«Die Nati ist mein Ziel» – Interview mit Bundesliga-Talent Oliver Schmidhauser

Das junge Schweizer Sturmtalent Oliver Schmidhauser (17) wechselte vor kurzem aus Vaduz in den Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth. Im Interview mit Bolzplazz spricht er über seinen ungewöhnlichen Karriereweg, seine dominikanischen Wurzeln und seinen Traum von der Nati.

Hallo Oliver! Wie sieht dein Programm in der Wintervorbereitung aus?

Seit letzter Woche sind wir in der Vorbereitung für die Rückrunde. Wir trainieren jeden Tag zweimal, haben Krafttraining und machen zusätzlich auch viele Läufe, um so für den Rückrundenstart körperlich bestmöglich bereit zu sein. Zusätzlich habe ich noch ein individuelles Stürmertraining, das jeweils am Morgen stattfindet. Dabei arbeite ich mit unserem Stürmertrainer an einzelnen Aspekten meines Offensivspiels.

Du bist erst vor kurzem nach Deutschland in den Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth gewechselt. Ist dir die Eingewöhnung gut gelungen?

Die Eingewöhnung war top, meine Mitspieler haben es mir sehr leicht gemacht. Ich kannte einige von ihnen zudem schon von früher, da ich bei gewissen Turnieren bereits gegen ein paar meiner neuen Teamkameraden gespielt habe.

Wie sieht deine Wohnsituation aus? Lebst du auf dem Campus mit Teamkollegen oder alleine in der Stadt?

Momentan lebe ich im Internat der Vereinsakademie. Das Gebäude steht direkt neben dem Trainingsplatz, was für mich natürlich ein grosser Vorteil ist.

Wie gefällt dir die Stadt Fürth an sich?

Die Stadt gefällt mir sehr gut. Es ist ein kleines, aber sehr hübsches Städtchen. Nürnberg, das in der Nähe liegt, habe ich ebenfalls schon besucht.

Hierzulande kennen dich noch nicht viele. Erzähl uns mal ein bisschen etwas über dich und deinen Spielstil.

Ich bin ein schneller, technisch versierter Angreifer. Meine grössten Stärken liegen im technischen Bereich, im Abschluss und in meinem Antritt. Ich lasse mich während der Partie gerne fallen, lasse den Ball klatschen und nehme so aktiv am Aufbauspiel teil. Ich ziehe aber auch sehr gerne Läufe in die Tiefe an und bin allgemein in der Offensive sehr flexibel einsetzbar. Am meisten spiele ich zwar im Sturmzentrum, ich kann aber auch ohne Probleme auf dem Flügel auflaufen.

Kannst du uns etwas über deine Vorbilder erzählen? Gibt es Spieler, an denen du dich besonders orientierst?

Mein grösstes Vorbild ist Karim Benzema. Von ihm schaue ich mir immer wieder Dinge ab. Für mich ist er aktuell der beste Stürmer der Welt.

Du stammst aus St. Gallen und warst vor deinem Wechsel nach Deutschland in der U18 von Vaduz engagiert – davor warst du aber bereits einmal für kurze Zeit im Ausland unterwegs, richtig? Kannst du uns von dieser Karrieretappe mehr verraten?

Bis zur U12 war ich beim FC St. Gallen. Mein Vater zog dann wegen seinem Job nach Berlin und ich habe ihn begleitet. Wir hatten dort einen Kontakt, durch den ich zu einem Probetraining bei der Hertha BSC gehen konnte. Ich besuchte dann die Fussballschule des Vereins und bestritt mit der Hertha einige Turniere. Danach spielte ich eine Zeit lang bei der Hertha 03 Zehlendorf, ehe ich mit meinem Vater nach München zog und mich dort der SpVgg Unterhaching anschloss. Von dort wechselte ich dann zurück in die Heimat zum FC Vaduz, wo ich jetzt zweieinhalb Jahre lang gespielt habe.

Nachdem du bereits im letzten Jahr eine starke Saison in der U17 des FCV gespielt hast, bist du in der Hinrunde regelrecht explodiert: 7 Tore in 11 Partien lassen sich sehen. Was ist dein Erfolgsrezept?

Ich hatte sehr gute Mitspieler, die mir viele Tore aufgelegt haben. Ohne sie hätte das nicht so gut geklappt. Ein wirkliches Erfolgsrezept hatte ich nicht, ich hatte einfach zu jeder Zeit Spass am Fussball und habe diese Spielfreude auf dem Rasen ausgelebt. Wenn man Spass am Fussball empfindet, spielt man immer am besten. Aber ich habe zuletzt sehr viel individuell gearbeitet, das hat sich jetzt ausbezahlt. Ich stand jeden Morgen früh auf dem Platz und habe Zusatzschichten eingelegt, was mir nun geholfen hat, mich weiterzuentwickeln.

Wie sieht es bei dir im Nahrungsbereich aus? Achtest du da speziell auf etwas?

Seit neuestem habe ich einen Ernährungsplan, den mir ein Spezialist erstellt hat. Die Zeiten von McDonalds sind jetzt vorbei!

Deine starken Leistungen im Herbst sind den deutschen Scouts aufgefallen. Wie ist der Kontakt zu Fürth zustande gekommen?

Das war im November nach einer Partie gegen den FC Schaffhausen. Ich zeigte ein gutes Spiel und erzielte zwei Tore. Mehrere Scouts aus Deutschland waren anwesend und haben kurze Zeit später meinen Berater kontaktiert. Fürth kam dann sogleich auf mich zu und unterbreitete mir ein konkretes Angebot. Sie wollten mich unbedingt, was bei mir natürlich grossen Eindruck hinterlassen hat. Die Entscheidung ist dann schnell gefallen.

„Der Unterschied der Trainingsintensität ist im Vergleich zur Schweiz enorm.“

Bei welcher Berateragentur bist du gesigned? Und wie sieht die Zusammenarbeit mit deinem Berater aus?

Ich stehe bei der Unique Sports Group unter Vertrag. Aktuell ist der Kontakt zwischen mir und meinem Berater sehr stark. Wir gehen oft gemeinsam essen, er organisiert mir Individualtrainings im Kraftbereich und hilft mir bei der Kooperation mit Ausrüstern.

Der Verein hat dich mit einem Vertrag bis 2024 ausgestattet. Vorerst kommst du in der A-Junioren-Bundesliga zum Einsatz. Ein grosser Schritt im Vergleich zur Schweizer U18 Elite League. Ist die Trainingsintensität im Vergleich zu Vaduz spürbar anders?

Der Unterschied ist enorm. Schon als ich hier ein Probetraining absolviert habe, ist mir das sogleich aufgefallen. Das Tempo ist deutlich höher als in der Schweiz. Viele haben mich schon darauf hingewiesen, dass die Umstellung nicht einfach wird. Aber ich komme bis jetzt gut damit zurecht und will mich weiter verbessern. Ein Unterschied besteht auch in der Professionalität: Im deutschen Nachwuchsbereich herrscht meiner Ansicht nach eine deutlich professionellere Herangehensweise.

Die A-Junioren-Bundesliga nimmt anfangs Februarwieder den Betrieb auf. Hast du schon in ersten Testspielen für Fürth auf dem Feld gestanden?

Wir haben kürzlich ein Testspiel gegen eine Mannschaft aus der Bayernliga ausgetragen, das wir souverän mit 2:0 gewinnen konnten. Als nächstes spielen wir gegen Slavia Prag – leider bin ich aber noch nicht spielberechtigt. Das ärgert mich natürlich, aber bis zum Start der Rückrunde sind die Probleme hoffentlich beseitigt. Weil ich ja als U18-Spieler international gewechselt bin, gibt’s noch viel Papierkram zu erledigen.

Wie haben die Fürther Verantwortlichen dich von einem Wechsel überzeugt – bzw. was haben sie dir versprochen? Haben sie dir einen klaren Weg in die erste Mannschaft aufgezeigt?

Ich kann natürlich nicht sagen, was genau im Vertrag drinsteht, aber sie haben mir einen klaren Plan aufgezeigt, der mir sehr gefallen hat. Das Ziel ist, dass es so schnell wie möglich zu den Profis geht – ob das auch wirklich klappt, liegt am Ende des Tages aber in meiner eigenen Verantwortung und an meiner Leistung. Etwas gross versprechen können sie mir ja nicht, ich muss einfach zeigen, dass ich die Qualität habe.

Cedric Itten war ja auch ein halbes Jahr bei Fürth, ist jetzt aber zurück zu den Rangers. Bist du ihm vor seiner Abreise mal noch begegnet?

Leider nein. Zwar haben mir bei meinem Wechsel einige Fürther Spieler geschrieben, er gehörte allerdings nicht dazu. Jetzt ist er halt zurück zu den Rangers, was schade ist, denn wir hätten uns als Schweizer sicher gut verstanden.

In welchen Aspekten deines Spiels siehst du noch Verbesserungspotential?

Ganz sicher im Defensivverhalten. Dort muss ich zulegen, das ist mein grösstes Manko. Aber es wird langsam besser, ich habe einen guten Trainer, der mir schon viel geholfen hat.

„Nach meinem Wechsel zu Fürth haben sich die Kontakte zum SFV intensiviert.“

Genau wie Ruben Vargas und Noam Baumann hast du Wurzeln in der Dominikanischen Republik. Was bedeutet dir dieses Land?

Meine Mutter ist Dominikanerin, ich habe dort Familie und bin früher oft hingeflogen. Ich liebe das Land natürlich und habe einen engen Bezug dazu. Kürzlich hat mir der Präsident des Nationalteams der Dominikanischen Republik angerufen und gesagt, dass er mich unbedingt in der Nationalmannschaft sehen will. Das hat mich natürlich gefreut, aber andererseits ist es auch sehr schwer für mich. 14 Stunden Flug während der Nationalmannschaftspause, das wäre sehr stressig.

Noch schwimmst du beim Schweizer Fussballverband etwas unter dem Radar, ein Aufgebot für die U-Nati lässt noch auf sich warten. Gab es bereits Kontakte zum SFV?

Ja, die gab es. Ich war früher einmal bei Trainingscamps dabei – im Kader stand ich aber noch nie. Nach meinem Wechsel zu Fürth haben sich die Kontakte zum SFV intensiviert, ich hoffe, dass es jetzt bald klappen wird. Jetzt habe ich auch eine grössere Bühne, auf der ich mich zeigen kann.

Hast du eine klare Ambition hinsichtlich der U-Nati? Bspw. mit Blick auf die U18-Nati von Trainer Francesco Gabriele?

Ja, das ist auf jeden Fall mein Ziel. Ich habe viel Positives über Gabriele gehört und würde mich über seinen Anruf sehr freuen. Es ist natürlich einer meiner grössten Träume, später einmal für die Schweizer Nati zu spielen.

Was sind deine langfristigen Ziele, nicht nur bezüglich der Nati?

Ich will natürlich zuerst so bald wie möglich den Sprung in den Profifussball schaffen. Daneben ist es auch ein grosses Ziel, in der Bundesliga Erfahrungen sammeln zu können. Später in meiner Karriere würde ich sehr gerne in der spanischen Liga spielen, gerade Real Madrid wäre mein Traumverein.

Kurzes Quick-Fire zum Abschluss:

Lieblingsmusiker?

Gunna.

Lieblingsserie?

Black List.

FCSG oder Vaduz?

Vaduz.

Bundesligadebüt oder Nati-Debüt?

Uff, das ist schwer! Aber…Nati-Debüt!

Ein Training unter Klopp oder unter Guardiola?

Guardiola.

Messi oder Ronaldo?

Ganz klar Ronaldo!

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