Promotion-League-Scouting: Drittliga-Talente mit Potential zur Profi-Karriere

Die Promotion League fristet als dritthöchste Schweizer Spielklasse ein Schattendasein. Zu Unrecht – schliesslich gibt es in dieser Liga nicht nur viele traditionsreiche Vereine und ein spannendes Aufstiegsrennen zu entdecken, sondern auch so einige interessante Spieler, die den Traum von einer Karriere auf höherem Niveau noch erreichen könnten.

Die Promotion League umfasst 18 Vereine und 439 lizenzierte Spieler. Zum Vergleich: Die Super League und die Challenge League kommen gemeinsam auf 20 Klubs und 560 Fussballer. Obwohl viele der Promotion-League-Kicker Halbprofis sind, ist der Spielerpool also sehr gross. Immer wieder schaffen Promotion-League-Spieler den Sprung in eine der höchsten zwei Schweizer Ligen. Ein aktuelles Beispiel ist Luzerns Emporkömmling Ismajl Beka (23), der es in nur einem Jahr von Rapperswil-Jona in die Super League gebracht hat.

Juwelen wie Beka gibt es in der Promotion League für die Scouts der Schweizer Profiklubs mehr als genug zu entdecken. In diesem Artikel wollen wir einige davon vorstellen.

Disclaimer: Die fünf U21-Teams, die in der Promotion League angemeldet sind (Luzern, Basel, YB, Zürich, St.Gallen), werden für diesen Text ausser Acht gelassen. Die Bühne soll explizit unbekannteren Talenten abseits der Nachwuchsakademien grosser Vereine gehören.

Usman Simbakoli (21), Etoile Carouge

Schnell, explosiv, torhungrig: Usman Simbakoli gehört in der Promotion League zu den grössten Entdeckungen dieser Saison. Der junge Franzose mit Wurzeln in der Zentralafrikanischen Republik stiess im vergangenen Sommer aus der 2. Mannschaft des grossen LOSC Lille zu Etoile Carouge – ein echter Transfercoup, wie sich schnell herausgestellt hat. Simbakoli ist mit 11 Toren in der Meisterschaft und 3 weiteren im Cup der beste Torschütze seines Teams. Er fällt aber nicht nur mit einer starken Trefferquote auf, sondern bringt sowohl spielerisch als auch athletisch Qualitäten mit, die das Promotion-League-Niveau übertreffen. Simbakoli hat ohne Zweifel das Potential für eine Karriere auf höherem Level. Steigt Etoile Carouge in dieser Saison nicht auf, scheint ein Wechsel in die Challenge League oder ins Ausland realistisch.

Angelo Campos (23), SC Brühl

Ein weiterer Stürmer, der in der dritthöchsten Schweizer Spielklasse für Furore sorgt, ist Brühls Angelo Campos. Der Bündner war lange beim FC St.Gallen und gehörte zwischen 2018 und 2021 zum Profikader der Espen (14 Einsätze), der endgültige Durchbruch wollte ihm dort aber nicht gelingen. Seit eineinhalb Jahren schnürt er seine Schuhe nun für den St.Galler Stadtverein SC Brühl und setzt dort aktuell ein Ausrufezeichen nach dem anderen. In der laufenden Saison kommt Campos in 23 Einsätzen auf satte 21 Tore. Damit erzielte er fast exakt die Hälfte aller Treffer seines Teams. Mit dieser Bilanz macht sich der frühere Schweizer Junioren-Nationalspieler natürlich zwangsläufig interessant für eine Aufgabe auf höherem Level. Sein Bewerbungsschreiben für eine Rückkehr in den Profifussball hat er abgeschickt – es wäre keine Überraschung, wenn Campos schon in der nächsten Saison eine Liga höher spielen würde.

Liburn Azemi (18), FC Bulle

Beim FC Bulle in Fribourg macht seit Monaten ein blutjunger Mittelfeldspieler auf sich aufmerksam: Liburn Azemi, ausgebildet beim BSC Young Boys und seit Winter 2022 für die 1. Mannschaft des FC Bulle aktiv. Azemi ist trotz seiner Unerfahrenheit unbestrittener Stammspieler und gefällt mit einer technischen Klasse und einer Spielübersicht, die auf diesem Niveau selten anzutreffen ist. Der frühere Schweizer Nachwuchsinternationale kann im Zentrum fast jede Position bekleiden, kommt aber am besten in einer progressiv ausgerichteten Rolle zur Geltung. Mit seinem präzisen Passspiel, seiner Kreativität und seinem Flair kann er so in der Offensive zur Chancenkreation beitragen. Azemi hat ohne Zweifel das Talent für eine Profikarriere und dürfte schon bald den nächsten Schritt in einer der höchsten zwei Schweizer Ligen anpeilen.

Emmanuel Samba (21), Etoile Carouge

Ein weiterer junger Angreifer, der sich bei Etoile Carouge für höhere Aufgaben empfiehlt, ist Emmanuel Samba. Der Franzose wechselte 2020 aus dem Nachwuchs des FC Reading zu Servette, ehe er sich vor etwas mehr als einem Jahr auf der Suche nach Spielpraxis dem Genfer Quartierklub Carouge anschloss. Samba bringt ein äusserst interessantes Gesamtpaket mit: Er ist grossgewachsen (1,90m), athletisch, sehr schnell und dynamisch. Neben diesen physischen Vorzügen sorgt Samba auch mit seiner Spielfreude und seiner Dribbelstärke für Aufsehen. In 19 Partien gelangen ihm in dieser Saison bis dato 5 Tore – kann er seine herausragenden Anlagen konstanter in Torbeteiligungen ummünzen, dürfte der nächste Karriereschritt nur eine Frage der Zeit sein.

Pascal Hammer (19), FC Biel

Spricht man von Promotion-League-Talenten, die eine Zukunft im Profifussball haben könnten, dann darf sein Name nicht fehlen: Pascal Hammer, in diesem Winter auf Leihbasis vom FC Winterthur zum FC Biel gewechselt. Der Innenverteidiger ist aktueller Schweizer U19-Nationalspieler und soll in dieser Rückrunde die für seine Entwicklung so wichtige Matchpraxis sammeln. In Winterthur plant man nach wie vor mit dem Abwehrjuwel, der Abstecher in die Promotion League soll nur eine Zwischenetappe sein. Das Talent zum Durchbruch in Winti hat er allemal: Hammer ist zweikampfstark, konsequent und spielintelligent. Auch in Biel hat man den jungen Leihspieler sogleich schätzen gelernt und schwärmt nicht zuletzt auch von seinen Qualitäten neben dem Platz – tolle Arbeitsmoral, starke Leaderfähigkeiten und gute Kommunikation.

Marvin Hübel (20), FC Baden

Aufsteiger Baden steht völlig überraschend in der erweiterten Spitzengruppe. Einen grossen Anteil an der starken Saison der Aargauer hat der junge Torwart Marvin Hübel. Der Schweizer U20-Nationalspieler ist seit bald drei Jahren von seinem Stammverein Aarau an den Kantonsnachbarn Baden verliehen und konnte so schon seit geraumer Zeit wichtige Erfahrungen im Herrenbereich sammeln. In kommenden Sommer läuft der Leihvertrag aus. Sollte Aarau seinen aktuellen Stammgoalie Simon Enzler verlieren, dann wäre Hübel eine naheliegende Ersatzlösung. Wenn ein Torhüter im zarten Alter von 20 Jahren bereits 56 Einsätze als Nummer 1 bestritten hat, spricht das für grosses Talent – und ausserordentliche Reife. Hübel ist ein Name, den man im Schweizer Fussball in den kommenden Jahren daher noch oft hören dürfte.

Esteban Petignat (22), SC Cham

Eigentlich hatte er es schon nach ganz oben geschafft: Esteban Petignat verbuchte für die Young Boys Einsätze in der Super League, war dabei auf Auswärtsreisen im Europapokal und durfte Titelgewinne in der Meisterschaft und im Cup feiern. Doch zwei Kreuzbandrisse brachten seine Karriere in ernste Gefahr und liessen den Traum vom grossen Durchbruch in weite Ferne rücken. Bis er seinen zweiten Kreuzbandriss auskurieren konnte, hatte YB keine Verwendung mehr für ihn und gab ihn im letzten Sommer in die Promotion League zum SC Cham ab. Dort tastet sich der zentrale Mittelfeldspieler langsam wieder an sein früheren Niveau heran. Das Talent hat Petignat nicht verloren, seine Leistungen werden stets besser und seine Bedeutung für das Spiel des SC Cham immer grösser. Fährt der technisch versierte Westschweizer auf diesem Weg fort und bleibt von weiteren Rückschlägen verschont, wird er über kurz oder lang wieder im Schweizer Profifussball ankommen.

Weitere spannende Promotion-League-Spieler:

  • Robin Golliard (FC Bulle)
  • Binjamin Hasani (FC Baden)
  • Rilind Nivokazi (Rapperswil-Jona)
  • Lionnel Manga Tabi (FC Bavois)
  • Nando Zimmermann (SC Cham)
  • Ange Dakouri (Stade Nyonnais)
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