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  • Emanuel Staub

Mario Gavranovic: Ein Plus für die Schweizer Nati

Er wird oft übersehen und unterschätzt: Nati-Stürmer Mario Gavranovic (31) hat aber nicht erst seit seinem Hattrick gegen Liechtenstein eine besondere Rolle in der Schweizer Auswahl. Zeit, den unscheinbaren Mister Zuverlässig zu würdigen.


Eine Karriere unter dem Radar

Irgendwie ist Mario Gavranovic immer unter dem Radar geflogen. Wahrscheinlich ist dieser Umstand seinem frühen Wechsel ins Ausland geschuldet. Im Alter von 20 Jahren zog es den gebürtigen Tessiner von Yverdon-Sport zum FC Schalke 04. Aber weder in Gelsenkirchen, noch auf seiner Leihstation bei Mainz 05, konnte Gavranovic wirkliche Spuren hinterlassen.


2012 zog es ihn schliesslich zurück in die Schweiz zum FC Zürich. In der Super League sollte seiner Karriere neuer Schwung verliehen werden. Viele erachteten Gavranovic ab diesem Moment bereits als eines der zahlreichen im Ausland gescheiterten Talente. Aber der agile Stürmer strafte seine Zweifler Lügen. Beim FCZ schwang er sich in zweieinhalb Saisons zum Leistungsträger und verlässlichen Torschützen auf, ehe er sich anfangs 2016 für den Schritt in eine neue Richtung entschied.


Gavranovic wechselte nach Kroatien, in die Heimat seiner Eltern. Bei HNK Rijeka traf er wie er wollte und bescherte dem Klub den ersten Meistertitel seiner Geschichte. 40 Treffer in 80 Partien lautete seine Bilanz. Gavranovic spielte derart toll auf, dass der kroatische Rekordmeister Dinamo Zagreb ihn zu sich lotste. Seither ist er bei Dinamo eine Grösse. In dieser Saison, seine vierte im Trikot des kroatischen Branchenprimus, spielte Gavranovic so stark und erfolgreich wie noch nie.




2020/21 holte Dinamo mit seinem Schweizer Stürmer das Double. Aber nicht nur das: In 40 Partien glückten ihm ganze 28 Torbeteiligungen (19 Treffer und 9 Vorlagen), die beste Ausbeute seiner Karriere. Mit 31 Jahren ist Gavranovic auf der Höhe seines Schaffens angekommen. Und genau das wiederspiegelt sich zur Zeit auch in seinen Nati-Leistungen.


Rolle in der Nati

Sein Nati-Debüt feierte "Gavra", wie ihn die Schweizer Fangemeinschaft liebevoll nennt, im Jahr 2011 unter Ottmar Hitzfeld. Unter dem Strich steht er heute bei 30 Länderspielen, 14 Toren und 3 Vorlagen – eine tolle Bilanz. Besonders, wenn man bedenkt, dass Gavranovic in nur 15 seiner 30 Einsätzen in der Startaufstellung stand. Im Nati-Shirt trifft er im Schnitt rund alle 98 Minuten – auch das ein herausragender Wert.


Zwischen 2014 und 2018 musste Gavranovic knapp 4 Jahre lang wieder auf einen Länderspieleinsatz warten. 2014 reiste er mit der Schweiz an die WM in Brasilien, blieb aber ohne eine einzige Spielminute. Viel schlimmer noch: Er riss sich im Training das Kreuzband und war lange out. Pünktlich auf die WM 2018 hin berief in Petkovic wieder in die nationale Auswahl. Und von dem, was Gavra seither folgen liess, muss man den Hut ziehen.


via luzernerzeitung.ch

Wirklich entscheidend trat er das erste Mal an der Endrunde 2018 in Erscheinung. In der berüchtigt-legendären Gruppenpartie gegen Serbien war es Gavranovic, der Shaqiri in den Schlussminuten lancierte, als dieser den Siegtreffer erzielte. Mit einem intelligenten Pass aus der eigenen Hälfte stand Gavranovic am Ursprung des Schweizer Freudentaumels.


Was trotz seinen Toren und Vorlagen jedoch klar ist: Gavranovic ist nicht Stürmer Nummer 1. In Petkovics Hierarchie steht er vielmehr an 3. Stelle. Ihm stehen mit Hari Seferovic und Breel Embolo zwei namhafte Konkurrenten vor der Sonne. Von aussen betrachtet bekommt man aber keineswegs das Gefühl, Gavranovic störe sich daran. Vielmehr hat er sich seine eigene Rolle erschaffen, als der Spieler, der dann zur Stelle ist, wenn es ihn braucht. Und dass er für die Nati zur Stelle sein kann, hat er in den letzten Monaten eindrücklich bewiesen. In seinen letzten 8 Länderspielen traf er überragende 7 Mal – u.a. zweifach in der Nations League gegen Deutschland.


Gavranovic: Ein echtes Plus für die Nati

Der Nati wird stets fehlende Stürmerqualität vorgeworfen. In Petkovics System besitzt Stossstürmer Haris Seferovic neben dem Toreschiessen aber noch eine ganz andere Aufgabe: Er muss als Anspielstation zur Stelle sein, legt Bälle ab und geht weite Wege. Mario Gavranovic hingegen nimmt alleine schon wegen seines gänzlich verschiedenen Spielertypus eine andere Rolle ein.


Gavranovic ist 1,75m gross, zeichnet sich daher nicht gerade durch physische Power und Zweikampfstärke aus. Er hat es hingegen perfektioniert, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu stehen. Seine Reaktionsschnelligkeit und sein gutes Auge helfen ihm dabei, genau dann zuzuschlagen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Gavranovic spielt mit Köpfchen, nicht mit Muskeln – also ganz anders etwa, als Breel Embolo.


Diese Eigenschaft hebt ihn von den anderen Stürmern im Nati-Kader ab. Gavra verfügt darüberhinaus über eine gute Geschwindigkeit und eine äusserst beeindruckende Schusstechnik. Auch mit dem Kopf ist er trotz mangelnder physischer Voraussetzungen immer gefährlich.


Für die Schweiz ist es ohne wenn und aber ein grosses Plus, einen Stürmer wie Gavranovic in den eigenen Reihen zu wissen. Er erledigt seine Aufgabe, liefert ab und findet sich ohne weiteres mit seiner vorgegebenen Rolle ab. Vielmehr hat Gavra sein Nati-Joker-Dasein und die Fähigkeit, auf den Punkt zur Stelle zu sein, perfektioniert. Auch an der EURO wird Petkovic auf ihn zurückgreifen, im Wissen, sich vollends auf ihn verlassen zu können.


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