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  • Livio Dörig

Gregor Kobel: Der nächste Schweizer BVB-Torwart?

Aktualisiert: 14. März 2021

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der BVB im Sommer eine neue Nummer 1 verpflichten will. Roman Bürki dürfte den Verein dann höchstwahrscheinlich verlassen und Marwin Hitz die angestammte Position als Ersatzmann einnehmen. Mit Gregor Kobel steht ein weiterer Schweizer als Anwärter auf den Platz zwischen den Pfosten der Dortmunder auf der Liste der Verantwortlichen. Bolzplazz zeigt auf, warum sich der BVB definitiv um Kobel bemühen sollte.


Ein junger Goalie geht nach Deutschland

Gregor Kobel startete seine Laufbahn als Fussballer beim FC Seefeld Zürich. Schon bald wurden Scouts der Grasshoppers auf ihn aufmerksam und bereits im Alter von acht Jahren wechselte Kobel in die Nachwuchsakademie des Schweizer Rekordmeisters. Er entschied sich aber schon früh nicht wie üblich den Weg über die Super League zu gehen, sondern ins Ausland zu wechseln. So schloss sich das Torwarttalent 2014 der TSG 1899 Hoffenheim an. In Sinsheim folgten für den begabten Teenager Einsätze bei den A-Junioren und mit der Zweitvertretung in der viertklassigen Regionalliga Südwest. Nachdem er bereits zuvor einige Male im Kader der Profis gestanden hatte, kam Kobel im August 2017 im DFB-Pokal zu seinem Debüt in der ersten Mannschaft der Hoffenheimer und gab damit auch gleichzeitig seinen Einstand im Profigeschäft. Die Chance gab ihm damals übrigens ein gewisser Julian Nagelsmann.


In der darauffolgenden Saison kam Kobel dann auch zum langersehnten ersten Einsatz in der Bundesliga. Da es in dieser Halbserie jedoch beim einzigen Bundesliga-Auftritt im Dress der Sinsheimer blieb und gegen Stammkraft Oliver Baumann kein Kraut gewachsen war, schloss sich Kobel auf der Suche nach mehr Spielzeit zur Rückrunde 2017/18 dem FC Augsburg an. Dies stellte sich im Nachhinein als richtig smarten Move heraus, denn der gebürtige Zürcher konnte sich auf Anhieb gegen die schwächelnden Fabian Giefer und Andreas Luthe durchsetzen und avancierte zur Nummer 1 des FCA. Damals merkte man Kobel seine Jugendlichkeit und die fehlende Erfahrung jedoch noch deutlich an, waren seine Leistungen doch von Licht und Schatten geprägt und noch einige Unsicherheiten im Torwartspiel erkennbar.


Durchbruch beim VfB Stuttgart und Aufstieg zum Spitzenkeeper

Obwohl Kobel sein Arbeitspapier bei der TSG 1899 Hoffenheim verlängerte, zog es ihn nach Beendigung der Leihe nicht zurück in die Rhein-Neckar-Region. Stattdessen heuerte er ebenfalls auf Leihbasis beim Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart an. Bei den Schwaben war er mit wenigen Ausnahmen absolute Stammkraft und hatte entscheidenden Anteil an Rang 2 hinter Arminia Bielefeld und somit dem direkten Wiederaufstieg in Deutschlands Bel-Etage. Demzufolge erstaunt es nicht, dass Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat Kobel weiterhin beim VfB halten wollten. Rund 4 Millionen Euro überwiesen die Stuttgarter Verantwortlichen letzten Sommer an Stammklub Hoffenheim und statteten den Keeper mit einem Vertrag bis 2024 aus.


Spätestens in dieser Saison ging der Stern von Gregor Kobel so richtig auf und so überrascht es ganz und gar nicht, dass bereits absolute Topvereine wie der BVB ihr Interesse bekunden. Der Schweizer verpasste 2020/21 keine einzige Sekunde für den VfB und überzeugt auf ganzer Linie. Mit 37 Gegentoren und nur 3 zu-Null-Spielen aus 24 Partien lesen sich die simplen Statistiken jedoch nicht wirklich rosig. Man muss aber zwingend berücksichtigen, dass der VfB ein Aufsteiger ist und die Stärken der Mannschaft nicht unbedingt im Defensivbereich liegen. Ohne die bestechenden Auftritte von Kobel hätten die Schwaben definitiv deutlich mehr Gegentreffer schlucken müssen. Der Mann zwischen den Pfosten strahlt trotz seiner Jugendlichkeit von 23 Jahren schon eine unheimliche Präsenz und Souveränität aus. Mit 1,94m bringt Kobel absolute Gardemasse mit und seine Physis hilft ihm in praktisch allen Aspekten des Torhüterspiels. Durch seine Reaktionsschnelligkeit kann Kobel zudem gefährliche gegnerische Aktionen im letzten Moment noch entschärfen oder den Winkel für den Angreifer zumindest so verkürzen, dass dieser im Abschluss scheitert.

via kicker.de

Der Rechtsfuss bedient sich einer sehr modernen Spielweise und rückt demzufolge gerne und oft von der Linie weg. Dabei wirkt er nicht wie viele Torhüter ungelenk und schwerfällig, sondern dank seiner hohen Grundgeschwindigkeit und Beweglichkeit äusserst agil. Zum modernen Torwartspiel zählt natürlich auch das Spiel mit dem Ball am Fuss. Beim VfB hat sich Kobel zu einem herausragenden ersten Aufbauspieler und Passgeber entwickelt. Kurze und mittellange Bälle kommen mit fast hundertprozentiger Sicherheit präzise zum Mitspieler. Aber nur 49,1 % seiner langen Bälle finden aktuell ihr Ziel. Zumindest ein Bereich also, in dem sich Kobel noch steigern muss.


In puncto Strafraumbeherrschung, hohe Bälle und Standards gibt es beim Schweizer aber nicht das Geringste auszusetzen. Im Vergleich zu früheren Kampagnen hat Kobel hierbei nochmals erkennbare Fortschritte gemacht und vor allem die Fehlerquote auf ein Minimum reduziert. Beim Abwehren von Schüssen – dem eigentlichen Hauptgeschäft eines Torwarts – ist Kobel aufgrund der offensiven Spielweise des VfB Stuttgart viel gefordert. Starke 84 Torschüsse wehrte er in dieser Bundesligasaison bereits ab. Kobel kratzt dabei in regelmässigen Abständen einen „Unhaltbaren“ aus dem Winkel und rettet seinem Team so wertvolle Punkte. Eine weitere auffällige Statistik ist, dass der Schweizer Hüne in dieser Spielzeit schon zwei der fünf Elfmeter gegen ihn gehalten hat. Man darf also konstatieren, dass Kobel bei Penaltys einen gewissen „Killerinstinkt“ mitbringt.


Nun der Schritt zum BVB?

Schaut man sich den ehemaligen Schweizer U-Internationalen im Gesamtpaket an, blickt man auf einen Torwart, der prädestiniert dazu wäre, Dortmunds neue Nummer 1 zu werden. Kobels herausragende Qualitäten würden bei einer dominanten Mannschaft wie dem BVB sogar noch besser zur Geltung kommen. Zum einen benötigt die Borussia für ihre Taktik einen starken Aufbauspieler zwischen den Pfosten, und zum anderen steht die Verteidigung grundsätzlich sehr hoch. Bei der BVB- „high line“ würde Kobels Herausrücken folglich noch viel öfters gefordert sein. Eine weitere Saison beim VfB würde der Entwicklung des Sohnes des früheren Eishockeyspielers Peter Kobel definitiv nicht schaden. Und doch ist dem – gemessen an der durchschnittlichen Benotung des „kickers“ – drittbesten Schlussmann der Liga der Schritt zu einem Schwergewicht wie Borussia Dortmund im kommenden Sommer vollkommen zuzutrauen.


Sehr ähnlich zog nämlich einst Roman Bürki nach nur einer fantastischen Spielzeit beim SC Freiburg in den Ruhrpott. Vom Potenzial her ist Kobel aber nochmals eine klare Stufe über der ehemaligen Schweizer Nummer 2 einzuordnen. Mit seinen 23 Jahren hat der ehemalige GC-Jugendspieler schon einiges an Erfahrung gesammelt und erste Anzeichen, die einen Führungsspieler ausmachen, sind bereits klar erkennbar. Kobels lautstarke Anweisungen an die Vorderleute, seine Nerven aus Stahl und die sichere und souveräne Ausstrahlung wären bei einem so polarisierenden und im Rampenlicht stehenden Klub wie dem BVB umso mehr von Bedeutung.


Zusammenfassend kann man also festhalten, dass Kobel optimal ins Beuteschema der Schwarz-Gelben, die bekanntlich nach einer neuen Nummer 1 fahnden, passt. Vieles hängt aber davon ab, ob der Schweizer bereits im kommenden Sommer den nächsten Sprung auf der Karriereleiter machen will. Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und der künftige Übungsleiter Marco Rose haben Kobel auf dem Zettel und bei einem verlockenden Angebot des BVB ist ein Wechsel alles andere als unwahrscheinlich. Viele Schweizer Fussballfans dürfte ein entsprechender Transfer freuen und man braucht kein Prophet zu sein, um zu behaupten, dass Kobel in Zukunft auch in der Nati eine gewichtige Position einnehmen wird.



Kobel auf der Überholspur: https://www.suedostschweiz.ch/sport/fussball/2021-02-19/keeper-gregor-kobel-auf-der-deutschen-ueberholspur


Wechselgerüchte um Kobel: https://www.swr.de/sport/fussball/vfb-stuttgart/artikel-vfb-stuttgart-gregor-kobel-102.html


BVB mit Interesse: https://www.4-4-2.com/bundesliga/borussia-dortmund/schweizer-goalie-bvb-gregor-kobel-gespraech/

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