- Emanuel Staub
Fünf Super League Transfers, auf die es 2021/22 zu achten gilt
Die neue Saison steht in den Startlöchern. Zeit, auf fünf besonders spannende Sommertransfers zu blicken, die 2021/22 für hohe Wellen sorgen könnten.
Alexandre Jankewitz:
Von Southampton zum BSC Young Boys
Aus dem Nichts zauberte YB den vielleicht spannendsten Transfer der Liga aus dem Hut: Mit Alexandre Jankewitz wechselt eines der grössten Schweizer Talente von Southampton in die Bundeshauptstadt. Der 19-Jährige U21-Nationalspieler ist im defensiven Mittelfeld zuhause, wo er nicht nur mit agilen Bewegungen und physischer Kampfeskraft auffällt, sondern auch mit wehenden Rasta-Locken. Das Gesamtpaket verspricht sehr viel: Jankewitz vereint sowohl Physis als auch Technik. Er ist explosiv, energetisch und sehr robust – körperliche Elemente, die er mit technischer Klasse ergänzt: Jankewitz ist sehr stark am Ball, versucht Pirouetten und schlägt freche Haken. So sorgt er immer wieder für kleine spielerische Highlights.
An der U21-Europameisterschaft in diesem Frühling begeisterte er mit furchtlosem Auftreten und stahl seinen hierzulande weitaus bekannteren Teamkameraden wie Andi Zeqiri, Petar Pusic oder Jérémy Guillemenot die Show. Jankewitz wechselte 2018 aus dem Nachwuchs von Servette Genf in die Akademie von Southampton, wo er sich so stark weiterentwickelte, dass ihm im letzten Jahr die Auszeichnung "Scholar of the Year" verliehen wurde. Im vergangenen Winter feierte er sein Debüt in der ersten Mannschaft. Bei seinem ersten Startelfeinsatz holte er sich jedoch nach wenigen Sekunden bereits eine glattrote Karte ab. Seither kam er zu keinem weiteren Einsatz unter Ralph Hasenhüttl – sehr zum Ärger der Fans. Jankewitz' Potential ist enorm. Bei YB erhält er beste Voraussetzungen, es auch auszuschöpfen.
Sebastiano Esposito:
Von Inter Mailand zum FC Basel
Auch der FCB investierte in die Zukunft. Mit Sebastiano Esposito gelang es, ein hochgelobtes italiensches Sturmjuwel von Inter Mailand zu verpflichten. Der 19-Jährige wurde im Rahmen eines komplizierten Leihdeals ans Rheinknie gelotst. Die Vereinbarung sieht vor, dass der FCB den U20-Nationalspieler im nächsten Sommer fix verpflichten kann, gesteht Inter aber ebenfalls eine Rückkaufklausel zu. Noch ist es sehr schwer zu sagen, was Esposito leisten kann. Das letzte Jahr verbrachte er leihweise in der Serie B, bis zur Winterpause lief er für SPAL auf, die Rückrunde bestritt er bei Venezia. Die Bilanz liest sich durchzogen: In insgesamt 28 Serie B-Einsätzen registrierte er 3 Tore und 2 Vorlagen.
Dennoch: Esposito ist ein äusserst spannender junger Spieler. Im Alter von 17 Jahren kam er mit Inter zu ersten Einsätzen in der Champions League, bei seinem Serie A-Startelfdebüt im Dezember 2019 traf er sogleich. Auf Nachwuchsstufe verzückte er die Inter-Fans regelrecht: Für die U17 traf er in 40 Partien starke 33 Mal, für die U19 in 23 Auftritten 12 Mal. In Basel soll Esposito hinter Cabral ohne Druck reifen können. Ähnlich wie der Brasilianer – mit dem er sich übrigens die Körpergrösse von 1,86m teilt – ist Esposito technisch versiert, physisch stark und besitzt darüber hinaus einen äusserst starken Abschluss. Esposito packt fussballerisch gerne die feine Klinge aus, erfrischende Dribblings oder gefühlvolle Freistosstore bekam man vom ihm im Inter-Nachwuchs immer wieder zu sehen. Die Super League bietet ihm nun eine optimale Plattform.

Zeki Amdouni:
Von Stade-Lausanne-Ouchy zu Lausanne-Sport
Zeki Amdouni eroberte im letzten Jahr mit SLO die Challenge League im Sturm. Der 20-Jährige Genfer erzielte in 32 Partien 11 Tore und legte 4 weitere auf. Dass er das Unterhaus in diesem Sommer verlassen würde, war eigentlich sternenklar. Zu gross ist Amdounis Potential, als dass es hätte unerkannt bleiben können. Lausanne-Sport machte am Ende das Rennen. Ein grosser Vorteil des Schweizer U21-Nationalspielers, der zwischenzeitlich für die Türkische U21 auflief, ehe ihn Lustrinelli zurückgewinnen konnte, ist seine Polyvalenz. Amdouni kann in der Offensive grundsätzlich jede Position belegen, seine Dribbelstärke, Spielintelligenz und Abschlussfreude machen es möglich. In den Vorbereitungsspielen mit seinem neuen Klub Lausanne-Sport kam er als alleiniger Stossstürmer zum Einsatz und überzeugte auch da.
Amdouni ist ein Spieler vom Typ "Strassenfussballer". Er ist technisch stark, frech und probiert auf dem Rasen gerne mal etwas aus. Bei Lausanne-Sport steht ab sofort mit Ilija Borenovic ein neuer Trainer an der Seitenlinie, der davor die U21 betreute. Er ist in erster Linie ein Talentförderer und wird Amdouni weiterentwickeln können. In der blutjungen Lausanner Truppe könnte dieser bereits in seiner Debütsaison eine Schlüsselrolle einnehmen: Stürmerstar Aldin Turkes fehlt nach seinem Kreuzbandriss nach wie vor, sehr gut möglich, dass Borenovic daher mit Amdouni als Angreifer Nummer 1 in die Saison starten wird – in der Vorbereitung hat das bereits vorzüglich geklappt. Zeki Amdouni: Ein Name, auf den sich jeder Beobachter der Super League freuen darf.
Fabian Schubert:
Von Blau-Weiss Linz zum FC St. Gallen
Auch der FCSG hat in der Offensive nachgelegt: Die vielzitierte Problemzone Sturm soll mit Fabian Schubert nun behoben sein. Der 26-jährige Österreicher lieferte im letzten Jahr für Blau-Weiss Linz in der zweiten Liga eine Saison für die Geschichtsbücher ab. In 31 Pflichtspieleinsätzen traf Schubert unfassbare 39 (!) Mal. Darüber hinaus liess er sich auch noch 11 Assists gutschreiben. In der Summe macht das 50 Scorerpunkte in 31 Einsätzen – eine unglaubliche Quote. Ohne Frage: Schubert ist für die Zweitklassigkeit masslos überqualifiziert. Die Super League könnte nun der optimale nächste Schritt werden.
Schubert ist 1,94m gross und bringt damit jene Dimension ins St. Galler Angriffsspiel, die in der letzten Spielzeit so schmerzlich gefehlt hat. Schubert hat in Österreich den Nachweis erbracht, eine veritable Tormaschine zu sein. Erzielt er auch nur annähernd einen Drittel der Tore, die er in der letzten Saison geschossen hat, sind die St. Galler Sturmsorgen gelöst. Der Super League wird es guttun, einen weiteren dominanten Stürmer neben Nsame und Cabral zu ihren Attraktionen zählen zu können.
Nikola Boranijasevic:
Von Lausanne-Sport zum FC Zürich
Für einige vielleicht etwas überraschend, hat es auch Nikola Boranijasevic in diese Aufzählung geschafft. Der 29-jährige Serbe absolvierte eine hervorragende letzte Saison mit Lausanne-Sport und wechselte nun ablösefrei zum FCZ. Der Rechtsverteidiger brillierte in der vergangenen Spielzeit mit viel Offensivdrang, Tempo und Scorerqualitäten. 9 Torbeteiligungen (3 Treffer, 6 Vorlagen) stehen 2020/21 zu Buche. Damit war Boranijasevic im letzten Jahr der offensiv produktivste Verteidiger der Liga. Der FCZ benötigt Verstärkungen auf allen Positionen, gerade die defensiven Aussenbahnen waren eine Problemzone. Mit Boranijasevic konnte nun der im letzten Jahr vielleicht beste Super League-Rechtsverteidiger neben YB's Silvan Hefti zum Nulltarif verpflichtet werden.
Dafür, dass Boranijasevic beim FCZ ähnlich gut funktionieren wird, gibt es aber natürlich keine Garantie. Viel wird vom neuen System abhängen, das Breitenreiter installieren wird. Bei Lausanne-Sport lief er nämlich auch immer wieder als rechter Aussenläufer in einer 5er-Kette auf und konnte sich so vermehrt auf die offensiven Aufgaben konzentrieren. Dennoch: Boranijasevics Qualitäten lassen sich nicht leugnen. Seine Läufe in den gegnerischen Strafraum könnten auch für den FCZ zu einer echten Waffe werden. Vor allem, seit man mit Rodrigo Pollero eine echte Strafraumschlange in den eigenen Reihen weiss. Hereingabe Boranijasevic, Kopfballtreffer Pollero: Es könnte ein wiederkehrendes Muster in der neuen Saison werden.