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  • Emanuel Staub

Schweizer Legionäre: 2. Bundesliga

In der Serie "Schweizer Legionäre" werden alle Schweizer Fussballer, die im Ausland unter Vertrag stehen, vorgestellt. Auch unbekannte Spieler aus weniger beachteten Ligen sollen ins Spotlight gerückt werden. Den Auftakt zur neuen Serie geben die Schweizer Spieler aus der 2. Bundesliga.


Die 2. Bundesliga: Die beste zweite Liga der Welt?

Die 2. deutsche Bundesliga geniesst im eigenen Land einen hohen Stellenwert. Unverhohlen als "beste zweite Liga der Welt" vermarktet, geben zuschauerstarke und traditionsreiche Vereine wie der Hamburger SV, VfL Bochum oder Nürnberg dem deutschen Unterhaus einen ganz besonderen Reiz. 2019/20 lag der Zuschauerschnitt vor dem coronabedingten Umstieg auf Geisterspiele bei knapp 15.000 Fans – der höchste Wert einer zweiten Liga weltweit. Auch das fussballerische Niveau der 2. Bundesliga ist auf einem ordentlichen Level und bewegt sich mindestens auf Augenhöhe mit der Schweizer Super League, wenn nicht sogar darüber. Finanzkräfige Zweitligisten sind durchaus in der Lage, tolle Spieler in die Liga zu lotsen. Den Transferrekord hält der letztjährige Aufsteiger VfB Stuttgart. Die Schwaben bezahlten rund 8 Millionen Euro in die Ligue 2 an den Paris FC, um den kongolesischen Angreifer Silas Wamangituka zu verpflichten. Aufrgund lukrativer TV-Deals und grossem inländischen Interesse, registriert die 2. Bundesliga ein kontinuierliches Wachstum. 2018/19 lag der Umsatz laut statista bei 782 Millionen Euro.


Das Modell funktioniert und die Liga erfreut sich Relevanz und Beliebtheit. Erstaunlich also, dass aktuell nur fünf Schweizer Profis im deutschen Unterhaus aktiv sind. Gerade für Super League-Spieler durchschnittlicher Qualität müsste die 2. Bundesliga eine äusserst attraktive Destination sein. Dass sie für Super League-Profis alles andere als eine Notlösung oder ein Abstellgleis ist, hat nicht zuletzt Moussa Koné (24) bewiesen. Der ehemalige senegalesische FC Zürich-Stürmer wechselte 2018 zu Dynamo Dresden und steht nun nach erfolgreichen Jahren in der zweiten deutschen Liga bei Nîmes Olympique in der Ligue 1 unter Vertrag. Zum Vergleich: Zwei andere ex-FCZ-Angreifer, die ebenfalls den Traum der grossem Fussballbühne verfolgten, und ohne Zwischenschritt zu grossen Vereinen wechselten, sind nun vertragslos (Raphael Dwamena) oder in der Ligue 2 engagiert (Stephen Odey). Koné hat mit seinem Zwischenstopp in der 2. Bundesliga also alles richtig gemacht und erntet nun den Lohn einer vernünftigen Karriereplanung. Das deutsche Unterhaus lockt also nicht nur durch beispiellose Fankultur und sportliche Qualität, sondern eignet sich auch ideal als Sprungbrett für Spieler aus kleineren Ligen.


Schweizer Fussballer in der 2. Bundesliga

Vier der fünf Schweizer Akteure, die zur Zeit in der 2. Bundesliga unter Vertrag stehen, spielen erst seit Sommer 2020 bzw. Winter 2021für ihren jeweiligen Klub. In den vergangenen Jahren waren mit Torwart Gregor Kobel, Rechtsverteidiger Cédric Brunner und natürlich Union-Erfolgscoach Urs Fischer einige namhafte Schweizer in der zweiten deutschen Liga aktiv. Die aktuellen Schweizer Exporte in der 2. Bundesliga dürften Super League-Fans ebenfalls ein Begriff sein.


Ridge Munsy, 31: Würzburger Kickers

Nach dem Abstieg mit dem FC Thun zog es den pfeilschnellen Stürmer zum Zweitliga-Aufsteiger Würzburg. In der Super League bestritt Munsy 127 Partien für Thun und GC, wobei ihm 30 Tore und 7 Vorlagen gelangen. Bereits in der Rückrunde der Saison 2017/18 lief der gebürtige Luzerner in der 2. Bundesliga auf, damals im Trikot von Erzgebirge Aue. Nun hat sich Munsy im zweiten Anlauf in der Liga etabliert und ist bei den stark abstiegsbedrohten Würzburger Kickers mit 6 Saisontreffern der Topscorer. Munsys Vertrag läuft noch bis im Sommer 2022. Gut vorstellbar, dass er auch den Schritt in die 3. Liga mitginge. Bei den Kickers stehen übrigens mit Rolf Feltscher und Nzuzi Toko zwei weitere altbekannte Super League-Profis unter Vertrag.

© Matthias Merz

Jan Elvedi, 24: Jahn Regensburg

Der Zwillingsbruder von Nati-Star Nico Elvedi wechselte im letzten Sommer nach tollen Jahren beim SC Kriens in der Challenge League nach Regensburg. Der kopfballstarke Innenverteidiger eroberte sich auf Anhieb einen Stammplatz und ist aus der Jahn-Defensive nicht mehr wegzudenken. Mit 24 Jahren hat Elvedi noch immer Entwicklungspotential, das es zu entfalten gilt. Die 2. Bundesliga könnte sich dabei als optimaler Zwischenstopp entpuppen. Regensburg stellt die sechstbeste Abwehr der Liga, was nicht zuletzt Elvedis Verdienst ist. Mit seinen tollen Leistungen dürfte er nicht lange unbemerkt bleiben und es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass er eines Tages seinem Bruder in die Bundesliga folgen kann.


Saulo Decarli, 29: VfL Bochum

Der einzige Schweizer, der schon länger als ein halbes Jahr im deutschen Unterhaus engagiert ist, ist Saulo Decarli. Der Tessiner spielte bereits von 2014 bis 2017 in der 2. Bundesliga für Eintracht Braunschweig und kehrte nach zwei Jahren beim FC Brügge 2019 nach Deutschland zurück. In der letzten Saison noch mehrheitlich Stammspieler, ist der Innenverteidiger bei Bochum aktuell komplett aussen vor. Gerademal eine Partie bestritt Decarli in dieser Spielzeit. Sein Vertrag gilt noch bis Juni 2022. Kaum vorstellbar, dass er ihn erfüllt. Im nächsten Sommer könnte eine Rückkehr ins Tessin im Raum stehen, evtl. ist ja der FC Lugano eine Option.


Samuele Campo, 25: SV Darmstadt 98

FC Basel-Zauberfuss Samuele Campo floh im vergangenen Wintertransferfenster leihweise nach Deutschland. Bei Darmstadt soll der Edeltechniker zurück in die Spur finden und sich so beim FCB wieder aufdrängen. Geklappt hat es bislang nicht: Nur 7 Minuten durfte Campo für seinen neuen Klub absolvieren. Ihm wäre zu wünschen, dass sich die Dinge bald ändern. Campos fussballerisches Talent ist unbestritten, aber die letzte Konsequenz und der letzte Biss liess er oft vermissen. Vielleicht kann er sich ja die fehlenden Prozentpunkte doch noch in der 2. Bundesliga abholen...


Nicolas Bürgy, 25: SC Paderoborn 07

Auch Innenverteidiger Nicolas Bürgy schloss sich leihweise bis zum Ende der Saison einem Klub aus der deutschen Zweitklassigkeit an. Absteiger Paderborn holte den YB-Spieler, um die eigene Abwehr zu verstärken. Bürgy, am Deadline Day verpflichtet, wartet aber noch auf sein Debüt. Dass er eine Zukunft bei den Young Boys hat, ist wohl ausgeschlossen. Die nächsten Monate wird er nutzen müssen, um sich für andere Vereine interessant zu machen.



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