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Experten Diskussion: Entdeckungen der Saison
Aktualisiert: 14. Mai 2021
Auch 2020/21 sind in der Super League wieder einige zuvor unbekannte Spieler auf die Bühne gestürmt. Wir küren unsere Entdeckungen der Saison. Spoiler: Etwas Lausanne-lastig.
Emanuel Staub:
Cameron Puertas, Lausanne-Sport
Spricht man über die Entdeckungen der Saison 2020/21, so muss zwingend Lausanne-Sport-Shootingstar Cameron Puertas (22) erwähnt werden. Dem durchschnittlichen Fan dürfte dieser Name vor der aktuellen Spielzeit kaum geläufig gewesen sein – und nun darf Puertas mit Fug und Recht in sämtliche Super League-Dreamteams gewählt werden.
Das Lausanner Eigengewächs dominierte das Mittelfeld in diesem Jahr als Box-to-Box-Spieler nach Belieben. Zweikampfhärte in Kombination mit feiner Technik und einem starken rechten Fuss machen aus Puertas einen äusserst kompletten Achter. In 31 Saisonspielen glückten ihm 10 Scorerpunkte (5 Tore, 5 Assists), dazu kommt eine Dribblingquote von 65%, was seine Offensivstärke unterstreicht. Vor allem aber beeindruckt Puertas auch in der Arbeit gegen den Ball: Kein Spieler der Liga bestritt mehr Zweikämpfe und niemand packte so viele Tacklings aus wie er. Zwangsläufige Nebenwirkung: Puertas' Zweikampffreude führt oft zu einem Foul.
Puertas ist als integraler Bestandteil der Lausanner Equipe und als Produkt der eigenen Nachwuchsarbeit bereits jetzt eine waadtländer Identifikationsfigur. Die Konsequenz und Überzeugung, mit der er die Duelle sucht und gewinnt, sucht in der Super League Seinesgleichen. Der Sohn spanischer Eltern ist im Nu zu einem der besten und aufregendsten Mittelfelspieler der Liga geworden.
Klar, dass ein junger Spieler seiner Fähigkeiten auf dem Radar des SFV erscheint. Tatsächlich hätte Mauro Lustrinelli Puertas gerne an Bord seiner U21-Nati gehabt. Das einzige Problem: Der Mittelfeldpuncher hat den roten Pass (noch) nicht. Die Einbürgerung wird aktuell aufgrund eines Jahre zurückliegenden Verkehrsdelikts verzögert. Sind die bürokratischen Hürden überwunden, und setzt Puertas seinen rasanten Aufstieg fort, spricht nichts dagegen, dass er eines Tages nicht für die A-Nati berufen werden sollte. Wir haben uns bereits einmal damit beschäftigt, weshalb Puertas das Zeug zum Nationalspieler hat.
Allzu lange dürfte Lausannes Nummer 21 nicht mehr in der Schweiz auflaufen. Die enge Verbindung von LS zu OGC Nizza könnte bald schon dafür sorgen, dass Cameron Puertas in einer grossen Liga zu bestaunen sein wird.

Chris Eggenberger:
Filip Ugrinic, FC Luzern
Ugrinic war in der vergangenen Saison noch an den FC Emmen in die Eredivisie ausgeliehen, da er beim FCL nicht mehr gesetzt war. 2020/21 ist die erste Saison des 22-Jährigen mit mehr als 10 Startelfeinsätzen im Profifussball und kann definitiv als Durchbruch bezeichnet werden. In dieser Spielzeit hatte von Luzerns Feldspielern nur Innenverteidiger Knezevic mehr Einsatzzeit als Ugrinic.
Ugrinic ist ein unverzichtbares Element für Fabio Celestinis Art, Fussball zu spielen. Der zentrale Mittelfeldspieler ist oftmals der Erfolgsfaktor in Luzerns Spiel gegen den Ball, er gewinnt viele Bälle und schafft dies überdurchschnittlich oft in der gegnerischen Platzhälfte. In der Tackling-Statistik taucht Ugrinic direkt hinter Cameron Puertas und Lukas Görtler auf.
Celestinis Philosophie des Herauskombinierens von Torhüter Müller bis zum Torabschluss setzt bereits zahlreiche Ballaktionen für die zentralen Mittelfeldspieler voraus.
Oft ist Ugrinic im Halbraum zum Bilden von Dreiecken mit Innen- und Aussenverteidiger oder Aussenverteidiger und Flügel zu finden, und oft findet er trotz seines jungen Alters schon die richtigen Lösungen. Er ist gefühlt in fast alle FCL-Angriffssequenzen irgendwo involviert. Ugrinic kann den Ball via Passspiel oder am eigenen Fuss nach vorne bringen und sucht auch sehr gerne selbst den Abschluss. Dort sehe ich aber auch noch die grösste Baustelle in seinem Spiel. Fast 3 Torschüsse pro Spiel, die meisten Weitschüsse, zeugen von Selbstvertrauen und führten immerhin auch schon zu 5 Saisontoren.
Gleichzeitig trifft Ugrinic nur mit im Schnitt jedem 15. Schuss, in manchen der Situationen wäre wahrscheinlich etwas mehr Geduld sinnvoller.
Gerade im technisch hochveranlagten spanischen Fussball soll Ugrinic mit seinen Leistungen in dieser Saison bereits Interesse geweckt haben, der FC Cadiz aus LaLiga sei interessiert. Gleichzeitig wird der ehemalige Schweizer U21-Nationalspieler auch mit einem Wechsel in die Bundesliga, etwa zu Augsburg oder Union Berlin, in Verbindung gebracht. Da er perfekt in Celestinis System passt und sich mit dem FCL ja vielleicht auch international präsentieren kann, wäre aber auch eine weitere Saison in Luzern sicher eine gute Lösung.

Maximilian Wagner:
Mory Diaw, Lausanne-Sport
Mory Diaw erlebt mit 27 Jahren gerade den ersten richtigen Frühling seiner Karriere. Zum Glück können Torhüter ja durchaus länger als Feldspieler im Profifussball auf höchster Stufe bestehen, was die Chance erhöht, dass es Diaw noch weit bringen kann. Der Franzose mit senegalischen Wurzeln wurde zu Beginn dieser Saison zur absoluten Stammkraft bei Lausanne-Sport. Und dies praktisch aus dem Nichts.
Ausgebildet bei PSG, begann eine Reise durch Europa, wie sie auch eine von manchem Schweizer Fussballer hätte sein können. Ohne ein Pflichtspiel für die erste Mannschaft von PSG bestritten zu haben, wechselte er auf die Saison 2015/16 in die zweite portugiesische Liga zu CD Mafra. Nach glücklosem Vorspielen beim heutigen Premier League-Club Leeds und einer Saison Arbeitslosigkeit, zog es Diaw schliesslich nach Bulgarien zu Lokomotive Plovdiv.
Obwohl die Verantwortlichen nach seinen ersten Wochen im Club überzeugt von ihm waren, kam er nicht über 8 Einsätze für den Club hinaus. Laut Diaw soll der Trainer an dieser Misere schuld gewesen sein. In den wenigen Partien kassierte er unglücklicherweise ganze 14 Gegentore. Nach diesem glücklosen Engagement setzte Diaw seine Odyssee in der Schweiz fort. Aber nicht etwa im Profifussball, sondern einige Etagen tiefer. Dank einem gemeinsamen Bekannten konnte Diaw beim 1. Liga Club FC United Zürich anheuern – also in der 4. Liga.
Nicht einmal er selber hätte es sich damals erträumt, dass er nur zwei Saisons später zu den Überfliegern der Super League gehört! Diaws rascher Aufstieg gleicht einem Märchen. Zu Lausanne-Sport stiess er auf die Saison 2019/20 hin, als sich die Nummer zwei der Waadtländer verletzte und die LS-Scouts in den Niederungen des Schweizer Fussballs auf Diaw aufmerksam wurden.
Auch wenn er in seiner ersten Saison nur 5 Mal in der Challenge League und 2 Mal im Cup zwischen den Pfosten stand, wusste er Giorgio Contini von sich zu überzeugen. Nach dem Aufstieg in die Super League wurde Diaw zur Nummer 1 befördert, Thomas Castella, der über 200 Spiele für die Westschweizer absolviert hatte, wurde zur Nummer 2 degradiert, und fand seither keinen Weg mehr an Mory Diaw vorbei.
Und das aus gutem Grund: Das in ihn gesetzte Vertrauen zahlte Diaw in der Super League auf Anhieb zurück, mit sensationellen Paraden aus dem Bilderbuch konnte der Franzose ganz Lausanne hinter sich bringen. Zu Diaws grossen Stärken gehören insbesondere schnelle Reflexe und eine beeindruckende Lufthoheit: Dank seiner Grösse von 1,97m beherrscht er den Strafraum souverän. Flanke um Flanke fischt er aus der Luft als wäre es ein Kinderspiel. Hie und da schleichen sich noch vereinzelte Patzer ein, was aber darauf zurückzuführen sein dürfte, dass es ihm in seiner Karriere nach wie vor an Erfahrung fehlt: Für noch keinen Club in seiner Karriere bestritt Mory Diaw bisher so viele Spielminuten wie für LS.
Auch wir können seit dieser Saison definitiv nachvollziehen, was der scheidende Lausanne Coach Contini schon in den ersten Trainings im Riesen sah. Diaw ist ohne wenn und aber einer der grössten Gewinner in seinem Team – und definitiv eine der Entdeckungen der Saison.
Dylan Oppliger / Lozza Football (FR):
Jordan Siebatcheu, BSC Young Boys
Le joueur arrivé en provenance du Stade Rennais en prêt l’été dernier, a impressionné cette saison. Troisième co-meilleur buteur du championnat avec 12 réalisations, l’attaquant de 25 ans a confirmé son talent. Celui qui s’était révélé avec Châteauroux et avec le Stade de Reims en Ligue 2, a su renaitre de ses cendres. Après deux saisons compliquées en Bretagne, dans l’élite du foot français avec Rennes, le joueur s’épanouit à nouveau et enchaine les buts dans notre championnat.
Arrivé pour épaulé la « machine à buts » Jean-Pierre Nsamé, le néophyte de la « Team USA » a performé aux côtés du Camerounais et de Meschak Elia. Ces bonnes performances l’ont amené à faire ses débuts pour les États-Unis en mars 2021. Le joueur qui possède également la nationalité camerounaise, mais aussi française a parfaitement joué son rôle sur le front de l’attaque bernoise. Utilisé par Gerardo Seoane en championnat, tant comme titulaire (12 matchs), qu’en sortie de banc (16 matchs), le joueur formé à Reims a montré ses qualités. Et cela s’est vu sur la scène européenne, notamment face au Bayer Leverkusen, où « Jordy » a inscrit trois buts sur l’ensemble des deux confrontations.
La polyvalence de Jordan Siebatcheu a ébloui les observateurs de Super League. Le buteur, sait presque tout faire et l’a montré. Habille de la tête, il a tant été important sur des actions de buts, que sur des déviations. Et les déviations justement, un domaine de jeu où le Rennais excelle. Sa qualité technique l’a considérablement aidé dos au gardien, avec un jeu en une touche. Sa carrure et son mètre nonante, lui procure une puissance et le presque inarrêtable, dans les airs comme face au Bayer Leverkusen, mais également lorsqu’il est lancé dans la profondeur.
C’est pour ses qualités et sa complémentarité que je l’ai choisi pour ma révélation de la saison en Super League. Le joueur prêté, m’a agréablement surpris par son style polyvalent et s’est parfaitement adapté à la Suisse. En espérant que les Bernois lèvent son option d’achat.
Giacomo Notari:
Gabriel Barès, Lausanne-Sport
Meine persönliche Entdeckung der Saison im Schweizer Fussball ist der 20-jährige Lausanne-Sport Mittelfeldspieler Gabriel Barès. Hat meine Wahl auch damit zu tun, dass Lausanne ein Aufsteiger ist und wir somit ein Team voller neuer Gesichter in der höchsten Spielklasse zu sehen bekamen? Wahrscheinlich ja, aber daneben tritt die Tatsache, dass Lausannes Nummer 66 in diesem Jahr beachtliche Entwicklungsschritte nahm, die Anerkennung verdienen. Man darf nicht vergessen dass Barès Ende 2019 noch Teil der Team Vaud U21-Auswahl war…
Seit er im Februar letzten Jahres definitiv in die erste Mannschaft hochgezogen wurde, konnte viel Talent beim Youngster beobachtet werden. Ohne beim Aufstieg 2019/20 eine grosse Rolle eingenommen zu haben, wurde er in dieser Saison zu einem wichtigen Teil im Mittelfeld von Giorgio Continis Equipe. Als laufstarker Nebenmann des spielstarken Kukuruzovic und des physisch überlegenen Puertas war Barès die perfekte Ergänzung im LS-Zentrum. Er verrichtete Schattenarbeit, spulte viele Kilometer ab und gefiel daneben durch tolle Pässe. Als technisch sauberer und eleganter Achter wurde Barès schnell zu einem integralen Teil der Mannschaft, ohne, dass es gross bemerkt wurde.
Dass Gabriel Barès so tolle Qualitäten offenbart, ist eine gute Nachricht für Lausanne, das oft kritisiert wird, zu wenige eigene junge Spieler einzubinden und stattdessen zu sehr auf Leihspieler von Partnerklub OGC Nizza zu setzen. In Barès hat Lausanne nun ein gutes Beispiel für einen Spieler, der zu 100% der eigenen Akademie entstammt. Fraglich ist nur, ob der Ersatz des scheidenden Coaches Contini dem jungen Schweizer U-Nationalspieler ebenfalls sein Vertrauen schenken wird. Die Zukunft des Trainerpostens geht Hand in Hand mit Barès’ Zukunft im Klub.
Sollte Barès’ Rolle auch in der nächsten Saison an Bedeutung gewinnen, wird er sich definitiv weiter so erfreulich entwickeln und die LS-Fans glücklich machen. Zudem war Barès bereits auf der Pikett-Liste für die U21-EURO in Slowenien und Ungarn in diesem Frühling. Er dürfte also in Zukunft regelmässig in Lustrinellis Aufgebot auftauchen. Die nächste Saison wird für de gebürtigen Lausanner eine noch aufregendere!
Ugrinic hat eine Schlüsselrolle im FCL: https://www.srf.ch/sport/fussball/super-league/er-macht-den-unterschied-mit-und-ohne-filip-ugrinic-die-2-gesichter-des-fc-luzern
Diaw's verrückter Weg ins LS-Tor: https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/der-geplatzte-psg-traum-twitter-jugendsuenden-und-uebergewicht-diaws-verrueckter-weg-zur-neuen-lausanne-attraktion-id16207923.html
Puertas: Der erfolgreichste Zweikämpfer Europas: https://www.sport.ch/fc-lausanne-sport/634224/eher-unbekannter-lausanne-schweizer-der-erfolgreichste-zweikaempfer-in-europa