Josias Lukembila – Die Entdeckung dieser Challenge League Saison?

Gastbeitrag Luca FeurerWas für ein Start! Neun Scorerpunkte nach neun Spielen für den FC Wil. Josias Lukembila bildet zusammen mit dem Ex-Chiasso-Spieler Sofiane Bahloul den gefährlichsten Sturm der Challenge League. Aber wer ist dieser junge Schweizer Flügel aus dem Lausanne-Sport Nachwuchs eigentlich?

Er hat in der aktuellen Challenge League-Saison schon für reichlich Aufsehen gesorgt: Josias «Jo» Lukembila vom FC Wil. Mit fünf Toren und vier Assists in neun Partien ist der 22-jährige optimal in die neue Saison gestartet. Und das, obwohl es den Ostschweizern nicht überragend läuft. Die Wiler stehen nach gut einem Drittel der Saison zwar auf dem 6. Platz, sind allerdings nur zwei Punkte vom zweitletzten Rang entfernt. Bolzplazz hatte die Möglichkeit, mit dem Shootingstar der Wiler zu sprechen.

Angesprochen auf seine aktuelle Topform sagt Lukembila: „Ich bin mit meinem Start in die Saison zufrieden. Mein Ziel ist es, immer gute Leistungen zu erbringen, wenn man mir das Vertrauen schenkt.“ Das Wichtigste sei nun, sich schnellstmöglich in der Tabelle nach oben zu kämpfen. Denn mit der momentanen Tabellensituation ist der Schweizerisch-Kongolesische Doppelbürger nicht zufrieden, wie er uns zu verstehen gibt. „Angesichts der geringen Punktedifferenz gegen unten als auch gegen oben, ist in dieser Liga alles möglich.“

Lukembila stammt aus der Jugend von Lausanne-Sport. Er durchlief die kantonalen Nachwuchsauswahlen des Team Vaud und unterschrieb im Sommer 2019 seinen ersten Profivertrag. Zu dieser Zeit kam er ebenfalls zu sechs Teileinsätzen in der Schweizer U-20-Nationalmannschaft. In der letzten Saison brachte er es auf fünf Einsätze für Lausanne in der Super League. Dabei gelang Lukembila auch sein erstes Tor im Herrenfussball: Gegen den FC Basel verwertete er einen Abpraller von Heinz Lindner in der 85. Minute wuchtig zum 1:3. Aufgrund von fehlender Aussicht auf Spielpraxis und grosser Konkurrenz in Lausanne, nicht zuletzt wegen der Partnerschaft mit Ligue-1-Verein OGC Nizza, wechselte er in diesem Sommer schliesslich ablösefrei zum FC Wil – und startet nun durch.

Spielerprofil: Pfeilschnell und explosiv

Der wichtigste Faktor in Lukembilas Erfolgsrezept ist sein Tempo. Immer und immer wieder zieht er den Verteidigern der Challenge League davon. Vor dem Tor zeigt der Stürmer seine Variabilität. So schiesst er seine Tore mal trickreich, wie gegen Stade-Lausanne-Ouchy, mal kaltschnäuzig aus kurzer Entfernung, mal mit Wucht per Kopf nach einem Eckball. Von aussen scheint er sehr leidenschaftlich, kämpft um jeden Ball und schiesst eben auch die „dreckigen“ Tore, also die Abstauber.

Ein interessanter Aspekt in Lukembilas Spiel ist sein Auge für den Mitspieler. Am letzten Wochenende, beim 1:2-Auswärtssieg gegen den FC Vaduz, registrierte der 22-Jährige gar zwei Assists. Im Eins-gegen-Eins und in der Ballverarbeitung besitzt er noch Entwicklungspotenzial. Würde Lukembila seinen ersten Kontakt und seine Ballführung technisch verfeinern, könnte er seine Schnelligkeit nämlich noch viel besser ausnutzen und gerade im Dribbling seine tollen Anlagen besser zur Geltung bringen. Physisch bringt Lukembila schon jetzt sehr viel mit: Neben dem erwähnten Speed besitzt er auch eine bemerkenswerte körperliche Stärke, die er im Sturmlauf aufs gegnerische Tor in eine Wucht à la Embolo ummünzen kann (okay, der Vergleich hinkt ein wenig – aber von der Idee her nicht falsch).

Lukembila bringt also ein äusserst spannendes Gesamtpaket mit. Im modernen Fussball ist Geschwindigkeit wichtiger denn je. Sein hohes Tempo in Kombination mit seiner körperlichen Power schafft daher beste Voraussetzungen dafür, dass sein Name in Zukunft auch über die Challenge League hinaus bekannt wird. Seinen vielversprechenden rohen Anlagen zum Trotz, wirkt Lukembila aber in gewisser Hinsicht noch ungeschliffen. Kein Wunder, schliesslich verfügt er erst über sehr wenig Erfahrung im Profibereich. Beim FC Wil ist er nun drauf und dran, sich zum ersten Mal überhaupt auf diesem Level zu etablieren – und schafft es dennoch, auf Anhieb zu verblüffen.

Traumdebüt nach später Ankunft

Lukembila kam erst Ende August zum FC Wil. So verpasste er die ersten fünf Spieltage der Challenge League. Anlaufschwierigkeiten hatte er aber dennoch keine. Der Waadtländer scheint sich von Anfang an in der Mannschaft sehr wohlzufühlen. Der FC Wil besteht seit Jahren aus vielen jungen Spielern, die allesamt entweder leihweise aus der Super League gekommen sind, oder den Durchbruch andernorts nicht geschafft haben. Zusammengehalten wird diese Rasselbande von zwei Routiniers: Philipp Muntwiler (34) und Carlos Silvio (36). Ersterer stand bei St.Gallen, Vaduz und Luzern unter Vertrag und hat über 200 Super League-Spiele in den Beinen, zweiterer spielte unter anderem bei Union Berlin, damals noch in der 2. Bundesliga.

Bei seinem Debüt, dem 2:2 gegen den FC Thun in seinem neuen Zuhause, dem Stadion Bergholz in Wil, erzielte Lukembila sogleich das zwischenzeitliche 1:1 in der 38. Minute. Er konnte also schon im ersten Spiel für seine neuen Farben einen Unterschied machen. Noch nie hat der gelernte Flügelstürmer in einer Saison seit der U18 mehr als acht Tore geschossen. Er ist also schon jetzt drauf und dran, seine Bestmarke zu knacken – und das erst noch im Profibereich. Wenn er im selben Rhythmus weiter scoren sollte, dürfte er allerdings nicht lange im Bergholz bleiben.

Auf Frei folgt Iacopetta

Lukembila ist nicht nur vielseitig in seiner Spielweise, sondern kann auch vielseitig eingesetzt werden. Alex Frei brachte ihn sowohl als Flügel, als auch als Mittelstürmer. „In der Spitze fühle ich mich am wohlsten. Aber die Möglichkeit, auf mehreren Positionen spielen zu können, ist für mich natürlich ein Vorteil. Ich arbeite einfach daran, dass ich auf jener Position performen kann, auf der ich gebraucht werde“, so der Wiler Offensivmann auf unsere Nachfrage.

Da in Wil aber kürzlich die Zusammenarbeit mit Alex Frei beendet wurde (aufgrund von „Unterschiedlichen Vorstellungen zur strukturellen und sportlichen Ausrichtung“), steht mittlerweile ein neuer Coach an der Seitenlinie des Ostschweizer Zweitligisten: Brunello Iacopetta. Der ehemalige Trainer des FC Rapperswil-Jona soll die jungen Wilden des FC Wil weiter fördern und gleichzeitig die sportlichen Ziele erreichen. Gute Nachrichten also für Lukembila. Dieser meint zum neuen Chef: «Für mich ändert das nichts an meiner Mentalität, immer volle Leistung bringen zu wollen.» Im ersten Spiel unter Iacopetta, auswärts im Ländle, stand Lukembila als linker Flügel in der Startelf und bedankte sich beim neuen Trainer für die Nomination mit den erwähnten zwei Assists zu den beiden Toren der Wiler.

Wo soll die Reise für ihn persönlich hingehen? „Zuallererst einmal will ich weiterhin Spiel für Spiel Leistung auf den Platz bringen und so der Mannschaft helfen, eine tolle Saison zu spielen“, so der Wiler Shootingstar. Die Challenge League ist eine tolle Bühne für junge Spieler. Zahlreiche interessante Schweizer Talente haben dort in den letzten Jahren den Durchbruch geschafft und messen sich nun auf einem höheren Level: Andi Zeqiri, Dan Ndoye, Filip Stojilkovic, Bledian Krasniqi oder Zeki Amdouni gehören in diese Kategorie. In nicht allzu ferner Zukunft könnte auch Lukembila auf einer ähnlichen Liste stehen…

Share the Post: