- Emanuel Staub
Rundgang auf dem Servette-Campus: 5 Juwelen aus dem Genfer Nachwuchs
Aktualisiert: 31. Mai 2021
Dass in Genf eine der besten Schweizer Jugendakademien beheimatet ist, dürfte längst kein Geheimnis mehr sein. Auch aktuell tummeln sich viele äusserst interessante Talente im Genfer Nachwuchs. Bolzplazz stellt die fünf vielversprechendsten vor.
Was haben Denis Zakaria (24), Kevin Mbabu (25), Becir Omeragic (19), Kevin Bua (27), Dereck Kutesa (23), Ulisses Garcia (25), Jérémy Guillemenot (23), Kastriot Imeri (20), Christopher Lungoyi (20) und Alexandre Jankewitz (19) gemeinsam? Sie alle entstammen der Servette-Akademie, die in der Schweiz und international höchstes Ansehen geniesst. Die Liste an Absolventen der Genfer Fussballschule liesse sich beliebig weiterführen. Der Eindruck täuscht nicht: Viele der spannendsten und begabtesten Schweizer Fussballer entsprangen der Servette-Jugendarbeit.
Die Stadt Genf ist ein gutes Pflaster für junge, talentierte Fussballer, die dort in den letzten Jahren regelrecht aus dem Boden gesprossen sind. Das Problem von Servette: Die meisten der genannten Spieler haben ihren Jugendverein noch vor Beginn ihrer Karriere verlassen und sind zu grösseren (ausländischen) Klubs gewechselt. Tatsächlich ist von allen aufgezählten Spielern nur einer, nämlich Kastriot Imeri, aktuell Profi in der ersten Mannschaft der Grenats. Strukturelle und finanzielle Probleme, sowie Perspektivlosigkeit nach den Jahren nach der Zwangsrelegation, bewogen viele der talentiertesten Spieler zu einem Wechsel in jungen Jahren.
Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg sieht die Zukunft wieder rosiger aus. Der 17-fache Schweizer Meiser hat sich stabilisiert und beginnt Schritt für Schritt, wieder von der eigenen Jugendarbeit zu zehren. Mit Jérémy Frick (28), Anthony Sauthier (30), Boris Cespedes (25), Nicolas Vouilloz (19), Kastriot Imeri (20), Alexis Antunes (20), Ricardo Azevedo (19), Edin Omeragic (19) gehören 8 eigene Spieler zum festen Kern der 1. Mannschaft, der durch weitere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs wie Mathis Holcbecher (20), Noah Henchoz (19), Alexis Martial (19) oder Diogo Monteiro (16) ergänzt wird.
Im Folgenden widmen wir uns fünf ausgwählten Servette-Youngstern, die aus dem ohnehin äusserst talentierten Pool an Genfern Nachwuchsspielern herausragen.
Diogo Monteiro
Alter: 16
Position: Innenverteidigung
Nationalität: Portugal
Team: U21 / 1. Mannschaft
U-Nati Spiele: 11 / 1 Tor
Diogo Monteiro gilt in seiner Heimat Portugal als eines der grössten Talente des Landes. Der gebürtige Genfer wurde vor wenigen Wochen zum jüngsten Servette-Spieler der Vereinsgeschichte, als er am 24. Spieltag in der Schlussphase gegen Basel eingewechselt wurde und dabei half, den 2:1-Vorsprung über die Zeit zu bringen.
Monteiro, Jahrgang 2005 (!), ist in der Innenverteidigung beheimatet. In Genf ist er bereits seit längerem in aller Munde. Denn Monteiro ist ein unheimlich reifer Verteidiger, er spielt stets gegen teilweise deutlich ältere Gegner und wirkt dabei alles andere als überfordert. Im Gegenteil: Monteiro gefällt durch Ruhe, Spielverständnis und Cleverness. Mit 1,84m ist er physisch nicht übermächtig, ist aber trotzdem sehr athletisch.
Noch ist Monteiro kein fixer Bestandteil der 1. Mannschaft. Seit seinem Debüt ist kein weiterer Einsatz mehr dazugekommen. Trainer Alain Geiger bevorzugt Routine, was in Genf durchaus auf Kritik stösst. Aktuell kommt Monteiro in der U21 zum Einsatz, scheint aber für die nächste Saison ein heisser Kandidat auf einen festen Platz im Kader der Profis zu sein.
Was Monteiros Talent noch mehr hervorhebt, sind seine Berufungen in die Portugiesischen Nachwuchsauswahlen. 2019 wurde er zum ersten Mal für die U15 nominiert, 2020 stand er für die U16 auf dem Rasen. Dass Monteiro weit abseits der Heimat in der "kleinen Schweiz" dem Portugiesischen Verband aufgefallen ist, spricht eine deutliche Sprache: Servette verfügt in Monteiro über einen der grössten Rohdiamanten der Super League. Man sollte alles daran setzen, den 16-jährigen längerfristig in Genf zu behalten.
Theophilious Opoku-Mensah
Alter: 18
Position: Offensives Mittelfeld
Nationalität: Schweiz
Team: U21
U-Nati Spiele: 5
Mit Theophilious Opoku-Mensah verfügt Servette über eines der spannendsten Schweizer Mittelfeldtalente. Der 1,73m grosse Wirbelwind fühlt sich zentral am wohlsten, von wo aus er mit überragender Technik, tollen Ballkünsten und scharfem Auge selber in die Tiefe zieht oder den letzten Pass sucht.
Opoku-Mensah, der Ende April 19 Jahre alt wird, ist ein Spektakelkicker, der ein feines Füsschen mit viel Spielintelligenz vereint. Sein Spielstil ist eine Augenweide, ihm zuzusehen bereitet Freude. Opoku-Mensah stiess 2018 aus der Jugend von Etoile Carouge zu Servette. Im Sommer 2020 wurde er schliesslich aus der U18 in die U21 befördert, wo er bis zum coronabedingten Meisterschaftsstopp in der 2. Liga interregional zum Stammpersonal gehörte.
In der in diesem Winter neu kreierten U21-Liga ist Opoku-Mensah erneut Schlüsselspieler für Servette und glänzt durch Spielwitz, Tore und Übersicht. Nicht nur durch kluge Pässe, sondern auch durch seine Schnelligkeit ist der offensive Mittelfeldspieler jederzeit im Stande, selber Torgefahr zu erzeugen. Dies macht ihn zudem polyvalent einsetzbar, die Anlagen für eine Rolle auf dem Flügel hätte er sicher.
Noch ist Opoku-Mensahs Entwicklung nicht abgeschlossen. Er wartet nach wie vor auf erste Chancen in der 1. Mannschaft. Dass er diese bald erhalten wird, steht ausser Frage. Für ihn gilt Gleiches wie für Monteiro: In der nächsten Saison wird mit ihm im Kreis der 1. Mannschaft zu rechnen sein.

Roggerio Nyakossi
Alter: 17
Position: Innenverteidigung
Nationalität: Schweiz
Team: U18
U-Nati Spiele:
Das nächste hochspannende Talent: Roggerio Nyakossi, 17-jähriger Innenverteidiger aus der U18, beeindruckt durch eine immense physische Stärke. Sein Körperbau verleiht ihm die Oberhand in jedem Zweikampf, und auch in der Luft ist er eine Wucht.
Obwohl er noch kein offizielles Spiel für eine Schweizer U-Nationalmannschaft absolviert hat, steht Nyakossi aktuell im Kreise der U17-Auswahl und wurde für ein anstehendes Trainingslager eingeladen. Wie mit vielen anderen jungen Talenten auch, einigte sich Servette mit Nyakossi sehr früh auf einen Vertrag.
In der U18 ist Nyakossi unbestrittener Stammspieler, Abwehrchef sowie Teilzeitcaptain in einem. Der Schweiz-Togolese besticht nicht nur durch seine Abräumerqualitäten, sondern weiss als moderner, athletischer Innenverteidiger auch bestens mit dem Ball umzugehen. So wird Nyakossi ein gutes Ballgefühl und eine präzise Spieleröffnung nachgesagt.
Noch ist es für den gebürtigen Genfer ein langer Weg in den Profikader von Servette. Im nächsten Sommer ist wohl zu erwarten, dass Nyakossi in die U21-Abteilung befördert wird. Spielt er sich auch dort so überzeugend in den Fokus, wird ziemlich sicher bald im Dunstkreis der 1. Mannschaft stehen.

Malik Sawadogo
Alter: 17
Position: Linksverteidiger
Nationalität: Schweiz
Team: U21 / U18
U-Nati Spiele:
Über Malik Sawadogo hat Bolzplazz bereits einmal berichtet. Zusammen mit Marc Tsoungui (Lausanne Sport) und Pascal Schüpbach (YB), wurde Sawadogo als die Zukunft der Schweiz auf der Linksverteidigerposition bezeichnet.
Tatsächlich gehört der pfeilschnelle, dynamische Aussenläufer zu den spannendsten Produkten der Servette-Akademie. Extrem viele starke Linksverteidiger gibt es in der Schweiz nicht, umso besser zu sehen, dass in Sawadogo ein äusserst vielversprechender Kandidat für diese Position heranwächst. Genau wie Roggerio Nyakossi, wurde Sawadogo noch nicht in einem offiziellen Spiel der Schweizer U-Nati eingesetzt, stand aber beim letzten U18-Zusammenzug im Kader.
Vor kurzer Zeit erst unterzeichnete Sawadogo seinen ersten Profi-Vertrag. Obwohl er als Teil der U21 geführt wird, läuft er zur Zeit für die U18 in der Swiss Elite League auf. Mit seinem Speed, seiner Geradlinigkeit und seiner Offensivpower könnte er sich zu einer echten Waffe auf der LV-Position entwickeln.
Genau wie Teamkollege Nyakossi, dürfte auch Sawadogo im nächsten Jahr fix zum U21-Kader gehören. Aber: Sein Weg in die 1. Mannschaft dürfte bedeutend einfacher sein. Denn wie gesagt: Überdurchschnittlich gute Linksverteidiger gibt es in unserem Land nicht allzu viele. Besitzt einer grosse Qualitäten, fällt das sehr schnell auf.
Matteo Regillo
Alter: 18
Position: Sturm
Nationalität: Schweiz
Team: U21
U-Nati Spiele: 4 / 1 Tor
Das aktuell wohl heisseste Servette-Sturmtalent dürfte U18-Nationalstürmer Matteo Regillo sein. Der kleingewachsene Angreifer (1,71m) ist äusserst wirblig und zeichnet sich durch einen eiskalten Abschluss und einen guten Torriecher aus.
Auf diese Saison hin wurde Regillo aus der U18 in die U21 hochgezogen. Bis die Meisterschaft im Herbst sistiert wurde, schoss er alles in Grund und Boden. In 8 Einsätzen in der 2. Liga interregional erzielte Regillo satte 9 Tore, und das, obwohl er nur einmal über volle 90 Minuten zum Einsatz kam.
Regillo ist nicht nur abschlussgewaltig, sondern auch sehr beweglich und schnell. Damit gleicht er im Sturmzentrum fehlende physische Power bestens aus. Regillo kann auch in zurückgezogener Rolle agieren und sich ins Mittelfeld fallen lassen. Dabei helfen ihm seine tollen technischen Fertigkeiten, das Spiel selber anzukurbeln.
Klar ist: Regillo wird in naher Zukunft zu Einsätzen mit der 1. Mannschaft kommen. Hinter Grejohn Kyei und Alex Schalk hat Servette nämlich keinen Stürmer mehr, der regelmässig trifft – wieso also nicht ihm eine Chance geben? Sein Debüt für die Profis hat er bereits gegeben: Am letzten Spieltag der Saison 2019/20 wurde er in den Schlussminuten gegen Sion eingwechselt.
Weitere spannende Spieler:
- Edin Omeragic (19)
- Junior Ambassa (19)
- Luca Sestito (18)
- Leorat Bega (17)
- Patrick Weber (17)
- Mickoth Nsuka (16)
Servette U21: https://www.transfermarkt.ch/servette-fc-u21/startseite/verein/25526
Servette U18: https://www.transfermarkt.ch/servette-fc-u18/startseite/verein/5506
Diogo Monteiro: Rekordspieler: https://www.sfl.ch/news/news/artikel/diogo-monteiro-der-juengste-innenverteidiger-seit-2003/