top of page
  • Livio Dörig

Dwamena-Gerücht: Kann der ehemalige FCZ-Knipser den Espen weiterhelfen?

Am Montag brachte das St. Galler Tagblatt den Namen Raphael Dwamena als möglichen Neuzugang für den FC St. Gallen 1879 ins Gespräch. Kann der derzeit vereinslose Angreifer Peter Zeidlers Team verstärken? Bolzplazz macht den Check.


Der in Ghana geborene Stürmer wurde in seiner Heimat in der RedBull gehörenden «West Africa Football Academy» ausgebildet. Über RB Salzburg bzw. dessen Farmteam FC Liefering, schaffte Dwamena in der Hinrunde der Saison 2016/2017 beim SC Austria Lustenau den Durchbruch in Europa. Beim österreichischen Zweitligisten gelangen ihm unfassbare 26 Scorerpunkte in 22 Einsätzen. Schon damals bekundete der FCSG ernsthaftes Interesse am Linksfuss. Doch anstatt den Ostschweizern bekam der FCZ den Zuschlag – trotz ihrer damaligen Challenge League-Zugehörigkeit. Ancillo Canepa öffnete sein Portemonnaie für den Ghanaer und legte im Winter 2017 rund eine Dreiviertelmillion Franken auf den Tisch. Auch in der zweithöchsten Liga der Schweiz netzte Dwamena sehr ordentlich und war einer der Hauptgründe für den ungefährdeten direkten Wiederaufstieg der Stadtzürcher.


In der folgenden Saison im Oberhaus avancierte Dwamena zu einem der aufregendsten Spieler der Super League. Wettbewerbsübergreifende 13 Tore und 12 Assists verbuchte der Stürmer und hinterliess so nachhaltig bleibenden Eindruck in den Köpfen der Schweizer Fussballfans. Folgerichtig wollte der frischgebackene Schweizer Cupsieger (im Finale gegen YB fehlte er übrigens gelbgesperrt) den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen. Ein Wechsel in die Premier League zu den «Seagulls» aus Brigthon scheiterte auf der Zielgeraden aus etwas dubiosen Gründen. Im Nachhinein wurde klar, dass Dwamena den Medizincheck aufgrund gewisser Probleme mit seinem Herz nicht bestanden hatte. Dwamena musste seine Koffer im Süden Englands also unverrichteter Dinge wieder packen und zog stattdessen an die Ostküste Spaniens zu UD Levante. FCZ-Präsident Canepa konnte sich über einen Geldsegen freuen, denn der Angreifer spülte das zehnfache der bezahlten Ablösesumme in die Kassen des FCZ.

via talentblog.org

So richtig durchsetzen konnte sich Dwamena aber weder in LaLiga noch bei seiner Leih-Station Real Saragossa in LaLiga2. In zwei Saisons in Spanien machte der Angreifer gerade einmal 21 Partien und schoss dabei mickrige zwei Tore. Ausgebremst wurde Dwamena immer wieder durch seine Herzprobleme. In einem operativen Eingriff wurde dem Ghanaer sogar ein Gerät zur Überwachung seines Herzrhythmus implantiert. Trotz erfolgreicher OP musste sich der Stürmer in Spanien immer wieder von Spezialisten untersuchen lassen und die gesundheitlichen Probleme rissen nicht ab. Seine Karriere geriet merklich in Stocken, so wechselte Dwamena im letzten Sommer zu Vejle BK in die dänische Superligaen. Seine absolvierten Spiele in Dänemark lassen sich aber an zwei Händen abzählen. Wieder machte ihm die menschliche «Pumpe» einen Strich durch die Rechnung und so wurde sein Vertrag Anfang dieses Monats bereits wieder aufgelöst. So steht der eigentlich fussballerisch so begnadete 25-Jährige derzeit ohne Verein da und dies, obwohl seine Laufbahn einst so vielversprechend begann.


Hier kommt nun wieder der FC St. Gallen ins Spiel. Sportchef Alain Sutter hat gezeigt, dass er gerne vermeintlich «gescheiterte» Spieler verpflichtet und diese in der Gallusstadt ihre Karriere in einem gesunden Umfeld neu lancieren können. Beispiele wie Victor Ruiz, Jordi Quintilla, Ermedin Demirovic, Miro Muheim oder Euclides Cabral zeigen dabei eindrücklich das hervorragende Händchen des ehemaligen Schweizer Nationalspielers. Mit nur 18 geschossenen Toren in der bisherigen Saison, bräuchten die Espen dringend Verstärkung im Angriff. An Stürmer-Quantität mangelt es indes nicht, mit Thody Elie Youan, Boris Babic, Kwadwo Duah, Jérémy Guillemenot, André Ribeiro, Lorenzo Gonzalez und Angelo Campos stehen sieben Stürmer im Kader. Vielmehr fehlt dem FCSG ein echter Goalgetter, um den Anschluss an die nationale Spitze nicht zu verlieren. Das Profil von Dwamena passt aus unterschiedlichen Gründen sehr gut zu den Espen. Im Kader von St. Gallen fehlt es nämlich an einem Linksfuss im Sturm. Des Weiteren bringt Dwamena genau diesen Torjäger- und Killerinstinkt, der den Espen seit dem Abgang von Supersturmduo Itten und Demirovic fehlt. Ausserdem bringt er mit seinen 1,86 m auch eine dringend benötigte physische Komponente in den Ostschweizer Angriff mit. Der Ghanaer ist zwar kein klassischer Wandstürmer wie beispielsweise Cedric Itten es war, jedoch verfügt er mit seiner Athletik über ein enorm starkes Durchsetzungsvermögen. Die Verteidiger aus der Super League dürften sich nur sehr ungern an Dwamena im FCZ-Dress zurückerinnern. Allein durch seine Körpergrösse gewinnt er auch das ein oder das andere Kopfballduell. Gepaart mit seiner Antrittsschnelligkeit auf den ersten Metern und dem starken Abschluss, könnte er im 4-3-1-2 des FCSG optimal als linker Stürmer eingesetzt werden. Beim FC Zürich kam der gelernte Neuner zeitweise auch auf der Aussenbahn zum Zug. Aufgrund des flügellosen St. Galler Systems müssen die Stürmer auch immer wieder auf die Seite bzw. in die Halbräume ausweichen. Diese Spielweise dürfte Dwamena perfekt beherrschen und kommt ihm und seinem Spielertypus entgegen. Ein weiterer Pluspunkt: Peter Zeidler kennt Dwamena bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Liefering. Gewisse Kontakte dürften also vorhanden sein.


Neben all den positiven Vorzeichen gibt es aber auch einen grossen Negativpunkt: Die körperliche Verfassung des Ghanaers ist weitgehend unbekannt. Die Espen brauchen gegen ihre Ladenhemmungen eigentlich eine Soforthilfe, Dwamena dagegen hat seinen letzten Ernstkampf im Oktober letzten Jahres absolviert. Hinter die Wettkampffitness des Stürmers muss also ein grosses Fragezeichen gesetzt werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass der hochintensive zeidlersche Fussball von jedem Akteur eine ungeheure Laufbereitschaft einfordert und stetiges Pressing quasi essenziell ist. Dazu sind seine Herzprobleme schlichtweg eine Wundertüte und es ist überhaupt nicht einzuschätzen, wie sich diese entwickeln werden ­– im schnelllebigen Profigeschäft nicht wirklich von Vorteil. Mit seinen fussballerischen Fähigkeiten kann Dwamena den Espen definitiv weiterhelfen, jedoch bleibt ein Transfer aus den genannten Gründen hochriskant und kann im schlimmsten Fall auch nach hinten losgehen. Sollte man den momentan vereinslosen achtfachen Nationalspieler zu einigermassen günstigen Konditionen und erst einmal für eine kurze Vertragslaufzeit verpflichten können, sollten sich Sutter und Hüppi überlegen, dieses Risiko einzugehen. Falls Dwamena wirklich seine Zelte in der Ostschweiz aufschlägt, wird der Konkurrenzkampf im FCSG-Angriff noch grösser. Gut möglich, dass dann trotz dem leihweisen Abgang von Florian Kamberi zu Aberdeen auch noch ein anderer Stürmer – spätestens im Sommer – das Weite suchen wird. Die St. Galler Anhänger dürfen auf jeden Fall gespannt sein, ob sich das lose Gerücht in den nächsten Tagen bewahrheiten und Dwamena wirklich in Grün-Weiss im kybunpark auflaufen wird.


Tagblatt-Gerücht: https://www.tagblatt.ch/sport/fc-stgallen-ist-raphael-dwamena-ein-stuermer-kandidat-fuer-die-espen-ld.2095885


Dwamena beim FCZ: Besser als Lewy und Auba: https://www.sport1.de/internationaler-fussball/2017/06/raphael-dwamena-beim-fc-zuerich-besser-als-lewandowski-und-aubameyang


Herzprobleme bei Dwamena: https://www.goal.com/en-us/news/raphael-dwamena-another-setback-for-ghana-striker-with-his-heart-/f87ruvmjleqy1tnmzsjqjehqf


Die FCZ-Afrikaner Tosin, Odey & Dwamena: https://www.nzz.ch/sport/fc-zuerich-aiyegun-tosin-ist-wohl-der-beste-transfer-seit-langem-ld.1520552?reduced=true

bottom of page