- Emanuel Staub
Die grosse Deadline Day Übersicht
Aktualisiert: 1. Sept. 2021
Der Deadline Day ist passé! Was hat sich auf dem Schweizer Transfermarkt getan? Wir liefern den grossen Überblick über alle Last Minute-Deals und analysieren, was alles noch passieren könnte.
Am Dienstag 31. August um 23:59 war der Spuk vorüber und das Transferfenster schloss. Am sogennanten Deadline Day, also dem letzten Tag der internationalen Wechselperiode, ging es noch einmal drunter und drüber. Alle Spieler, die weg wollten, versuchten noch irgendwo unterzukommen und alle Klubs, die noch Nachholbedarf hatten, griffen zu. Aus Schweizer Sicht ergaben sich äusserst spannende letzte Stunden...
Diese Deals sind bereits in trockenen Tüchern
Steven Zuber (30) zu AEK Athen:
Der beste Vorlagengeber der EURO 2020 hat einen neuen Verein: AEK Athen. Wer hätte gedacht, dass Steven Zuber nur wenige Wochen nach seinen brillianten EM-Auftritten in der griechischen Super League auflaufen würde? Der Hintergrund: Zuber spielt in den Plänen von Eintracht Frankfurt-Trainer Oliver Glasner keine Rolle und wollte dementsprechend weg. Das Problem: Die erhofften Angebote aus Italien und Frankreich blieben aus und die Zeit drängte. So entschied sich Zuber schliesslich für einen leihweisen Wechsel (inkl. Option) zu AEK.
Andi Zeqiri (22) zum FC Augsburg
Auch Andi Zeqiri realisierte in den letzten Stunden des Transferfensters noch einen Wechsel. Der Schweizer A-Nationalspieler schliesst sich – etwas überraschend – leihweise dem FC Augsburg an. In der Premier League kam er bei Brighton & Hove Albion nicht wie gewünscht zum Zug, in der Bundesliga soll nun der Durchbruch gelingen. Die Südengländer haben Zeqiri aber noch nicht aufgegeben: Der Deal sieht keine Kaufoption vor, im nächsten Jahr soll der dynamische Angreifer wieder für Brighton auf Torejagd gehen.

Darko Jevtic (28) zu AEK Athen:
Der Schweizer Mittelfeldspieler hat sich fernab der Heimat prächtig entwickelt. Als kreativer, schussgewaltiger Spielgestalter hat sich Jevtic bei Rubin Kazan bewährt. Rubin ist aber zwingend auf Einnahmen und Gehaltseinsparungen angewiesen, weswegen sich Jevtic nun leihweise ebenfalls AEK Athen anschliesst und dort mit Steven Zuber ab sofort ein neues Schweizer Traumduo bildet.
Samuel Kasongo (19) zu Neuchâtel Xamax:
Xamax gibt die leihweise Verpflichtung des jungen Schweizer Mittelfeldtalents Samuel Kasongo bekannt. Der Schweizer U18-Nationalspieler wechselt von Toulouse in die Challenge League. Ausgebildet wurde Kasongo im Nachwuchs der BSC Young Boys, nun soll er bei Xamax im Profifussball durchstarten.
Cedric Itten (24) zu Greuther Fürth:
Der Rangers-Stürmer wechselt leihweise zu Bundesliga-Aufsteiger Greuther Fürth. In Schottland ist Itten auch ein Jahr nach seinem Wechsel vom FCSG nicht glücklich geworden, ein Abgang zwecks Spielpraxis macht daher nur Sinn. Fürth besitzt eine Kaufoption für den dreifachen Schweizer Nationalspieler.

Dan Ndoye (20) zum FC Basel:
Der hochtalentierte Schweizer Flügelspieler wechselt von OGC Nizza leihweise zum FC Basel. Die Bebbi handelten zudem eine Option für eine definitive Übernahme aus. Die Verpflichtung des frisch in die A-Nationalmannschaft nachnominierten Youngsters darf als Transferhammer bezeichnet werden. Ndoye gehört zu den aufregendsten und vielversprechendsten Schweizer Offensivspielern seiner Generation. Dass ihn der FCB an Land ziehen konnte, ist ein dickes Ausrufezeichen. Die Super League darf sich auf eine neue Attraktion freuen!

Edimilson Fernandes (25):
Edimilson hat eine sehr schwere Zeit hinter sich. Am 3. Januar diesen Jahres absolvierte er zum letzten Mal eine Partie über 90 Minuten. Mainz 05-Coach Bo Svensson ist kein Fan des Schweizer Nationalspielers, besonders seine Mentalität soll dem Übungsleiter missfallen haben. Im Mainzer Mittelfeld war Edimilson nur noch die Nummer 4, er galt den ganzen Sommer über als klarer Verkaufskandidat. Am Deadline Day hat es mit einem Wechsel endlich geklappt: Der elegante Mittelfeldspieler schliesst sich im Rahmen eines einjährigen Leihdeals (inkl. Option) Arminia Bielefeld an.
Was könnte sich international noch tun?
Denis Zakaria (24):
Zakarias Situation ist kompliziert. Der Mittelfeldspieler machte Gladbach seinen Wechselwunsch unmissverständlich klar, erhielt aber keine passenden Angebote aus dem Ausland. Notgedrungen scheint er nun eine Kurskorretur vorgenommen zu haben: Zakaria hat seinen Berater gewechselt und wird wohl mindestens ein weiteres Jahr in der Bundesliga bleiben. Sein Vertrag läuft im nächsten Sommer aus. Es zeichnet sich eine erneute Hängepartie ab.
Haris Seferovic (29):
Der Benfica-Stürmer hat persönlich äusserst erfolgreiche Monate hinter sich. Nach seinen 26 Saisontoren in der letzten Saison machte er auch an der EURO viel Werbung in eigener Sache. Benfica will Seferovic allerdings trotz seinen starken Leistungen und einem gültigen Vertrag bis 2024 von der Lohnliste streichen. Das ist zumindest bis zum Deadline Day nicht gelungen. In den letzten Stunden des Transferfensters wurde das Gerücht, wonach Sevilla Seferovic gerne als De Jong-Ersatz verpflichten würde, richtig heiss. Am Ende reichte die Zeit allerdings nicht mehr aus, um den Deal über die Zielgerade zu bringen. Ein Abgang ist aber trotzdem noch nicht vom Tisch. In Russland und in der Türkei ist das Wechselfenster noch einige Tage geöffnet. Gut möglich, dass sich in der Causa Seferovic noch etwas in diese Richtung tut.
Loris Benito (29):
Ironischerweise hat Bordeaux-Legionär Loris Benito ausgerechnet unter seinem langjährigen Nati-Coach Vladimir Petkovic den Platz in der Mannschaft verloren. In den letzten zwei Partien stand der Linksverteidiger nicht einmal mehr im Kader. Benito scheint in der Ligue 1 keine Perspektiven mehr zu haben. Alles deutet daraufhin, dass er sich kurz vor dem Ende der Transferperiode noch einen neuen Klub suchen wird. Diese Vermutung deckt sich mit der Meldung aus Frankreich, dass Benito und Bordeaux den Vertrag einvernehmlich aufgelöst hätten. Gemäss italienischen Medienberichten könnte er nun ablösefrei zum FC Basel wechseln, der Blick dementiert das Gerücht aber. Durch die Vertragsauflösung ist Benito berechtigt, auch über den Deadline Day hinaus einen Wechsel zu vollziehen.
François Moubandje (31):
Der erfahrene ex-Nati-Aussenverteidiger hat bei Dinamo Zagreb einen schweren Stand. Die letzte Saison verbrachte Moubandje leihweise in der Türkei bei Alanyaspor, wo er von A-Z überzeugen konnte. Leider gelang es ihm nicht, den Schwung mit nach Kroatien zu nehmen. In der Liga registrierte Moubandje bislang erst zwei Einsätze. Gut möglich, dass ihn Dinamo noch abgeben will. Für seine Karriere wäre das vielleicht das beste. Auch hier gilt: Da in Russland und in der Türkei noch eingekauft werden darf, könnte es ihn evtl. zurück in die Süper Lig ziehen.
Kevin Rüegg (23):
Rüegg hat bei Hellas Verona ein Seuchenjahr hinter sich. Vor der letzten Saison wechselte der ex-U21-Nati-Captain für rund 2 Millionen Euro vom FCZ zu Hellas Verona in die Serie A. Den erhofften Durchbruch hat er bis dato allerdings nicht geschafft. Einerseits aufgrund der starken Konkurrenz auf den defensiven Aussenpositionen, andererseits auch aufgrund grossen Verletzungspechs. Eine Leihe würde daher absolut Sinn ergeben. Ob sich auf den Schlussmetern des Sommertransferfensters noch eine Marktchance für Rüegg eröffnet? Nach Ablauf der Deadline lässt sich sagen: Dem war nicht so. Rüegg bleibt mindestens bis zum Januar an Bord.
Was geschieht noch in der Super League?
Afimico Pululu (22):
Er war eigentlich bereits weg, kam im wichtigsten Moment zurück und wird nun wohl doch bleiben: Basel-Flügel Pululu hat einen turbulenten Sommer hinter sich. Mit seinem überragenden Joker-Auftritt im Conference League Playoff-Rückspiel gegen Hammarby (herausgeholter Penalty, souveräner Schütze im Elfmeterschiessen) zeigte er dem FCB seinen Wert auf. Trotzdem wird er den FCB wohl noch verlassen, auf der Kontingentsliste ist er nicht mehr zu finden. Auf den Sozialen Medien macht zur Zeit das Gerücht die Runde, Pululu wechsle zu Grenoble Foot 38. Nach wie vor ist diesbezüglich alles offen.
Christian Fassnacht (27):
Das Gerücht, wonach sich Christian Fassnacht mit Werder Bremen einig sei, erregte in den letzten Tagen grosses Aufsehen. Das Bremer Interesse war real, jenes von Fassnacht wohl auch. Aber YB-Sportchef Christoph Sypcher hat dem Transfer einen Riegel vorgeschoben: Einerseits bot Bremen wohl rund eine Million zu wenig, andererseits sei YB nicht daran interessiert, Schlüsselspieler so kurzfristig abzugeben, wie Spycher selber bekräftigte. Ein Wechsel ist daher vom Tisch.
Arthur Cabral (23):
Bleibt er oder geht er? In Basel ist man heilfroh, wenn das Transferfenster geschlossen und endlich die Gewissheit Einzug erhalten hat, dass man sich mindestens noch ein weiteres Jahr auf Cabral verlassen kann. Der aktuell wohl beste Spieler der Super League ist international nach wie vor ein Thema, der FCB ist aber am längeren Hebel. Jüngst soll eine Offerte der Hertha ausgeschlagen worden sein, auch Royal Antwerpen wird ernsthaftes Interesse nachgesagt. Aber: Cabral konnte offiziell gehalten werden und wird weiterhin für den FCB auf Torejagd gehen, wie der Klub auf Social Media mitteilt. Für die Super League ist es phänomenal, einen Stürmer wie Cabral noch ein Weilchen in den eigenen Stadien zu haben.
Petar Pusic (22):
Das GC-Eigengewächs gehört zu den heissesten Eisen auf dem Schweizer Markt. Pusics Vertrag läuft im nächsten Sommer aus, er würde dann wohl einen ablösefreien Wechsel in eine grössere Liga anpeilen. Eine Vertragsverlängerung soll für den dribbelstarken Flügel keine Option sein. Das bringt GC in die ungünstige Position, Pusic jetzt verkaufen zu müssen – oder ihn im nächsten Jahr gratis abzugeben. Nach Ablauf der Deadline lässt sich sagen: GC entschied sich für Letzteres, wohl in der Hoffnung, Pusic doch noch zu einer erneuten Vertragsunterschrift überreden zu können.
Grejohn Kyei (26):
Der beste Servette-Torschütze der vergangenen Saison hat in der Sommerpause diskret mit einem Auslandwechsel kokettiert. Sein Vertrag läuft nur noch bis zum nächsten Jahr, eine Verlängerung ist aktuell noch nicht in Sicht. Gut möglich, dass der französisch-ghanaische Doppelbürger im perfekten Fussballeralter den ablösefreien Schritt in eine Topliga anpeilt – bspw. zurück in die Ligue 1, wo er bereits für Stade Reims in der Saison 2015/16 auflief. Servette riskiert also, Kyei im nächsten Sommer ohne Entschädigung zu verlieren – oder wird sich im Januar von ihm trennen müssen.
Cameron Puertas (23):
Puertas gehört zu den aufregendsten Spielern der Super League. Athletisch, robust, techisch versiert, schussgewaltig und unheimlich zweikampfstark: Der Box-to-Box-Mittelfeldspieler bringt ein äusserst attraktives Gesamtpaket mit. Sein Weg wird ohne Zweifel in eine grosse Liga führen. Aber noch nicht in diesem Sommer, trotz Interesse aus der Serie A, wo er als Kandidat bei Spezia Calcio und Salernitana gehandelt wurde. Puertas ist Lausannes wertvollster Spieler. Sein Verlust hätte die ohnehin um Orientierung und Identifikation kämpfende Mannschaft hart getroffen.
Pajtim Kasami (29):
Kasamis Vertrag läuft nur noch bis zum nächsten Sommer. Bereits in den letzen Wochen gab es Gerüchte um einen Abgang. Am Deadline Day kommt nochmals neue Dynamik in die Sache. Gemäss dem italienischen Transferexperten Nicolo Schira hat Serie A-Aufsteiger Venezia beim FCB in der Causa Kasami nachgefragt. Zu einem Transfer nach Italien ist es Stand jetzt nicht gekommen. Gut möglich aber, dass auch für ihn eine Tür in Russland oder in der Türkei aufgeht.
In diesen Klubs ist noch etwas gegangen:
FC Luzern
Der FCL hat einen rabenschwarzen Saisonstart erwischt. Das Kader ist ingesamt zu dünn besetzt. Vor dem Deadline Day war mit mindestens einem Zuzug zu rechnen. Und der FCL hat geliefert: Der serbische Aussenbahnspieler Nikola Čumić (22) stösst leihweise von Olympiakos Piräus in die Innerschweiz, der FCL hat sich überdies eine Kaufoption gesichert. Gemäss dem Blick dürfte auch noch Aarau-Flügel Kevin Spadanuda (24) in Luzern unterschreiben. Zumindest für den Moment hat sich dieses Gerücht aber nicht bewahrheitet.
FC Basel
Der FCB legte einen unfassbaren Deadline Day hin. Neben Dan Ndoye wurden auch die beiden portugiesischen Toptalente Joelson Fernandes (18, Sporting Lissabon) und Tomàs Tavares (20, Benfica) vorgestellt, beide konnten im Rahmen von Leihdeals mit Kaufoption übernommen werden. Ebenfalls in Basel aufgeschlagen ist der holländische Mittelfeldspieler Wouter Burger (20, Feyenoord), der für rund 700'000 verpflichtet wurde. Aber das ist noch nicht alles: Für den Nachwuchs zog der FCB auch noch das hochgelobte ungarische Sturmtalent Zsombor Gruber (16, Puskás Akadémia FC) an Land. Aber auch auf der Abgangsseite dürfte sich noch einiges tun: Als Streichkandidaten gelten neben Pululu und Kasami auch Cardoso und Nikolic. Kaly Sene hat bereits bei GC unterschrieben.
FC Zürich:
Der FCZ wollte in diesem Sommer eigentlich noch auf zwei Positionen nachlegen: Gesucht wurde ein erfahrener Innenverteidiger und eine zusätzliche Offensivkraft. Im Rennen waren Lech Posen-Innenverteidiger Thomas Rogne (31) und Sturmtank Aleksandar Prijovic (31). Am Deadline Day blieb es beim Stadtclub dann aber erstaunlich ruhig. Kein einziger Neuzugang wurde verkündet, stattdessen wurde Aussenverteidigertalent Filip Frei (20) leihweise an den FC Wil abgegeben. Transferziel Aleksandar Prijovic ist Stand heute ohne Verein. Mit ihm könnte also auch noch in den nächsten Tagen eine Einigung erzielt werden.
FC Sion:
Die Walliser haben am Deadline Day mehrere Kadermutationen bekanntgegeben: Als Neuverpflichtung vorgestellt wurde Tags zuvor bereits Stürmer Vagner Dias (25), danach stiessen auch noch Juve-Aussenverteidiger Wesley (21), der in der vergangenen Rückrunde bereits an die Sittener verliehen wurde, und das ivorische Mittelfeldtalent Kader Keita (20) dazu. Abgegeben wurde hingegen der lettische Stürmer Roberts Uldrikis (23), der zu Eredivisie-Aufsteiger SC Cambuur wechselt.
Grasshopper Club Zürich:
GC hat immerhin noch einmal zuschlagen können: Vom FC Basel wird das senegalesische Flügeltalent Kaly Sene (20) leihweise übernommen. Die Hoppers besitzen zudem eine Option für eine definitive Übernahme. Gleich zwei Nachwuchsspieler wurden indes in die Challenge League abgegeben: Fabio Fehr (21) und Robin Kalem (19) werden an den FC Schaffhausen verliehen.