- Emanuel Staub
Das sind die Protagonisten des GC-Aufstiegs
Der Rekordmeister ist zurück in der Super League! Dank einem 2:1-Erfolg über den SC Kriens am letzten Spieltag machen die Hoppers die Rückkehr ins Oberhaus amtlich. Welche Spieler haben GC zu diesem Erfolg getragen? Bolzplazz stellt die Gesichter des GC-Aufstiegs vor.
Keine perfekte Saison
Vorab muss erwähnt werden: GC erlebte alles andere als eine perfekte Saison. Mit gerademal 65 Punkten erreichte man den ersten Rang. Eine Ausbeute, die in den vergangenen Jahren nur für den Barrage-Platz gereicht hätte. Die Aufsteiger der letzten Jahre sammelten allesamt teils deutlich mehr Punkte – und spielten souveräner.
2017 stieg der FCZ mit fabelhaften 85 Punkten auf, 2018 erreichte Xamax dieselbe Punkteausbeute. 2019 sammelte Servette starke 79 Zähler. Lausanne-Sport erreichte im letzten Jahr zwar "nur" 73 Punkte, hatte dafür aber einen satten Vorsprung von 9 Zählern auf das zweitplatzierte Vaduz.
GC wurde seit dem Abstieg 2019 gewaltig durchgeschüttelt. Der verpasste direkte Wiederaufstieg in der letzten Saison, die Übernahme durch den chinesischen Grosskonzern Fosun, die undurchsichtige Installation einer neuen Führung und streitbare Verflechtungen mit dem portugiesischen Spielervermittlungsnetzwerk Gestifute liessen GC öffentlich nie vorteilhaft aussehen.
Mit dem sehnlichst erwarteten Aufstieg in die Super League geht für GC eine Leidenszeit zu Ende. Wie das Ziel erreicht wurde, zählt nicht mehr. Nur noch die Zukunft sollte den Rekordmeister interessieren. Aber um eine stabile Zukunft zu garantieren, muss der Klub aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.
Die Gesichter des Aufstiegs
Dennoch darf dieser Erfolg gewürdigt werden. Wir wollen im Folgenden auf diejenigen Spieler blicken, die GC als Schlüsselfiguren den Weg zurück in die Super League geebnet haben.
Petar Pusic: Der "GC-Bueb"
"GC-Bueb" Petar Pusic (22), wie er sich jüngst selbst bezeichnete, hat in dieser Saison den Schritt vom Talent zum unumstrittenen Leistungsträger geschafft. Als Identifikationsfigur auf und neben dem Platz kam dem GC-Eigengewächs eine zentrale Rolle zu. Der ehemalige Schweizer U21-Nationalspieler kam in allen 36 Liga-Partien zu Einsatz, die Bilanz von 9 Toren und 2 Vorlagen lässt sich sehen. Pusic ist im Angriff polyvalent einsetzbar, dank hervorragenden technischen Fertigkeiten und einem überragenden linken Fuss war er für die überraschenden und spektakulären Momente im Angriffsspiel zuständig.
Der kleingewachsene, wirblige Hopper wird schon länger von grösseren Klubs beobachtet. Obwohl er selbst verlauten liess, bei einem Austieg in Zürich bleiben zu wollen, könnte er bei einem Angebot aus dem Ausland in diesem Sommer wohl den nächsten Schritt gehen. Zuletzt waren Scouts aus den Niederlanden im Letzigrund zugegen...

Nikola Gjorgjev: Der Dauerbrenner
Nur Toti Gomes absolvierte in dieser Saison von allen GC-Feldspielern mehr Spielminuten als Nikola Gjorgjev (23). Der nordmazedonische Nationalspieler, genau wie Pusic ein Ur-Hopper, war mit 17 Scorerpunkten (7 Tore, 10 Vorlagen) in 36 Challenge League-Einsätzen einer der Garanten für den Aufstieg. Gjorgjev hat in seiner zweiten Saison als unumstrittener GC-Stammspieler den nächsten Schritt gemacht und ist zum Führungsspieler aufgestiegen. Neun Mal trug er die Captain-Binde – ein deutlicher Beleg dafür, wie sehr er gereift ist.
Die linke Flügelposition gehört ihm, daran gibt es kein Rütteln. Auch in der neuen Saison wird viel von Gjorgjev abhängen. Über Abwanderungsgedanken ist nichts bekannt, sein Vertrag läuft aber nur noch ein Jahr. Bleibt er länger an Bord und glänzt er auch in der Super League, werden ihm die GC-Fans zu Füssen liegen.
Leo Bonatini: Der Spätzünder
Lange sah es nach einem verkorksten Engagement aus: Zusammen mit einigen anderen Wolves-Spielern wurde Léo Bonatini (27) im letzten Herbst quasi nach Zürich "gespült". Der brasilianische Stürmer tat sich aber sehr schwer, wirkte lustlos und ohne Orientierung. Im Februar konnte er den Schalter dann umlegen und erzielte plötzlich Tore am Laufmeter. Die Bilanz liest sich ansprechend: 33 Pflichtspieleinsätze, 13 Tore, 2 Vorlagen, was ihn zum besten Goalgetter des Klubs macht.
Léo Bonatinis Leihvertrag läuft noch bis 2022. Er fühlt sich wohl und ist angekommen, wird dementsprechend auch in der Super League auf Torejagd gehen. In England wird seine Entwicklung indes mit viel Interesse verfolgt, schliesslich war der technisch beschlagene Mittelstürmer 2017/18 ein Schlüsselspieler der Wolverhampton Wanderers auf dem Weg zum Aufstieg in die Premier League.
Toti Gomes: Der "beste Spieler der Liga"
Vielleicht der grösste Gewinn für GC durch die undurchsichtige Verbindung zu den Wolverhampton Wanderers war, dass mit Toti Gomes (22) ein überdurchschnittlich starker Verteidiger seinen Weg in die Challenge League fand. Ein Unterfangen, das ohne entsprechende Kooperation wohl kaum möglich gewesen wäre. Der portugiesische Innenverteidiger gefällt durch Zweikampfstärke, Stellungsspiel und Ruhe am Ball. GC wird alles daran setzen, den 1,87m-Schrank erneut von den Wolves ausleihen zu können.
Toti war in dieser Saison der dominanteste Verteidiger der Challenge League. Für Francisco Rodriguez, Flügelspieler des FC Schaffhausen, ist Toti gar "der beste Spieler der Liga", wie er im Bolzplazz-Interview vor einiger Zeit verlauten liess. Er muss es wissen! Einen Abwehrspieler von Totis Klasse wird es in der zweithöchsten Schweizer Liga so bald keinen mehr geben.

Mateo Matic: Der Rückhalt
Mit Mateo Matic (25) steht nach Pusic und Gjorgjev ein weiteres Eigengewächs in dieser Liste. Eigentlich ging der ehemalige Schweizer U21-Nationalkeeper als Nummer 2 hinter Mirko Salvi in die Saison. Eine Verletzung des Routiniers wurde jedoch zu Matics Chance, die sich dieser nicht nehmen liess: Dank wichtigen Paraden und tollen Reflexen stieg er zum absoluten Rückhalt des Rekordmeisters auf.
Eine Spezialität Matics sind Elfmeter: Von 8 Penalties parierte er 4. Ohne jeden Zweifel wird der 1,85m grosse Schlussmann auch in der Super League zwischen den Pfosten stehen und den Hoppers auch im Oberhaus Punkte retten. Ohne wenn und aber gehört Matic zu den Entdeckungen dieser Saison.
Nicht zu vergessen:
Shkelqim Demhasaj
Connor Ronan
Ermir Lenjani
Aleksandar Cvetkovic
Dominik Schmid
Was bringt die neue Saison?
GC war schon immer ein Verein der Superlative. Auch die Zielformulierungen der neuen Führung waren nicht gerade die zurückhaltendsten. In naher Zukunft will Präsident Sky Sun um nationale Titel mitspielen und den Klub an die Spitze Europas bringen. Bevor jedoch irgendetwas in diese Richtung geschieht, sollte sich GC eine transparente und vernünftige Strategie zulegen. Welche Philosophie vertritt der Klub? Welche Rolle sollen Talente aus dem eigenen Nachwuchs spielen? Diesen Fragen muss GC nachgehen, um seinen Platz im Schweizer Fussball wieder zu finden.
Man darf sich keine Illusionen machen: Mit dem Spielstil aus dieser Saison hätte GC in der Super League Mühe gehabt. Es muss sich viel bewegen, sollen die gewagten Pläne der Besitzer auch nur annähernd erfüllt werden. Sportlich muss sich der Rekordmeister zunächst aber auf den Klassenerhalt konzentrieren. Eine Rolle, wie sie Aufsteiger Lausanne-Sport in dieser Saison einnahm, sollte das Ziel sein. Der erste Schritt jedoch ist getan: GC ist zurück im Schweizer Oberhaus.
Vom Tiefpunkt zum Auftsieg: Chronologie: https://www.bluewin.ch/de/sport/fussball-schweiz/vom-absoluten-tiefpunkt-zum-aufstieg-die-gc-chronologie-im-video-719553.html
Die Rolle der Investoren: https://www.srf.ch/sport/fussball/challenge-league/die-analyse-des-aufsteigers-gc-ist-nicht-wegen-sondern-trotz-der-investoren-aufgestiegen