Die FCZ-Helden: Part 3 – Ousmane Doumbia

Das FCZ-Meister-Märchen kennt viele verschiedene Helden. Hier wollen wir den Wichtigsten von ihnen Tribut zollen. Dritter und letzter Part: Ousmane Doumbia – das Rückgrat der Zürcher Meistermannschaft.

Ousmane Doumbia war nicht etwa ein cleverer Einkauf auf die aktuelle Meistersaison hin, sondern spielte schon im letzten Jahr für den FCZ. Sein kometenhafter Aufstieg kommt einem Märchen gleich: Nach Jahren in den Niederungen unterer Ligen, feierte er mit 28 Jahren sein Debüt in der höchsten Schweizer Spielklasse. Heute darf er sich Schweizer Meister und – zumindest gemäss unserer Redaktion, die ihn in die Top-Elf dieser Spielzeit gepackt hat – bester Sechser der Liga nennen.

Mister 100 Prozent: Auch unter Breitenreiter sofort unverzichtbar

Bereits in der Vorsaison war Doumbia mit 30 Einsätzen unbestrittener Stammspieler im Zürcher Mittelfeld, konnte an der enttäuschenden Saison unter Massimo Rizzo (Schlussrang 8) aber nichts ändern. Mit der Amtsübernahme André Breitenreiters wurde beim Stadtclub bekanntlich plötzlich alles anders – ausser das Standing von Ousmane Doumbia. Dem Ivorer kam nämlich auch in Breitenreiters Überlegungen von Beginn an eine Schlüsselrolle zu. In seinem typischen 3-5-2-System positionierte er den defensiven Mittelfeldspieler als Anker vor der Abwehr.

Wirft man einen Blick auf Doumbias Einsätze, dann fällt auf, dass er bis und mit dem meisterschaftsentscheidenden Spiel auswärts in Basel stets in der Startelf war. Erst in der 33. Runde stand er seinem Team aufgrund einer Gelbsperre nicht zur Verfügung. Solch eine Konstanz innerhalb einer einzigen Saison ist für einen zentralen Mittelfeldspieler extrem beeindruckend – und spricht für eine hohe körperliche Belastbarkeit und eine beispielhafte Professionalität neben dem Rasen. Von möglichen 3240 Spielminuten absolvierte Doumbia 2959 – er stand also praktisch immer auf dem Feld. Zusammen mit Keeper Yanick Brecher und Verteidiger Fidan Aliti steht Doumbia bezüglich Einsatzzeiten teamintern an der Spitze.

Der heimliche Star der Meistermannschaft

Trotz sensationellen Leistungen steht Doumbia nur sehr selten im Rampenlicht. Als bodenständige, ruhige Persönlichkeit ist ihm das gerade recht – aber aus rein sportlicher Sicht gebührt ihm viel mehr Aufmerksamkeit. Immerhin ist Doumbia zugleich Rückgrat und Herz der Meistermannschaft. Er ist der Mann für jene essentiellen Aufgaben, die wenig Spass machen, ohne die es aber nicht geht: Er ist das Bindeglied zwischen Offensive und Defensive; Dauerläufer, Abräumer vor der Abwehr, erste Station im Umschaltspiel und Zweikampfmonster. Wäre der FCZ-Meisterzug auch ohne Doumbia so souverän an den Endbahnhof gelangt? Vermutlich nicht. Als wichtigstes Puzzleteil für das reibungslose Funktionieren der Zürcher Maschinerie kann Doumbias Wert gar nicht hoch genug bemessen werden.

Als Zuschauer konzentriert man sich oft zu sehr auf Spektakelspieler – beim FCZ etwa Ceesay, Marchesano oder Guerrero. Doch meist ist es eben dem Effort der unauffälligeren Akteure zu verdanken, dass diese spektakulären Spieler überhaupt erst zur Geltung kommen. Ohne Doumbias Drecksarbeit keine Ceesay-Tore.

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Die Bedeutung Doumbias lässt sich auch an diversen Statistiken ablesen. Laut der Statistikplattform Fbref gewann der Ivorer die meisten Zweikämpfe aller Super-League-Spieler und steht in der Kategorie «Abgefangene Bälle» auf Platz 2. Gemäss wyscout führte er zudem total die meisten defensiven Duelle der ganzen Liga (315). Trotz einer Körpergrösse von nur 1,74m gewinnt Doumbia also unheimlich viele Duelle im Mittelfeld. Von der Statur und der Spielart her ist ein Vergleich zu Chelsea-Star N’Golo Kanté nicht von der Hand zu weisen. Mit seinem laufintentensiven, aufopferungsvollen Spielstil funktioniert Doumbia ähnlich wie der Franzose als „Staubsauger“ und erstickt viele gegnerische Vorstösse im Keim. Erstaunlich: Trotz seiner steten Verstrickung in Duelle, wurde er während der gesamten Saison nur viermal verwarnt. Auch das spricht für Doumbia und sein Geschick im Zweikampf.

Der 30-Jährige brilliert aber nicht nur als „Zerstörer“. Nach Balleroberung schaltet der Rechtsfuss jeweils blitzschnell um und trägt die Kugel nach vorne oder spielt einen linienbrechenden Pass. Im Vergleich zu den Vorjahren hat Doumbia in dieser Spielzeit vor allem im Bereich Torvorlagen nochmals einen Schritt nach vorne gemacht. Mit 6 Assists und zahlreichen Schussvorlagen war er auch stark in die Chancenkreation eingebunden. Im letzten Drittel ist dann aber Lichterlöschen: Trotz fast 70 Partien für den FC Zürich ist ihm noch kein einziger Treffer geglückt.

Der FC Lugano ruft

Ein Tor im Zürcher Dress wird er wohl auch nicht mehr erzielen. Denn: Der Vertrag des Mittelfeldspielers endet am 30. Juni 2022. Die Bemühungen um eine Verlängerung von Seiten des FCZ blieben erfolglos. Mit seinen 30 Jahren möchte der Mann aus der Elfenbeinküste erstmals in seiner Karriere ein hochdotiertes Arbeitspapier unterschreiben und wird dies dem Vernehmen nach in Lugano tun. Der Deal darf aus Sicht der Tessiner ohne Zweifel als Transfercoup bezeichnet werden.

Die Geschichte von Ousmane Doumbia ist aussergewöhnlich: Als Bruder von ex-Super-League-Torschützenkönig Seydou entstammt er zwar einer ausserordentlich begabten Familie, fand aber erst über Umwege in der Promotion League und der Challenge League an die Spitze. Mit reifen 30 Jahren ist er nun endlich dort angekommen, wo er immer hinwollte. Und wer weiss: Vielleicht kommt er in der neuen Saison ja zu seinem Debüt in der ivorischen Nationalmannschaft. Es wäre ihm zu gönnen.

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