Next Generation FC Luzern

In der neuen Serie „Next Generation“ wirft Bolzplazz einen Blick auf die Nachwuchsakademien der Super-League-Klubs und stellt die besten Talente des Landes vor. Teil 2: FC Luzern. Welches sind die vielversprechendsten Nachwuchsspieler des FCL?

Die U21 des FC Luzern durfte auf diese Saison hin dank einer Wildcard des SFV erstmals in die Promotion League aufsteigen. Trainer Michel Renggli kam von der U21 des FC Basel zurück zu seinem Stammklub Luzern und spielt mit seinem U21-Team aktuell eine unglaubliche Saison in der dritthöchsten Schweizer Spielklasse. Mit 19 Siegen aus 23 Spielen ist die Mannschaft aktuell klarer Tabellenführer und auf Kurs zum Meistertitel. Klar auch, dass sich in diesem Team einige sehr spannende Talente schnell weiterentwickeln. Diverse durften bereits in der 1. Mannschaft debütieren.

Der FC Luzern ist bekannt für seine starke Nachwuchsarbeit, Eigengewächse Ardon Jashari und Marco Burch sind aktuell Leistungsträger in der 1. Mannschaft. Weitere Namen wie Filip Ugrinic, Darian Males, Ruben Vargas und Jonas Omlin – alle im Nachwuchs des FCL ausgebildet – zeigen, dass es auch immer wieder Spieler aus der Innerschweiz zu grösseren Vereinen und in die Schweizer Nationalmannschaft schaffen.

Welche aktuellen Jugendspieler könnten dereinst einmal in ihre Fussstapfen treten? Wir präsentieren die vielversprechendsten Talente aus dem FCL-Nachwuchs:

Pascal Loretz (2003)

Der kometenhafte Aufstieg von Torhüter Pascal Loretz ist eine der aktuell spannendsten Geschichten im Schweizer Fussball. Das Luzerner Eigengewächs begann die Saison mit der U21, wurde aber im Januar 2023 aufgrund der Verletzungen von Marius Müller und Vaso Vasic plötzlich in der 1. Mannschaft ins kalte Wasser geworfen – und machte die beiden Stammgoalies sogleich vergessen. In seinen ersten 615 Minuten in der Super League blieb Loretz abgesehen von Elfmetern ohne Gegentor, die ersten 24 Schüsse auf sein Tor (exklusive Penaltys) wehrte er alle ab. Eine unglaublich starke Serie. Erst in seinem siebten Spiel, zuletzt beim 1:2 beim FCZ, wurde Loretz von Aiyegun Tosin erstmals aus dem offenen Spiel bezwungen.

Auch die Statistik unterstreicht die unglaublichen Leistungen von Loretz. Nach dem Expected-Goals-Modell von Opta verhinderte Loretz im Schnitt 0.56 Gegentore pro Spiel – das ist Bestwert aller Super-League-Keeper in dieser Saison. Loretz zeichnet sich durch extrem starke Reaktionen aus und, entscheidend für einen Goalie, macht schlicht keine Fehler. Einziger Makel in seiner Bilanz sind die Penalty-Gegentore, bereits sechs Treffer kassierte er vom Punkt aus, parieren konnte er noch keinen Strafstoss. Dank seiner starken Leistungen beim FCL wurde Loretz nun erstmals für die Schweizer U21-Nationalmannschaft aufgeboten. Wenn er so weiter hält wie bisher, ist es nicht unrealistisch, dass aus der Nummer 38 auf dem FCL-Trikot von Loretz bald die Nummer 1 wird.

*Im Expected Goals Modell gibt es den Wert «Expected Goals on Target», bei dem jedem Schuss, der aufs Tor eines Torhüters kommt, anhand historischer Schussdaten eine Torwahrscheinlichkeit zugeordnet wird. Dieser Wert verglichen mit tatsächlich kassierten Gegentoren ergeben für jeden Torhüter eine Anzahl Gegentore, die er mehr oder weniger kassierte als erwartet. Ein durchschnittlicher Profigoalie würde in diesem Wert mit 0 abschliessen.

Noah Rupp (2003)

Im August 2021 gab Noah Rupp im Alter von 17 Jahren sein Debüt in der Super League gegen den FC Zürich. Das Potenzial des klassischen Sechsers ist schon lange bekannt, leider wurde und wird seine Entwicklung immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. In dieser Saison wurde der gebürtige Zuger bisher ausschliesslich in der U21 eingesetzt. Im Herbst 2022 kam er aber immerhin erstmals in der Schweizer U20-Nati zum Einsatz. Rupp ist ein Linksfuss, mit 1,84m relativ gross und weiss seinen Körper gut einzusetzen. Er verfügt über einen sehr starken ersten Ballkontakt, seine grössten Qualitäten sind Balleroberungen und das Passspiel. Er wählt oft den einfachen Pass, mit seiner Ruhe am Ball ist Rupp aber ein zentrales Element für die Luzerner U21, um Spiele zu kontrollieren und somit die vielen Führungen in dieser Saison auch in drei Punkte umzumünzen.

Im Spiel nach vorne gibt es noch Luft nach oben: Wenn Rupp öfter mit dem Ball aufdreht und progressive Pässe anbringt, würde das sein Spiel noch einmal auf ein neues Level bringen. Bei einem FCL-Eigengewächs im defensiven Mittelfeld mit starkem linkem Fuss ist der Vergleich zu Ardon Jashari natürlich naheliegend. Rupps Karriere verlief aufgrund von Verletzungen bis jetzt nicht so geradlinig wie jene von Jashari, doch sollte der WM-Fahrer den Verein im Sommer verlassen, ist Rupp ein möglicher 1:1-Ersatz. Ein Schienbeinbruch zwang Rupp im Winter zu einer Pause von mehreren Monaten, es ist zu hoffen, dass er in der Rückrunde nun wieder richtig in Fahrt kommt.

Nando Toggenburger (2004)

Nando Toggenburger ist eines der grössten Stürmertalente der Schweiz. Der 19-Jährige gehört zum erweiterten Kader der 1. Mannschaft des FC Luzern und kam in dieser Super-League-Saison bisher viermal als Joker zum Einsatz. In der Promotion League weist er eine starke Quote von 8 Toren in 13 Einsätzen auf. Auch in der Schweizer U19-Nationalmannschaft gehört er zum Stammpersonal und ist mit 4 Treffern in 5 Länderspielen aktuell bester Torschütze des Teams.

Toggenburger macht etwas sehr gut, was nicht jeder Stürmer gerne macht – nämlich bespielt er den ersten Pfosten. Diese Konsequenz lässt sich auch in anderen Bereichen seines Spiels beobachten: Toggenburger hat einen hohen Einsatzwillen, fightet um jeden Ball und ist sich auch für viele Läufe nicht zu schade. Aber nicht nur deswegen ist er so wertvoll für den FCL – sondern vor allem auch wegen seinen Torjägerqualitäten: Toggenburger überzeugt mit klugen Laufwegen, starken Bewegungsabläufen, die es ihm ermöglichen, sich von Gegenspielern abzusetzen, und einer hohen Effizienz im Abschluss. Da Mario Frick aktuell keinen wirklich verlässlichen Torschützen in seinen Reihen hat, ist es gut möglich, dass Toggenburger schon bald eine grössere Rolle in der 1. Mannschaft spielen wird.

Luuk Breedijk (2004)

Als linker Flügel mit einem starken rechten Fuss ist Luuk Breedijk prädestiniert, wie einst Arjen Robben in die Mitte zu ziehen und dort den Abschluss zu suchen. Da die U21 des FCL gerne mit hoch stehenden Aussenverteidigern spielt, gehört es auch zur Rolle von Breedijk, den Halbraum zu suchen und Überzahlsituationen zu kreieren. In dieser etwas invertierten Rolle fühlt sich Breedjik wohl, bei Angriffen über die rechte Seite ist er auch oft in der Box am zweiten Pfosten anzutreffen. Gefährlich machen ihn neben seinem guten Abschluss auch sein Tempo, seine Dynamik und seine Dribbelstärke.

Wie man am Namen erahnt, besitzt Breedijk neben der schweizerischen auch die holländische Staatsbürgerschaft. Geboren wurde er in Locarno, seit er acht Jahre alt ist, spielt er beim FCL. Erst im Sommer 2022 kam Breedijk aus der U18 in die U21 und trotzdem ist er schon einer der auffälligsten Spieler im Team. Satte 10 Tore erzielte der Jungspund bereits in dieser Promotion-League-Saison und hat damit einen grossen Anteil am Höhenflug der Luzerner U21. Im Januar 2023 stattete der FCL den Flügel denn auch direkt mit einem Profivertrag bis 2026 aus, die Vorbereitung auf die Rückrunde durfte er mit dem Fanionteam von Mario Frick absolvieren. In einem Pflichtspiel der 1. Mannschaft kam Breedijk noch nicht zum Einsatz, aber auch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Ein Problem könnte seine Position sein, denn diese gibt es im System von Mario Frick nicht (4-4-2 mit Raute). Als Stossstürmer fehlt im noch etwas die physische Durchsetzungskraft, weswegen eine Leihe in die Challenge League in der kommenden Saison sinnvoll sein könnte.

Mihailo Stevanovic (2002)

Stevanovic kam im Sommer zusammen mit Trainer Renggli aus der U21 des FC Basel nach Luzern und gehört mit 21 Jahren auch zu den erfahrenen Spielern im Team. Aktuell befindet er sich in überragender Form, so erzielte er im Jahr 2023 als Mittelfeldspieler 8 Tore in 5 Promotion-League-Spielen und ist somit mit 11 Saisontoren nun bester Torschütze im Überflieger-Nachwuchs-Team des FCL. Stevanovic ist ein Spieler, der nicht allzu viel am Ball ist, seine grosse Stärke sind die offensiven Umschaltmomente und seine Fähigkeit, sich ohne Ball gut zu bewegen. Im Rücken von Stürmern und Flügeln läuft er gerne in der zweiten Reihe in die Box ein und wird dort entweder mit zurückgelegten Pässen direkt angespielt oder kann Abpraller verwerten. Im Abschluss ist der Rechtfuss extrem effizient.

Eine Rolle in der 1. Mannschaft beim FCL ist schwer auszumachen, möglich wäre aber eine offensive Achterrolle, wie sie aktuell Pius Dorn spielt. Für den Zehnerplatz fehlt Stevanovic ein wenig die Passqualität und die Kreativität, um auch mal entscheidende Pässe in die Tiefe zu spielen. Trotzdem: Wenn der FCL den auslaufenden Vertrag von Lorik Emini nicht verlängert und Samuele Campo abgibt, könnte es einen fussballerisch hochbegabten Spieler mit dem Namen Stevanovic bald nicht mehr nur bei Servette, sondern auch bei Luzern im Super-League-Kader geben.

Weitere spannende Spieler im Nachwuchs des FCL:

Luca Jaquez (2003): Ein cleverer, abgeklärter Innenverteidiger mit Speed und guter Spielauslösung. Bereits 7 Einsätze in der 1. Mannschaft. Schweizer U20-Nationalspieler.

Ruben Dantas Fernandes (2003): Ausgebildet im Mittelfeld, spielt er in dieser Saison in der U21 als Aussenverteidiger. Ein technisch starker Spieler mit hoher Passqualität und Kreativität, der im Spiel gegen den Ball kaum Fehler macht.

Lars Villiger (2003): Ein physisch starker, wuchtiger Stürmer mit Aggressivität und Knipser-Qualitäten. 10 Tore in 21 Promotion-League-Einsätzen in dieser Saison.

Leny Meyer (2004): Linker Aussenverteidiger mit Offensivpower, starker Technik und einer eher risikoreichen Spielweise. U19-Nationalspieler, stand auch bei den Profis schon einmal in der Startelf.

Ronaldo Dantas Fernandes (2004): Jüngerer Bruder von Ruben, zentraler Mittelfeldspieler. Wie sein Bruder auch Linksfuss und ebenfalls mit grosser technischer Qualität gesegnet. Sucht oft entscheidende Bälle in die Tiefe, kann sich auch auf engem Raum im Mittelfeld behaupten. Schweizer U19-Nationalspieler.

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