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Franklin Sasere: Ein Lugano-Stürmer, der in Malta zum Popstar wurde
Die wenigsten Beobachter der Schweizer Fussballszene dürften ihn wirklich kennen: Franklin Sasere, 23-jähriger Stürmer, steht bei Lugano unter Vertrag und verbrachte die letzte Saison auf Leihbasis in Malta – mit durchschlagendem Erfolg. Wird er nun auch in der Schweiz daran anküpfen können?
Aus dem Südwesten Nigerias ins Tessin
Franklin Sasere stiess im Sommer 2019 aus Nigeria zum FC Lugano. Die Ticinesi hatten sich einige Monate zuvor für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert und rüsteten sich für die anstehende Dreifachbelastung. Sasere verpflichtete man als Perspektivspieler, also als sportliches Versprechen und zukünftige Wertanlage zugleich. Der FC Zürich machte mit dem Zuzug von Stephen Odey 2017 bereits vor, dass sich ein solcher Transfer ausbezahlen kann. Auch Odey wechselte nämlich aus Nigeria in die Schweiz, nach zwei Jahren konnte er für rund 3,5 Millionen nach Belgien weiterverkauft werden.
Zweifellos hegte die Scoutingabteilung des FC Lugano die Hoffnung, einen ähnlichen Rohdiamanten ausgegraben zu haben. Sasere stand zum Zeitpunkt seiner Entdeckung bei den Sunshine Stars aus Akure, einer Stadt im Südwesten Nigerias, unter Vertrag. Doch ein vergleichbarer Durchbruch, wie ihn Odey erlebte, blieb Sasere in seiner ersten Saison in der Schweiz verwehrt.
Der bullige Stürmer brachte es 2019/20 auf gerademal 6 Pflichtspieleinsätze für Lugano. Einen Teileinsatz in der Europa League, 5 Kurzauftritte in der Super League und eine Bilanz von gesamthaft 87 Minuten Spielzeit registrierte er in seinem ersten Jahr. Sasere plagten offensichtliche Anpassungsschwierigkeiten bezüglich Taktik, Intensität und Spielsystem. Dennoch war man von seinem Talent im Tessin nach wie vor überzeugt. Die sportliche Führung strebte daher ein Leihwechsel an, der Sasere den Einstieg in den europäischen Fussball erleichtern sollte.
Explosion in Malta
Besser aufgehen können hätte der Plan nicht. Im letzten Spätsommer schloss sich Sasere den Hamrun Spartans aus Malta an, und was danach folgte, ist ein Stück maltesischer Fussballgeschichte. Der nigerianische Angreifer schoss die Spartans zu ihrem ersten Meistertitel seit 30 Jahren. Sasere bildete ein kongeniales Duo mit dem kapverdischen Stürmer Dodo, gemeinsam erzielten sie 32 Treffer, beide netzten je 16 Mal ein.
"Sasere und Dodo bildeten eines der besten Duos, die es im maltesischen Fussball jemals gab", meint Gianluca Lia, ein maltesischer Sportjournalist bei der Times of Malta auf unsere Nachfrage. "Sasere zeigte hier kaum Schwächen, seine Qualität ist eindeutig zu hoch für die maltesische Liga", führt Lia weiter aus.
Sasere hat sich in Malta einen exzellenten Ruf erarbeitet. Wenig verwunderlich also, dass er nach seinem entscheidenden Beitrag zum Titelgewinn eine besondere Stellung innerhalb der Spartans Fanbase geniesst, wie Lia hervorstreicht: "Er war einer der Fanlieblinge. Als er ankam, war nicht viel über ihn bekannt, aber aufgrund der Tatsache, dass er von einem Klub wie Lugano kam, gab es durchaus grosse Erwartungen. Heute darf man sagen, dass er geliefert hat!"

Klar, das Niveau der maltesischen Premier League lässt sich mit demjenigen der Super League nicht vergleichen. Es gibt keine Garantie, dass Sasere in der Schweiz ähnlich stark performen wird. Dennoch hat Sasere in Malta bewiesen, über viel Potential zu verfügen. Die Athletik und Dynamik des 1,85m grossen Stürmers sieht Lia als dessen grösstes Plus: "Was den Hamrun Spartans am meisten half, war seine Mobilität. Er bewegt sich gerne von links nach rechts oder lässt sich auch mal tiefer fallen, um das Kombinationsspiel anzukurbeln, was am Ende dem Spielfluss hilft. Mit seinen Bewegungen zieht er die Verteidiger auf sich, die er dann dank seiner Geschwindigkeit abhängen kann."
In der Tat ist Sasere ein physisch robuster Angreifer, der hauptsächlich von seiner Körperlichkeit lebt. Technisch und taktisch gibt es sicher noch Nachholbedarf, Lia sieht zudem in seinem Kopfballspiel noch einiges an Verbesserungspotential. Dennoch ist deutlich, dass Saseres rohe Anlagen durch den richtigen Schliff einiges versprechen.
Wie geht es nun weiter?
Früh stellte die Vereinsführung der Spartans klar, dass man alles unternehmen wolle, um Sasere zu halten. Das bestätigt uns auch Lia. Tatsache ist jedoch, dass der junge Stürmer seit diesem Frühling wieder im Tessin weilt. Seine fantastische letzte Saison ist Lugano natürlich nicht entgangen, das sich nun im zweiten Anlauf einen Durchbruch des Kraftpakets erhofft. Seit Beginn der Vorbereitung ist Sasere ein Fixpunkt im Kader. In den ersten zwei Tests unter dem neuen Cheftrainer Abel Braga stand er jeweils in der Startelf und erzielte 4 Tore – wenn auch gegen unterklassige Gegner.
Was traut ihm Lia in der Schweiz zu? "Ich bin neugierig darauf, ihn in der Super League spielen zu sehen. Ich glaube, dass ihm seine Qualitäten helfen werden gute Leistungen zu erbringen. Er ist definitiv zu stark für Malta, aber zur selben Zeit hat ihm diese Erfahrung viel geholfen: Er konnte sich beweisen, fühlte sich wohl und schoss viele Tore, was sein Selbstvertrauen stärkte."
Die Konkurrenz vorne drin ist aber sehr gross. Neben Asumah Abubakar und Christopher Lungoyi steht seit neuestem auch ex-Chelsea-Star Demba Ba auf der Lohnliste. In der hinteren Reihe finden sich zudem mit Toptalent Nikolas Muci und Joaquin Ardaiz zwei weitere Angreifer, die für eine Rolle in Frage kämen. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus, dass auch Vereinsikone Mattia Bottani im Sturm auflaufen könnte. Ob sich Sasere diesem Konkurrenzkampf stellen wird?
Laut einem Bericht von Eco dello Sport soll trotz den guten Leistungen in der Vorbereitung ein Verkauf des nigerianischen Sturmtankes im Raum stehen. Sasere besitzt noch einen Vertrag bis 2022, falls sich Lugano von ihm trennen will, würde eine Ablöse fällig. Während die Luganesi aktuell ein Überangebot an Stürmern aufweisen, wären andere Super League-Teams froh um eine grössere Auswahl vorne drin. Der FC Zürich, Servette oder sogar Luzern könnten allesamt nicht über einen zusätzlichen spritzigen und treffsicheren Angreifer klagen. Über Umwege könnte Sasere also doch noch zu einer Attraktion in der Super League werden...
Link zum Artikel von Eco dello Sport: https://ecodellosport.ch/stories/827/sport/lugano-tra-luci-ombre-e-mercato
"Sasere, neues Idol in Malta": https://ecodellosport.ch/stories/195/sport/sasere-nuovo-idolo-di-malta