Isaac Schmidt – St.Gallens Antwort auf den Guindo-Abgang

Gastbeitrag Maxime SchärFCSG-Linksverteidiger Daouda Guindo kehrt nach nur einem halben Jahr zu seinem Stammklub Salzburg zurück. Wer könnte die Lücke hinten links schliessen? Die Antwort ist so einfach wie naheliegend: Isaac Schmidt. Was macht den vielseitigen „Schweizer Marcelo“ so speziell? In DE/FR.

Durch den verfrühten Abgang des Linksverteidigers Daouda Guindo zurück nach Salzburg verliert der FC St.Gallen plötzlich und unplanmässig einen Stammspieler. Als direkte Ersatzoption steht natürlich der wiedergenesene Michael Kempter zur Verfügung. Aber auch Sommerneuzugang Albert Vallci, der zwischen 2016 und 2018 diese Position in Österreich bekleidete, kann dort auflaufen. Aufgrund der hohen Dichte an entwicklungsfähigen jungen Mittelfeldspielern wie Randy Schneider, Christian Witzig, Stefano Guidotti oder Ricardo Alves, besteht aber auch die Chance, dass Peter Zeidler eine andere Variante wählen wird: eine Reinstallation von Isaac Schmidt auf der Linksverteidiger-Position.

Der 23-jährige Waadtländer, der bis zu seinem Wechsel zu den Ostschweizern vor allem als Rechtsaussen gespielt hatte, wurde letzte Saison nämlich schon provisorisch hinten links aufgestellt – und begeisterte von dieser Position aus die ganze Liga. Im Nu etablierte sich Schmidt als Stamm-Linksverteidiger und stieg in St.Gallen zum Publikumsliebling auf. Der Spitzname, den ihm die treuen FCSG-Fans verliehen haben, sagt viel über seine Spielweise aus: „Schweizer Marcelo“. Mit der leihweisen Ankunft von Guindo im Sommer, war Schmidts „Aushilfe“ hinten links aber nicht mehr gefragt. Stattdessen stellte ihn Zeidler eine Reihe weiter vorne im Mittelfeld auf. Nun dürfte der FCSG-Coach aber wieder auf Schmidt als Linksverteidiger-Lösung setzen.

Im Folgenden bieten wir eine ausführliche Analyse über Isaac Schmidt, seine Stärken und Schwächen sowie seine erfolgreiche Umschulung zum Linksverteidiger.

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Ein Signature Move, viel Tempo und Mut zum Risiko

Schmidt ist ein Rechtsfuss. Kommt er über die linke Seite, so erhält er die Chance, mit seinem starken rechten Fuss nach innen zu ziehen. Diese inverse Bewegung ist so etwas wie sein Signature Move – mit Tempo an die Strafraumecke und dann via Dribbling oder Doppelpass in die Box eindringen.

Auf dem ersten Bild ist Schmidt nach aussen vororientiert, dreht sich dann sehr schnell nach innen und weicht so dem anlaufenden Ardon Jashari aus, bevor er schliesslich den Ball schnell in den Strafraum spielt. Nach der Passabgabe (2. Bild) macht sich Schmidt direkt wieder verfügbar, indem er in den Strafraum läuft (3. Bild). Genau diesen Bewegungsablauf vollzieht er oft und sehr gut. Damit macht sich Schmidt als Linksverteidiger zu einem wichtigen Element in der Chancenerarbeitung der Espen.

Neben seiner steten offensiven Mitarbeit, bringt Schmidt eine weitere grosse Stärke mit: sein Tempo. Dank seiner Geschwindigkeit ist er ein zentrales Element im progressiven Spiel seiner Mannschaft. Er trägt den Ball mit Speed und Dynamik aus der eigenen Hälfte tief in die gegnerische Zone und durchbricht mit einem einfachen Lauf eine ganze gegnerische Linie. Die Bildstrecke unten zeigt, wie er mit dem Ball am Fuss aus der eigenen Platzhälfte losläuft und an mehreren Gegenspielern vorbeizieht, wodurch er eigenhändig das Spiel des FCSG in die Offensive verlagert.

Schmidt traut sich mit dem Ball in den Füssen einiges zu. Genau dieser Mut zum Risiko ist notwendig, um im Spiel die von Trainer Peter Zeidler so sehr geforderte Vertikalität zu erreichen. Im untenstehenden Bildbeispiel befinden sich die drei Stürmer des FCSG in der gleichen Zone. Um Zeidlers Maxime von steter Vertikalität zu befolgen, müsste der Ball so rasch wie möglich bei diesen ankommen. Schmidt erhält am linken Seitenrand das Spielgerät. Der Passweg zu den Angreifern ist aber zugestellt, doch auch der Sicherheitspass zu Görtler ist nicht ideal, da dieser sofort von Doumbia unter Druck gesetzt werden könnte und das Spiel wohl wieder nach hinten verlagern müsste, da auf der anderen Seite keine St.Galler Mitspieler bereitstehen.

Somit bleibt Schmidt nur die Möglichkeit, mit dem Ball am Fuss zu einem Lauf nach innen anzusetzen, um so den Ball so direkt wie möglich in die markierte Zone der Angreifer zu bringen. Und genau das tut er auch: Er bewegt sich furchtlos und explosiv nach innen, bringt das erhoffte Zuspiel und läuft dann direkt mit nach vorne, um die Stürmer zu unterstützen.

Da Schmidt auch technisch viel drauf hat, kommt er nicht nur dank seinem Tempo und seiner Risikofreude an Gegenspielern vorbei, sondern auch dank seiner Qualität im Dribbling. Der Youngster sucht oft und gerne das Eins-gegen-Eins entlang der Seitenlinie und schafft so Räume für sich und seine Mitspieler.

Das Gegenpressing liegt Schmidt

Auch in der Defensivphase hält sich Schmidt an das Vertikalitätsprinzip. Sehr zur Freude von Peter Zeidler, der einst zu Protokoll gab, dass es bei Ballverlust „besser ist, nach vorne zu sprinten, als 50 Meter in die andere Richtung zu laufen, denn der Automatismus sollte sein, den Ball so schnell wie möglich zurückzuerobern“.

So ist es nicht verwunderlich, dass man hier (1. Bild) die Espen den Gegner sofort sehr hoch pressen sieht, ein sogenanntes Angriffspressing. Da Guillemenot aber bereits auf den rechten Innenverteidiger des FCZ zuläuft, kann Boranijasevic aus seiner „Schattendeckung“ nach innen ausweichen. Isaac Schmidt reagiert darauf sehr gut, indem er auf den Zürcher zu sprintet (2. Bild), den Ball zurückerobert und so die Situation in einen gefährlichen Angriff umwandelt.

Dieser Automatismus des „Verteidigens durch Vorwärtsbewegung“ hat Schmidt verinnerlicht. Auch in anderen defensiven Phasen wendet er diesen perfekt an, wie hier beim erfolgreichen Gegenpressing.

Verbesserungspotential in der Orientierung

Vor allem defensiv muss sich der junge Waadtländer aber noch verbessern. Schon mehrfach haben seine Gegner im letzten Drittel von seiner mangelnden Informationsaufnahme profitiert, wie hier etwa in der Partie gegen Luzern (1. Bild). Denn auch wenn Guillemenot Dräger frei in den Strafraum kommen lässt, hätte Schmidt dies bemerken können, wenn er sich hinter seinem direkten Gegenspieler mit der idealen Körperorientierung, die durch die orangefarbene Linie dargestellt wird, positioniert hätte. So hätte er gleichzeitig den Ball und den Lauf von Dräger wahrnehmen und abfangen können.

Eine bessere Vororientierung würde ihm aber auch bei Ballbesitzphasen helfen, in denen er sich eben nach vorne drehen muss, um nicht vom Pressing eines Gegenspielers überrascht zu werden, wenn er den Ball auf seiner Seite erhält. Denn ohne den Kopf zu drehen, wie in dieser letzten Situation (2. Bild), kann er die Gegner in der schraffierten roten Zone gar nicht kommen sehen. Eine Ausrichtung auf die orangefarbene Linie hätte ihm Zeit gespart, da er sich nicht so weit hätte drehen müssen, zumal der Ball aufgrund der beiden hervorgehobenen Zürcher wahrscheinlich nicht hinter ihm angekommen wäre.

Ein Nati-Kandidat hinten links?

Kann er diese Details verbessern und zusätzlich auch an seinem linken Fuss arbeiten, so ist Schmidt auf bestem Wege, ein hochinteressanter linker Aussenverteidiger zu werden. Gerade seine Qualitäten im athletischen und offensiven Bereich machen ihn zu einem spektakulären Spieler, der einen grossen Mehrwert bieten kann. Nicht auszuschliessen, dass seine langfristige Zukunft tatsächlich hinten links ist – auch wenn er eigentlich ein gelernter Flügelstürmer ist. Ob er seine Transformation zum Linkverteidiger wirklich vollständig abschliesst, hängt auch davon ab, ob ihn Zeidler nun nach Guindos Abgang wieder auf dieser Position platziert.

Nicht nur der FCSG wäre ein möglicher Nutzniesser davon – auch der Schweizer Fussballverband dürfte daran interessiert sein, dass Schmidt seine tolle Entwicklung hinten links fortsetzt. Denn: Die Schweiz verfügt über keinen sehr grossen Pool an international tauglichen jungen Linksverteidigern – ein dynamischer Youngster wie Schmidt ist daher perspektivisch von grossem Wert für die Nati. Auswahlcoach Murat Yakin jedenfalls hat bereits ein Auge auf den «Schweizer Marcelo» geworfen. Gut möglich, dass wir ihn bei entsprechender Entwicklung bald mit dem Wappen auf der Brust auflaufen sehen.

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Version française:

Scouting Report: Isaac Schmidt (1999, FC Saint-Gall)

Dans la continuité de l’article retraçant le parcours du jeune Isaac Schmidt jusqu’à ses premiers matchs pour le FC Saint-Gall (lien ici), cette analyse détaillée dresse le profil du désormais latéral ou milieu gauche de Peter Zeidler. Car formé au Lausanne-Sport où il jouait jusqu’à l’été 2020 surtout en tant que latéral droit, son transfert chez les Brodeurs a signifié un repositionnement sur le flanc gauche, côté qui lui offre la possibilité de rentrer dans l’axe avec son pied fort, le droit, sa marque de fabrique.

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Pied droit et verticalité

Sur la 1ère image, comme souvent, Schmidt va se tourner très vite vers l’intérieur, évitant ainsi Ardon Jashari, avant de jouer rapidement le ballon dans la surface. Comme le jeune Lucernois restera très proche de lui au moment de sa passe (2ème image), Schmidt va directement se rendre disponible en se projetant dans la surface (3ème image), quelque chose qu’il fait aussi souvent et très bien.

Aussi rapide, ce n’est donc pas surprenant de voir le joueur de 23 ans faire progresser son équipe en traversant les lignes adverses avec le ballon. Ici, il va passer au milieu d’un intervalle.

Ce courage pour prendre des risques est justement nécessaire pour chercher la verticalité tant souhaitée par l’entraîneur Peter Zeidler. Ici, sur la 1ère image, les 3 attaquants du FCSG se trouvent dans la même zone, vers où il faut justement essayer d’amener le ballon, plutôt que d’effectuer une passe facile vers Görtler. En effet, ce dernier risque d’être directement mis sous pression par Ousmane Doumbia qui est réputé pour ça, si bien que Görtler serait sûrement contraint de jouer derrière ou vers l’autre côté où il n’y a absolument aucun attaquant saint-gallois. Isaac Schmidt va donc bien faire en rentrant vers l’intérieur pour jouer vers un attaquant, si bien que la passe de secours vers Görtler ne sera pas utilisée. Schmidt va à nouveau directement se projeter vers l’avant après sa passe pour aider les attaquants en sortant de cette zone encombrée (2ème image).

Récupérations de balle en avançant

En phase défensive, Schmidt est également synonyme de verticalité, et ce pour le plus grand plaisir de Peter Zeidler qui affirme que très souvent, à la perte de balle, « il vaut mieux sprinter vers l’avant plutôt que de faire 50 mètres dans l’autre sens » car « l’automatisme devrait être de récupérer le ballon le plus vite possible ». Ce n’est donc pas étonnant de voir ici (1ère image) l’équipe d’Ostschweiz en train de presser tout de suite très haut l’adversaire, un comportement appelé « Forechecking ». Mais comme Guillemenot a déjà commencé sa course vers le défenseur droit du FCZ, Boranijasevic va pouvoir échapper de sa « couverture par l’ombre » (cover-shadow en anglais) en rentrant vers l’intérieur. Isaac Schmidt va donc très bien réagir en sprintant sur le Zürichois (2ème image), transformant ainsi la situation en une attaque dangereuse.

Parfaitement adapté à cet automatisme du « défendre en avançant », l’ancien du LS l’applique également à merveille lors des autres phases défensives, comme ici au contre-pressing.

L’orientation du corps et le scanning, encore perfectibles

C’est pourtant bien défensivement que le jeune Vaudois doit s’améliorer le plus, puisque les adversaires de Saint-Gall ont pu quelques fois profité d’un manque de prise d’informations de sa part dans le dernier tiers, comme ici (1ère image) face à Lucerne. Car même si Guillemenot va laisser Dräger libre de tout marquage, Schmidt aurait pu le remarquer s’il s’était positionné derrière son adversaire direct avec l’orientation corporelle idéale que représente le trait orange. Il aurait ainsi pu voir en même temps le ballon et la course de Dräger.

Veiller à adopter une meilleure orientation l’aiderait cependant aussi dans les phases avec ballon, où se tourner davantage vers l’avant lui permettrait de ne pas se faire surprendre par le pressing d’un adversaire venant dans son dos lorsqu’il s’apprête à recevoir le ballon sur son côté. Car sans tourner la tête comme dans cette dernière situation (2ème image), il n’aperçoit sûrement pas les joueurs se trouvant dans la zone rouge hachurée. S’aligner sur la ligne dessinée en orange lui aurait aussi fait gagner du temps au moment de recevoir la passe car il n’aurait pas eu besoin de se tourner autant, surtout que le ballon n’allait vraisemblablement pas arriver derrière lui en raison de la présence des deux Zurichois mis en évidence.

Conclusion

Ajouté à une utilisation plus fréquente de son pied gauche lorsque la situation l’exige, améliorer ces quelques détails feraient d’Isaac Schmidt un latéral et milieu gauche sans défauts et avec beaucoup de qualités. Le Lausannois d’origine est donc un joueur que les plus grands clubs de Super League se doivent de surveiller de près, ce que font déjà les sélections suisse et nigériane !

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