Gastbeitrag von Giacomo Notari – Der 21-jährige Stürmer aus Sion spricht über seine vergangenen intensiven Monate und fühlt sich für grosse Herausforderungen bereit.
Wer kannte den jungen Spieler Joel Monteiro vor einem Jahr? Nun, wenn man weder aus dem Kanton Waadt stammt, noch ein Fan der 1. Liga ist, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich niedrig. Tatsächlich aber hat sich der Youngster, der in Sion als Sohn portugiesischer Eltern zur Welt kam, vor kurzer Zeit den Traum eines jeden jungen Schweizer Fussballers erfüllt und beim amtierenden Meister YB einen Vertrag unterzeichnet. Nun ist Monteiro bis zum Ende der Saison an Stade-Lausanne-Ouchy verliehen, wo der Bruder von Lausanne-Sport-Verteidiger Elton Monteiro mit uns über seinen plötzlichen Aufstieg, seine Reaktion, als er vom Berner Interesse erfuhr, und seine Zukunftshoffnungen spricht.
Merkwürdiges Ende bei Lausanne-Sport
Zum Ende der letzten Saison nach wie vor ein Unbekannter, veränderte sich Monteiros Status bei Lausanne-Sport im letzten Herbst urplötzlich. Nachdem er in der vorangegangenen Saison für das Team Vaud in der 4. Liga 6 Tore erzielt hatte, ballerte er sich nämlich mit 5 Toren in 4 Einsätzen zum Start der Saison 2020/21 auf den Radar von Giorgio Contini. Der LS-Übungsleiter schenkte dem Eigengewächs das Vertrauen nominierte es für die erste Mannschaft. Gerademal 5 Minuten benötigte Monteiro, um bei seinem Super League-Startelfdebüt sein erstes Tor im Profibereich zu erzielen. Beeindruckend, wie sich auch YB gedacht haben muss, das ihn diesen Winter mit einem Kontrakt über dreieinhalb Jahre ausstattete.
Der plötzliche Transfer überraschte alle, Monteiro eingeschlossen. «Man unterzeichnet einen Vertrag ja nicht einfach so. Sie kontaktierten mich schon ein Weilchen zuvor, aber ich hätte niemals gedacht, es würde so schnell gehen». Er entschloss sich schnell zum Wechsel, auch, weil seine Situation bei Lausanne kompliziert geworden war. «Der Klub und ich hatten einige Probleme, die ich nicht nennen kann, aber es war sehr kompliziert. Diese Umstände machten den Transfer schwieriger, als er hätte sein sollen», erklärt Joel Monteiro.
Ein “Traum”, gefolgt von einer enttäuschenden Leihe
Wischt man die komplizierten Umstände des Transfers bei Seite und blickt man nur auf seinen Schritt zu den Young Boys, darf ohne Zweifel konstatiert werden, dass dies der bislang wichtigste Moment in Monteiros junger Karriere war. Die Anzahl an Spieler, die so eine Gelegenheit erhalten, ist verschwindend klein. Der 21-Jährige fühlt sich dankbar für die Chance, die ihm geboten wird: «Es war ein Traum, der Realität wurde. Ich hätte mir nichts Besseres vorstellen können, beim Schweizer Meister zu unterschreiben ist fabelhaft.»
Nachdem die Anfangseuphorie verflogen war, stellte sich doch ein vorsichtiges Stirnrunzeln ein. Denn es schien ziemlich offensichtlich, dass Monteiro im YB-Sturm in dieser Saison keinen Platz neben Nsame, Elia, Mambimbi und Siebatcheu finden würde. Also wurde er umgehend zu Stade-Lausanne-Ouchy in die Challenge League verliehen.
Aber auch jetzt, wo die Saison ihren Abschluss findet, spielt Monteiro praktisch keine Rolle bei SLO. Ganz sicher nicht das Szenario, das er sich ausgemalt hat. Dennoch bleibt der physisch wuchtige, pfeilschnelle Angreifer positiv: «Ich bin hier, um mich zu entwickeln. Und das habe ich getan, auch wenn ich nicht viel gespielt habe. Ich trainiere gut und ich habe meinen Rhythmus wiedergefunden. Nun hoffe ich, bald wieder zu spielen.» Stand jetzt, vier Spieltage vor dem Saisonende, kam Monteiro für SLO lediglich zweimal zum Einsatz, beides Jokerauftritte gegen Chiasso.
Eine ähnliche Rolle wie Mambimbi?
Natürlich wäre es für Monteiro gut, gegen Ende der Challenge League-Saison nochmals ein wenig Spielpraxis zu sammeln. Jedoch ist es für ihn bereits an der Zeit, in Richtung der neuen Saison zu blicken und sich auf die Herausforderung YB einzustellen. SLO’s Nummer 77 hat klare Vorstellungen bezüglich seiner Perspektiven bei seinem neuen Klub: «Ich denke ich werde in der nächsten Saison bei YB bleiben, so ist es geplant. Als ich hinging, konnte ich die Trainingsinfrastrukturen besichtigen, ich traf den Sportdirektor und die Spieler. Ich erhielt einen tollen Eindruck.»
Das Beste für Monteiro wäre wohl eine ähnliche Rolle, wie sie Felix Mambimbi in dieser Saison ausgeübt hat. Er würde als junger Joker von der Bank aus für neuen Schwung sorgen und die Offensive beleben. Tatsächlich ist es genau das, was sich der Schweizerisch-Portugiesische Doppelbürger vorstellt: «Dies wäre in der Tat perfekt für mich und das ist genau die Rolle, die mir offeriert wurde, als ich den Vertrag unterzeichnete. Ich denke, ich werde mich sehr schnell ins Team einfinden.»
Der 21-jährige Angreifer wirkt selbstbewusst und ambitioniert. Seine Mentalität wird ihm hoffentlich dabei helfen, seinen Platz im YB-Edelkader schnell zu finden. Um das zu erreichen, weiss Monteiro auch ganz genau, welche Aspekte seines Spiels er noch zu verbessern hat: «Ich muss meinen Abschluss verbessern, der Rest wird aus der Erfahrung kommen. Eines ist wichtig: Tore erzielen.» Gibt es ein besseres Vorbild in puncto Abschluss als das norwegische Biest des BVB? «Ich lasse mich eigentlich von keinem spezifischen Stürmer beeinflussen, ich versuche, mir von allen ein wenig etwas abzugucken. Momentan beeindruckt mich am meisten, was Haaland macht.»
Die letzten Spiele der Saison werden gegen GC, Xamax, Wil und Aarau ausgetragen. Dies sind gleichzeitig die letzten Gelegenheiten für Monteiro, sich bei SLO zu profilieren, . Was danach kommt, wird extrem spannend zu beobachten sein. Wird er einen Impact bei YB haben? Bedenkt man seine tolle Einstellung und den Killerinstinkt, den er anfangs Saison bei Lausanne-Sport unter Beweis gestellt hat, könnte Monteiro «one to watch» für die neue Saison sein…