- Emanuel Staub
Fünf Super League-Talente, die man 2021/22 auf dem Zettel haben muss
Die Super League produziert als Ausbildungsliga jährlich neue vielversprechende Talente. Welche jungen Spieler könnten 2021/22 ihren Durchbruch feiern? Bolzplazz stellt fünf Super League-Youngsters vor, die man für die neue Saison auf dem Zettel haben muss.
Für diese Auflistung wurden bewusst nur Spieler ausgewählt, die weniger als 5 Einsätze auf Profiebene vorweisen können. Im Schweizer Talentpool bewegen sich aktuell viele äusserst interessante junge Fussballer, jedoch ist es unmöglich vorherzuagen, wer sich am Ende auch wirklich auf der höchsten Stufe durchzusetzen vermag. Die folgenden fünf Spieler bringen aber zumindest allesamt das Potential mit, bereits in der nächsten Saison den Sprung ins Scheinwerferlicht zu schaffen.
Alessio Besio, 17: FC St. Gallen
Besio dürfte manchen FCSG-Fans bereits bekannt sein. Der bullige Mittelstürmer wurde nämlich von Peter Zeidler am letzten Spieltag der vergangenen Saison völlig überraschend ins kalte Wasser geworfen. Im Auswärtsspiel gegen Servette war es dann tatsächlich Besio, der bei seinem Profidebüt das 2:0 markierte und dem FCSG so den Weg zum Sieg wies. Somit ist Besio der erste Spieler mit Jahrgang 2004, dem im Schweizer Profifussball ein Tor gelang. Doch damit nicht genug: Zeidler war so beeindruckt von den Trainingsleistungen des 17-Jährigen, dass er fix aus der U21 in die 1. Mannschaft hochgezogen wurde. Die ganze Vorbereitung absolvierte Besio daher mit den "Grossen" – und hinterliess dabei eine beachtliche Duftmarke. Er kam in sämtlichen Tests zum Einsatz und erzielte einige Tore, darunter auch eines gegen Athletic Bilbao (2:1).
Besio ist in den letzten Monaten quasi aus dem Nichts gekommen. Auch der SFV hatte ihn bis anhin nicht auf dem Radar, er wartet noch auf seinen ersten U-Nati-Einsatz. Für die U18 und die U21 der Espen traf er vor seiner Beförderung in die 1. Mannschaft wie er wollte. Besio ist mit 1,85m physisch schon sehr weit. Er weiss seine Körperlichkeit in Duellen gut einzusetzen und wirkt erstaunlich agil und spritzig. Vor dem Tor zeichnet ihn ein eiskalter Killerinstinkt aus. Besio fackelt nicht lange, sondern sucht konsequent den Abschluss. Gerade seine erfrischende Unbekümmertheit vor dem gegnerischen Tor könnte für den FCSG bereits in der neuen Saison eine wichtige Waffe werden – zumal Zeidler ja oft genug bewiesen hat, den jungen Spielern zu vertrauen. Von Besio werden wir in den nächsten Wochen und Monaten noch einiges zu sehen bekommen.

Malik Sawadogo, 18: Servette FC
Servette verfügt traditionsgemäss über eine der besten Nachwuchsakademien des Landes. In den letzten Jahren haben aber immer weniger eigene Spieler den Durchbruch in Genf geschafft, viele wechselten früh zu grösseren Klubs. Anders Malik Sawadogo: Der 18-Jährige zählt zu den vielversprechendsten Schweizer Talenten auf der Linksverteidigerposition und steht nun in Genf vor dem Sprung in den Profifussball. Sawadogo gewann in diesem Jahr mit Servettes U18 den Cup und entwickelte sich prächtig. Der Lohn: Ein Platz in der 1. Mannschaft. Bereits im Winter erhielt der Schweizer U18-Nationalspieler seinen ersten Vertrag, nun wurde er definitiv zu den Profis hochgezogen. Die gesamte Vorbereitung absolvierte Sawadogo in Alain Geigers Equipe und hinterliess dabei auch in den Testspielen einen tollen Eindruck.
Sawadogo ist sehr schnell und wendig, stark im Dribbling und durchaus in der Lage, über die Aussen das Offensivspiel zu beleben. Im Zweikampf präsentiert sich der Linksverteidiger sehr bissig und hartnäckig, Tacklings scheut er nicht. Gewisse Defizite im taktischen Bereich und im Positionsspiel wurden im Testspiel gegen Olympique Marseille (1:3) aber schonungslos aufgedeckt. Diese Erfahrung war für den jungen Verteidiger sehr wichtig und wird ihn in seinem Lernprozess unterstützen. Servette jedenfalls scheint grosse Stücke auf Sawadogo zu halten. Sportchef Philippe Senderos erklärte unlängst, das Eigengewächs sei für die neue Saison hinten links als Nr. 2 hinter Leithammel Gaël Clichy eingeplant. Wird also tatsächlich kein Ersatz mehr für den abgewanderten Arial Mendy verpflichtet, könnte Sawadogo schon sehr bald im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
Alvyn Sanches, 18: FC Lausanne-Sport
Die Westschweiz hat in den letzten Jahren eine beachtliche Anzahl an talentierten jungen Fussballern hervorgebracht. Neben Servette ist auch die Nachwuchsarbeit von Lausanne-Sport in jeder Hinsicht vorbildhaft. Das neuste Produkt der Lausanner Fussballschule heisst Alvyn Sanches und könnte zu den Entdeckungen der nächsten Saison werden. Der Schweizer U18-Nationalspieler ist im zentralen Mittelfeld zuhause, kommt aber auch für offensivere Rollen in Frage. Sanches besticht durch eine unglaublich gute Technik. Mit dem Ball am Fuss sorgt der 18-Jährige gerne für Spektakel, hübsche Lobs, freche Dribblings und schöne Pässe zählen zu seinem Repertoire. Sanches hat bereits zwei Super League-Einsätze für Lausanne-Sport auf dem Buckel und gehört jetzt in der neuen Saison zum festen Kader der 1. Mannschaft.
Unter dem neuen Cheftrainer Ilija Borenovic konnte Sanches die Vorbereitung für viel Eigenwerbung nutzen und hat sich so zu einem ernsthaften Kandidaten im Mittefeld der 1. Mannschaft gemausert. Borenovic, der zuvor in der U21 der Waadtländer tätig war, hat den expliziten Auftrag erhalten, junge Spieler intensiv zu fördern und ihnen ausreichend Spielzeit zu geben. Sanches dürfte daher bald schon eine grössere Rolle zuteil werden. In einem ohnehin blutjungen Lausanner Team ist Sanches dank seinen wundervollen Anlagen vielleicht das aufregendste Talent. Gut möglich, dass sein Name in wenigen Monaten über Lausanne hinaus bekannt geworden ist.
Nikolas Muci, 18: FC Lugano
Nikolas Muci, der "Baby Higuain", wie er genannt wird, hat es in diesem Jahr bereits zu einer gewissen Bekanntheit in der Schweizer Fussballfachszene gebracht. Der stämmige Mittelstürmer hat sich den Ruf erarbeitet, eines der grössten Schweizer Sturmversprechen zu sein. Mit dem Team Ticino schoss Muci die Swiss U18 Elite League in Grund und Boden: In 28 Partien registrierte er unfassbare 29 Tore und holte sich damit die Torjägerkrone. Muci hat nun den Sprung in die 1. Mannschaft von Lugano geschafft, jüngst wurde er mit einem grossen Vertrag bis 2025 ausgestattet, man munkelt von einer Ausstiegsklausel im zweistelligen Millionenbereich. Im Tessin ist man überzeugt, das nächste grosse Ding in den eigenen Reihen zu haben – und so Unrecht haben sie vermutlich gar nicht.
Im Frühling waren grosse europäische Klubs – unter anderem Eintracht Frankfurt und Juventus – hinter ihm her. Er entschied sich aber, zuerst den Sprung in den Schweizer Fussball schaffen zu wollen, bevor er sich überstürzt ins Ausland wagt. Ein sinnvoller und guter Entschluss, der aufzeigt, wie bewusst und professionell Muci im Alter von 18 Jahren bereits handelt. Auch auf dem Rasen zeichnet ihn ein kühler Kopf aus, noch mehr aber seine eiskalten Scorerqualitäten. Im Strafraum war Muci für seine Alterskollegen kaum zu verteidigen, mit so viel Wucht und Entschlossenheit brach er jeweils in den Strafraum ein. Abel Braga, der neue Lugano-Coach, soll vom Tessiner Sturmjuwel ebenfalls äusserst angetan sein. Sehr gut möglich, dass das bald die ganze Schweiz sein wird.

Nico Maier, 21: BSC Young Boys
Maier ist mit 21 Jahren der mit Abstand älteste Spieler dieser Auflistung. Sonderlich mehr Erfahrung auf Profiebene hat er aber nicht. Im Gegenteil: Maier hat für YB erst zwei Super League-Einsätze bestritten, beide in der Schlussphase der letzten Saison. Gerade als er in Schwung kam, verletzte er sich jedoch und war seither mit dem Genesungsprozess beschäftigt. Für den Saisonstart wird es noch nicht reichen, in den nächsten Monaten ist aber sehr wohl wieder mit ihm zu rechnen. Maier ist im offensiven Mittelfeld polyvalent einsetzbar, tolle Technik und ein herausragendes Ballgefühl kombiniert mit viel Übersicht und erstaunlicher Spielintelligenz machen es möglich. Im Berner Nachwuchs gehörte Maier stets zu den auffälligsten Spielern, er lieferte viele Tore, Vorlagen und schöne Dribbeleinlagen.
Bei seinem Profi-Startelfdebüt am 31. Spieltag liess er sich sogleich einen Assist gutschreiben. Maier lieferte mit einem tollen Schnittstellenpass die Vorlage auf Felix Mambimbis Führungstor gegen Sion (2:1). Der gebürtige Berner könnte als 1:1-Ersatz für den abgewanderten Gianluca Gaudino eingeplant sein, noch wurde der Deutsche nämlich nicht ersetzt. Ähnlich wie Gaudino ist auch Maier äusserst spielstark und kreativ. YB erhofft sich durchaus einiges von ihm, auch wenn er ungewöhnlich lange auf seine Premiere in der Super League warten musste. Ist er fit, wird er garantiert auch unter Wagner zu seinen Einsätzen kommen und könnte im ohnehin qualitativ hochwertig besetzten YB-Kader eine der Entdeckungen der Saison werden.
Besio, Sawadogo, Sanches, Muci und Maier: Fünf Juwele, die es für die neue Saison auf dem Zettel zu haben gilt.
Honorable Mentions:
Marc Tsoungui, Lausanne-Sport
Nils Reichmuth, FC Zürich
Andrin Hunziker, FC Basel
Mauro Rodrigues, FC Sion
Tyron Owusu, FC Luzern
Roggerio Nyakossi, Servette FC