- Emanuel Staub
Loan Player Radar: FC St.Gallen und FC Sion – Lorenzo Gonzalez, Patrick Luan & co.
Aktualisiert: 21. Nov. 2021
38 Super League Spieler sind aktuell an andere Vereine verliehen. Wie schlagen sie sich? Bolzplazz liefert zu allen Leihspielern ein Zwischenupdate. Teil 2 befasst sich mit den verliehenen Talenten des FC St. Gallen und des FC Sion.
FC St. Gallen

4 verliehene Spieler:
Florian Kamberi (26): An Sheffield Wednesday
Lorenzo Gonzalez (21): An FK Ústí nad Labem
Miro Muheim (23): An Hamburger SV
Angelo Campos (21): An SC Brühl
Florian Kamberi (26): Sheffield Wednesday
Im Sommer 2020 als Itten-Ersatz aus Schottland verpflichtet, entpuppte sich Florian Kamberi bald als grosser Flop. Der physisch starke Mittelstürmer fremdelte mit der laufintensiven Spielausrichtung der Espen und bestritt gerademal neun Einsätze für den FCSG. Bereits im vergangenen Winter wurde Kamberi verliehen: Die Rückrunde der letzten Saison verbrachte er wieder in Schottland bei Aberdeen, doch auch dort lief es ihm nicht rund (14 Einsätze, 1 Tor). In diesem Sommer wurde dem ehemaligen GC-Nachwuchsspieler mitgeteilt, dass man nicht mehr mit ihm plane. So erfolgte der leihweise Wechsel in die dritte englische Liga zu Sheffield Wednesday. Über die Details des Deals ist nichts bekannt, da es gerüchteweise aber ein Zerwürfnis zwischen Kamberi und Zeidler gab, darf mit einer Kaufoption für die Engländer gerechnet werden. Immerhin scheint der albanische Nationalspieler nun wieder aus seinem Tief gefunden zu haben: In der League One gehört er zum erweiterten Stammpersonal und hat in 10 Partien bereits 4 Treffer erzielt.
Lorenzo Gonzalez (21): FK Ústí nad Labem
Auch Lorenzo Gonzalez gehört beim FCSG in die Kategorie "unerfüllte Stürmerhoffnung". Der gebürtige Genfer galt lange Zeit als eines der grössten Schweizer Talente, scheiterte aber am Sprung in den Profifussball. Mit 16 Jahren wechselte Gonzalez in den Nachwuchs von Manchester City, erzielte viele Tore und liess die ganze Schweiz hoffen, endlich wieder einen grossen Stürmer hervorbringen zu können. Nachdem ihm bei ManCity aber die Perspektiven fehlten und ein Wechsel zu Malaga nicht den erhofften Effekt hatte, schlug der FCSG zu und lotste ihn im Winter 2020 in die Schweiz zurück. Kaum angekommen, zog sich Gonzalez einen Kreuzbandriss zu. In eineinhalb Jahren bei den Espen bestritt er gerademal einen einzigen Einsatz für die erste Mannschaft, und das, obwohl er seit geraumer Zeit wieder spielbereit gewesen wäre.

In diesem Sommer suchte der FCSG für Gonzalez aktiv einen neuen Verein. Aufrgund des Mangels an Alternativen schloss sich der kräftige Angreifer leihweise dem tschechischen Zweitligisten FK Ústí nad Labem an, einem Mittelfeld-Klub aus Nordböhmen. Der Vorjahresfünfte der zweitklassigen Fortuna Narodni Liga beschäftigt nur wenige Ausländer, verfügt aber über ein junges Kader. Gonzalez ist als ehemaliges ManCity-Talent so etwas wie der Star der Mannschaft. Unter dem ehemaligen Bundesligaspieler David Jarolim (ex Bayern, Nürnberg & HSV) ist der 21-Jährige meist gesetzt. In 8 Einsätzen registrierte er 2 Scorerpunkte (1 Tor, 1 Assist) – wartet jetzt aber bereits seit Ende September auf eine weitere Torbeteiligung. Gonzalez besitzt in St.Gallen noch einen Vertrag bis 2023, dass er diesen aber erfüllt, scheint aktuell mehr als unwahrscheinlich.
Miro Muheim (23): Hamburger SV
Beim FCSG hat sich Muheim in den letzten zwei Jahren als einer der besten Linksverteidiger der Super League etabliert. Dass er zeitnah den nächsten Schritt anstreben würde, war abzusehen. In diesem Sommer entschied er sich zu einem Wechsel in die 2. Bundesliga zum Hamburger SV. Die Transfermodalitäten sind kompliziert, aufgrund der finanziell angespannten Situation waren die Hanseaten nicht bereit, eine grosse Summe auf einmal auf den Tisch zu legen. So einigte man sich mit dem FCSG auf ein Modell, bei dem zuerst eine Leihgebühr im fünfstelligen Bereich fällig war, ehe im nächsten Sommer dann eine Option zur definitiven Übernahme wahrgenommen werden kann. Zu Beginn musste Muheim hartes Brot beissen, seit der schweren Verletzung von Stammspieler und Captain Tim Leibold ist er aber plötzlich gesetzt. Die Leistungen sind schwankend, gerade die defensive Zuverlässigkeit lässt noch zu wünschen übrig. Aber aller Anfang ist bekanntlich schwer.
Angelo Campos (21): SC Brühl
Der Angreifer aus dem eigenen Nachwuchs überzeugte stets in den St. Galler U-Mannschaften, in allen Jahrgängen fiel er immer als Torjäger auf. Der Sprung in die 1. Mannschaft wollte Campos aber einfach nicht gelingen. 14 Einsätze für die Profis verzeichnete er in knapp zwei Jahren. In diesem Sommer wurde ihm von der sportlichen Führung mitgeteilt, dass man nicht mehr mit ihm plane. Der Churer liess sich daher zum St. Galler Stadtklub SC Brühl ausleihen, wo er sich in der Promotion League für andere Vereine interessant machen will. Die Statistiken sind gut: In 11 Partien erzielte Campos bereits 5 Treffer. Nach dieser Saison läuft sein Vertrag beim FCSG aus. Aller Voraussicht nach wird er sich dann nach einem neuen Verein umsehen müssen – oder fix in die Promotion League zum SC Brühl wechseln.
FC Sion

5 verliehene Spieler:
Patrick Luan (23): An Örebro SK
Yassin Fortuné (22): An SO Cholet
Adniellyson Silva (26): An Yverdon-Sport
André Edgar (22): An AC Bellinzona
Damien Buchard (21): An Yverdon-Sport
Patrick Luan (23): Örebro SK
Der brasilianische Mittelstürmer stiess im Sommer 2019 aus der Jugend von Fluminense zum FC Sion. Nach starkem Beginn – inklusive Tor gegen den FC Basel beim Debüt – geriet Luans Karriere im Wallis aber arg in Stocken. Im letzten Winter wurde er für die Rückrunde der Saison 2020/21 an den SC Kriens verliehen, für den er in 12 Partien anständige 4 Treffer erzielte. Dennoch scheint Sion kein Vertrauen mehr in Luan zu haben. In diesem Sommer wurde lange nach einer Lösung gesucht, die schliesslich in Schweden gefunden wurde. Der 23-Jährige läuft nun leihweise für Örebro SK auf, ein Verein aus dem Tabellenkeller der 1. Liga. Für Duftmarken konnte Luan bis dato noch nicht sorgen, in 6 Einsätzen blieb er noch ohne Torerfolg. Der Angreifer spielt in Schweden um seine Zukunft: Sein Arbeitspapier im Wallis läuft im kommenden Sommer aus, nur starke Leistungen für Örebro könnten Sion zu einer Vertragsverlängerung bringen.

Yassin Fortuné (22): SO Cholet
Auch Yassin Fortuné reiht sich ein in die lange Liste von Sittener Offensivtalenten, die den Durchbruch nie geschafft haben. Der dynamische Stürmer stiess 2018 aus dem Nachwuchs von Arsenal ins Wallis, kam in drei Jahren aber auf gerademal 3 Scorerpunkte. Die letzte Rückrunde verbachte Fortuné bereits leihweise bei Angers, blieb aber auch dort ohne Erfolg. In diesem Sommer unternahm er einen neuen Anlauf: Der frühere französische U20-Nationalspieler wurde zu SO Cholet in die 3. französische Liga verliehen. Dort ist Fortuné gesetzt, in 11 Einsätzen scorte er bereits viermal (2 Tore, 2 Vorlagen). Auch sein Vertrag läuft im nächsten Jahr aus. Explodieren seine Leistungen nicht, dürfte er im Wallis keine Zukunft mehr haben.
Adniellyson Silva (26): Yverdon-Sport
In diesem Sommer angelte sich Sion klamheimlich einen der besten Spieler des letztjährigen Challenge-League-Absteigers Chiasso: Der Brasilianer Adniellyson da Silva Oliveira, kurz Silva, unterschrieb ablösefrei im Wallis. Der physisch starke Mittelfeldspieler wurde umgehend wieder in die zweite Liga verliehen, bei Yverdon-Sport soll er weiter heranreifen. Das Vorhaben gelingt: Silva ist unter Uli Forte gesetzt, bestritt sämtliche Partien und gehört zu den konstantesten Leistungsträgern. Die Waadtländer würden ihn sicher gerne fix übernehmen, doch entwickelt er sich weiter so gut, wird ihn Sion zurückhaben wollen.

André Edgar (22) AC Bellinzona
Der zentrale Mittelfeldspieler aus dem Sittener Nachwuchs hat den Sprung zu den Profis nie wirklich geschafft. Nur 13 Einsätze hat Edgar für einen Heimatverein absolviert, grosse Stücke scheint die sportliche Führung nicht auf ihn zu halten. Etwas an sich haben muss Edgar aber dennoch, immerhin bestritt er bereits ein A-Länderspiel für Angola, das Land seiner Eltern. Aktuell befindet er sich auf Leihbasis bei der AC Bellinzona in der drittklassigen Promotion League. Bei den Tessinern gehört er zum erweiterten Stammpersonal und spielt um die vorderen Ränge mit. Gut möglich, dass sie ihn im Sommer fix übernehmen werden, denn auch sein Arbeitspapier beim FC Sion läuft 2022 aus.
Damien Buchard (21): Yverdon-Sport
Der unbekannteste Name dieser Liste dürfte jener des 21-jährigen Goalies Damien Buchard sein. Der gebürtige Walliser hat noch keine einzige Sekunde professionellen Fussballs bestritten. Das Towart-Leben kann hart sein, das weiss Buchard aus nächster Nähe. Während er in der letzten Saison in immerhin 12 Partien für die Sittener U21 in der Promotion League zischen den Pfosten stand, wartet er noch gänzlich auf einen Auftritt in einer 1. Mannschaft. Bei Yverdon-Sport ist er als 3. Torwart hinter Stammgoalie Mirko Salvi und Ersatzkeeper Kevin Martin eingeplant. Je nach dem wie er sich schlägt und welche Perspektiven er aufgezeigt bekommt, könnte er im nächsten Jahr definitiv übernommen werden.