Next Generation FC Sion

In der neuen Serie „Next Generation“ wirft Bolzplazz einen Blick auf die Nachwuchsakademien der Super-League-Klubs und stellt die besten Talente des Landes vor. Teil 5: FC Sion. Wer sind die talentiertesten jungen Spieler im Wallis?

Der FC Sion durchlebte in seiner langen Geschichte schon deutlich erfolgreichere Perioden als in den letzten Jahren. Seit geraumer Zeit kämpfen die Walliser jede Saison aufs Neue ums sportliche Überleben. Die Weiterentwicklung von jungen Spielern leidet merklich darunter. Auch die Tatsache, dass Sion in der Ära Constantin nach wie vor lieber Geld für teure Routiniers in die Hand nimmt, statt konsequent junge Spieler aus der Region zu fördern, ist der Talententwicklung im Wallis nicht gerade zuträglich.

Dennoch ist die Arbeit, die im Nachwuchs effektiv geleistet wird, alles andere als schlecht. Dem Sittener Campus entsprangen in den letzten Jahren Spieler wie Benjamin Kololli, Edimilson Fernandes, Vincent Sierro, Léo Lacroix, Quentin Maceiras, Bastien Toma, Timothy Fayulu, Nicky Beloko oder Joël Monteiro. Kein überragender Wert, aber dennoch aller Ehren wert. Das Problem: Seit dem Durchbruch von Bastien Toma in der Saison 2017/18 hat sich kein Walliser Eigengewächs mehr nachhaltig in der 1. Mannschaft etablieren können. Viele andere wie Beloko oder Monteiro sind früh abgewandert, ohne je in der Super League für Sion aufgelaufen zu sein.

Was der Grund dafür sein könnte? Einerseits sicherlich, dass der FC Sion zuletzt sportlich oft im Existenzkampf steckte und die Trainer daher erfahrene Spieler bevorzugten. Andererseits aber auch, dass der Talentpool im Wallis deutlich kleiner ist als in den nationalen Ballungszentren Zürich, Basel, Bern oder Genf. Dass da über mehrere Jahre wenig Qualität nachkommt, darf keinen erstaunen.

Und wie sieht die Talent-Pipeline in den kommenden Jahren aus? Wir klären auf. Vorweg: Bezeichnend für die Talentdürre im Wallis, sind zwei der fünf ausgewählten Spieler junge afrikanische Talente, die über den Nachwuchs des FC Sion den Durchbruch in der Schweiz anstreben.

Gora Diouf (2003)

Im letzten Sommer wechselte Innenverteidiger Gora Diouf im Rahmen einer Klubpartnerschaft zwischen Sion und Etoile Lusitana aus dem Senegal ins Wallis. Dort hat sich Diouf mittlerweile in die 1. Mannschaft hochgespielt, bereits fünf Einsätze in der Super League stehen zu Buche. Seine ersten Gehversuche in der Schweizer Elite machen Lust auf mehr: Diouf ist athletisch, spritzig und knallhart im Zweikampf. Daneben ist er Linksfuss, was ihn nochmals wertvoller macht. Er kann sowohl als linker Innenverteidiger als auch als Linksverteidiger aufgestellt werden. Diese Flexibilität ist ein grosses Plus.

Dioufs grösste Stärke ist jedoch seine Geschwindigkeit. Der junge Senegalese ist sehr antrittsschnell und lässt seinen Gegenspielern auf den ersten Metern auch dank seinen langen Beinen keine Chance. Technisch, taktisch und in der Spieleröffnung hat Diouf aber Verbesserungspotential, teilweise wirkt er noch etwas wild und unkontrolliert. Doch angesichts der Tatsache, dass er erst frisch auf diesem Level spielt, waren seine ersten Einsätze wirklich ansprechend. Schenkt ihm Sion das Vertrauen, ist er die Zukunft der Walliser Defensive.

Abdel Zagré (2004)

Genau wie Diouf ist auch Abdel Zagré erst seit letztem Sommer in der Schweiz. Der junge Mittelstürmer wechselte aus Burkina Faso vom Erstligisten ASF Bobo Dioulasso zum FC Sion. Im Wallis wurde er zuerst in die U21 integriert, die in 1. Liga Classic antritt. Dort schwang er sich mit 9 Treffern in 20 Einsätzen zum mannschaftsinternen Topscorer auf und empfahl sich damit für die 1. Mannschaft. In seiner Heimat ist Zagrés Talent schon lange bekannt, im letzten Jahr debütierte er gar in der A-Nationalmannschaft.

Seitdem er regelmässig in der Super League zum Einsatz kommt, wird sein grosses Potential nun auch hierzulande registriert. Zagré ist gross und bullig, dazu sehr schnell und explosiv. Seine Wucht kombiniert er mit grossem Einsatzwillen und viel Laufbereitschaft. Technisch und taktisch ist er aber noch etwas roh, der Feinschliff fehlt noch. Doch schon rein aufgrund seiner Physis und Athletik kann man Zagré den Durchbruch in der Super League absolut zutrauen. Gut möglich, dass er dem FC Sion dereinst einmal Millionen einbringen wird.

Kevin Halabaku (2001)

Kevin Halabaku ist eines der wenigen „echten“ Walliser Eigengewächse, das in dieser Saison in der 1. Mannschaft des FC Sion zum Einsatz kommt. Im letzten Sommer wurde der Flügel aus der U21 hochgezogen, bereits 17 Partien in der Super-League stehen zu Buche. Der frühere kosovarische U-Nationalspieler ist ein frecher Dribbler mit Flair und Spielfreude. Seine grössten Stärken liegen in seiner Dynamik und in seiner unerschrockenen Spielweise. Mit viel Zug sprintet Halabaku die Aussenbahn entlang, sucht das Eins-gegen-Eins oder die Hereingabe und stiftet so viel Unruhe beim Gegner.

Gerade als Joker ist der 21-Jährige für Sion in dieser Saison wertvoll, immer wieder kann er als belebendes Element Impulse setzen. Die Effizienz geht seinem Spiel aber noch ab – an der letzten Präzision und Konsequenz mangelt es teilweise. Dennoch bringt Halabaku ein interessantes Profil mit und könnte in Zukunft ein Unterschiedsspieler für Sion werden.

Théo Berdayes (2002)

Das aktuell vielleicht grösste Walliser Talent spielt in dieser Saison gar nicht für den FC Sion – sondern für Challenge-League-Leader Yverdon-Sport. Dorthin wurde Théo Berdayes letzten Sommer verliehen. Eine Leihe, die sich für alle Parteien ausbezahlt hat: Berdayes ist bei Yverdon in der Offensive gesetzt. Seine Variabilität, Geschwindigkeit und spielerische Qualität ist ein wichtiger Faktor in Yverdons Angriff. 8 Scorerpunkte (7 Tore, 1 Assist) in allen Wettbewerben sind zudem ein guter Wert für seine erste vollständige Saison im Profifussball.

Der Schweizer U20-Nationalspieler ist technisch stark, schnell, mit 1,86m relativ gross und dazu sehr agil. Mit flinken Bewegungen und leichtfüssigem Spielstil kann er sich im Eins-gegen-Eins behaupten. Dazu hat er eine tolle Schusstechnik, dank der er auch aus der Distanz immer wieder für Gefahr sorgen kann. Berdayes‘ Gesamtpaket ist schon jetzt sehr vielversprechend, die Ausleihe zu Yverdon hat seiner Entwicklung gutgetan. Der FC Sion wäre schlecht beraten, das Offensiv-Juwel im Sommer nach seiner Rückkehr nicht in die 1. Mannschaft einzugliedern.

Daniel Schröter (2004)

Neben Zagré und Berdayes wächst im Wallis ein weiterer interessanter junger Stürmer heran: Daniel Schröter, Schweizer Junioren-Internationaler aus der U21-Abteilung des FC Sion. Der Oberwalliser wurde im letzten Sommer in die U21 befördert, nachdem er in der U18 mit 18 Toren in 23 Partien für Furore gesorgt hatte. Schröter bringt ein vielseitiges Profil mit, zeichnet sich aber vor allem durch seine Mobiltät, Robustheit und gute Schusstechnik aus.

Auch in der 1. Liga Classic für die U21 kommt er immer besser auf Touren, in seinen letzten fünf Einsätzen von Beginn an markierte er zwei Tore. Schröter kann nicht nur als Mittelstürmer, sondern dank seiner Flexibilität auch auf dem Flügel eingesetzt werden. Mit feiner Technik und beidfüssiger Abschlussstärke kann er aus allen Positionen für Gefahr sorgen. Schröter hat das Rüstzeug, um den Profifussball zu erreichen. Gut möglich, dass er schon in der nächsten Saison erstmals Profi-Luft schnuppern wird.

Weitere spannende Spieler aus dem Nachwuchs des FC Sion:

Gilles Richard (2003): Robuster, kompromissloser Innenverteidiger aus der U21. Steht im erweiterten Kader der 1. Mannschaft.

Noa Toma (2003): Der jüngere Bruder von ex-U21-Nationalspieler Bastien Toma. Ebenfalls im zentralen Mittelfeld beheimatet. Technisch stark, gute Übersicht.

Hervé Matondo (2003): Physisch und athletisch starker Mittelfeldspieler, der via Regionalfussball spät noch den Weg in den Junioren-Spitzenbereich gefunden hat.

Almin Omerovic (2004): Talentierter Stürmer, der zwischen der U21 und der U18 pendelt. 9 Treffer in 12 Partien in dieser Saison in der U18 Elite League.

Ruben Filipe Sousa Santos (2006): Vielseitiger Stürmer aus der U18.

Adrien Bernhardsgrütter (2007): Zweikampfstarker Innenverteidiger und Schweizer Junioren-Nationalspieler aus der U16.

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