerischen Verteidiger, geht in die Duelle, reibt sich auf. Daneben ist er sehr abschlussstark und kann mit seiner Physis viel bewegen.

„Jeder Schritt ins Ausland muss wohlüberlegt sein. (…) Wir haben festgestellt, dass der Schweizer Weg in vielen Fällen eine gute Wahl ist.“

Mit Boteli und Alessandro Romano sind zwei Spieler im Aufgebot, die bei ausländischen Klubs unter Vertrag stehen. Was ist deiner Meinung nach sinnvoller für einen jungen Spieler – ein Verbleib in der Heimat oder ein früher Wechsel ins Ausland?

Es gibt sowohl positive Beispiele für einen frühen Wechsel als auch negative. Boteli und Romano haben sich aufs erste durchsetzen können, doch andere sind nach einem Transfer oftmals aussen vor. Die Komponente Spielpraxis ist unglaublich wichtig – nur weil ein Spieler bei einem grossen Klub unter Vertrag steht, heisst das nicht, dass er automatisch für die Nati aufgeboten wird. Eine weitere Schwierigkeit neben der grösseren Konkurrenzsituation ist auch die Tatsache, dass grosse Vereine aus dem Ausland ihre Spieler teilweise nicht für Länderspielreisen abstellen. Jeder Schritt ins Ausland muss also wohlüberlegt sein. Wenn ein Transfer für den einzelnen Spielern perspektivisch Sinn macht, dann kann das im Einzelfall tatsächlich von Vorteil sein. Aber das heisst dann noch lange nicht, dass sich jeder Wechsel auch positiv auf das Nationalteam auswirkt. Wir haben festgestellt, dass der Schweizer Weg in vielen Fällen eine gute Wahl war und ist.

Was für eine Rolle spielt auf U17-Stufe die Taktik?

Klar bereiten wir uns auf jeden Gegner taktisch vor und arbeiten einen Matchplan aus. Aber ich wage zu behaupten, dass Mentalität auf jeder Stufe wichtiger ist als Taktik oder individuelle Klasse. Oft ist eine schlechte Leistung keine Frage der Formation, sondern der Einstellung. Wie gehe ich ins Duell? Mit welcher Überzeugung gehe ich auf den Platz? Dort liegt eher der Schlüssel als in Taktikfragen. Mit positiver Energie und Mentalität kannst du oftmals mehr bewirken als mit einer ausgeklügelten Taktik.

Wie kann ein Trainer denn eine solche positive Mentalität entstehen lassen?

Indem du das Team zusammenschweisst. Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen, sich gegenseitig zu motivieren und so aktiv und initiativ zu bleiben. So kannst du als Team Rückstände wettmachen und auch gegen starke Gegner bestehen, wie wir das bereits mehrfach bewiesen haben. Das funktioniert aber nur, wenn die Mannschaft auch neben dem Platz funktioniert. Mit Kleinigkeiten wie gemeinsamen Kartenspielen und stetem Austausch zwischen Trainer und Spielern kann das gefördert werden.

Zum Abschluss: Ist für dich eine Rückkehr in den Klubfussball ein Thema?

Ich fühle mich sehr wohl in meiner Funktion beim SFV. Natürlich kann man jedoch nie etwas ausschliessen. In den Klubfussball zurückzukehren ist aber kein primäres Ziel. Ich finde es überragend, als Nationaltrainer mit den besten Spielern der Schweiz arbeiten und Erfolge feiern zu dürfen. Wenn zudem frühere Schützlinge eine erfolgreiche Karriere absolvieren, ist es schön zu wissen, dass man da ebenfalls einen kleinen Beitrag geleistet hat.

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