Das ist die Schweizer Delegation am Afrika Cup

14 in der Schweiz angestellte oder hierzulande geborene Spieler nehmen mit ihren Nationalmannschaften am heiss erwarteten Afrika Cup 2022 teil. Ein Überblick.

24 Nationen kämpfen ab dem 9. Januar in Kamerun um die begehrteste Trophäe Afrikas. Mit dabei sind zahlreiche Spieler, die einen Bezug zur Schweiz haben. 

?? Nicolas Moumi Ngamaleu – BSC Young Boys

YB-Flügel Ngamaleu (27) tritt mit seinem Heimatland Kamerun in der Gruppe A an. Die „Indomtables Lions“ zählen zum erweiterten Favoritenkreis – nicht zuletzt, weil sie als Gastgeber einen Heimvorteil geniessen. Ngamaleu ist seit 2016 fester Bestandteil des Nationalteams und steht mittlerweile bei 32 Länderspielen (4 Tore). Der trickreiche Angreifer dürfte gesetzt sein und an der Seite namhafter Spieler wie Toko Ekambi (Lyon) oder Choupou-Moting (Bayern) für spielerische Glanzlichter sorgen.

?? Dylan Tavares – Neuchâtel Xamax

In der Gruppe A kommt es zu einem „Schweizer“ Duell: Kap Verde trifft auf Ngamaleus Kamerun. Mit dabei: Der gebürtige Genfer Dylan Tavares (25). Der robuste, dynamische Linksverteidiger läuft seit dieser Saison für Xamax auf, davor spielte er drei Jahre lang für Stade-Lausanne-Ouchy. Sein Debüt in der Nationalmannschaft Kap Verdes feierte er im Herbst 2020. Seither ist er zu einem Schlüsselspieler in der Defensive der „Blue Sharks“ aufgestiegen. In der WM-Quali gegen Nigeria (1:2) erzielte Tavares jüngst sogar seinen 1. Treffer für Kap Verde.

?? Seny Dieng – Queens Park Rangers

Seny Dieng (27) hat über Umwege den Durchbruch geschafft und ist heute als 3. Torhüter der senegalesischen Nationalmannschaft endlich in den Sphären angekommen, die ihm zu Beginn seiner Laufbahn prophezeit wurden. Der gebürtige Zürcher aus dem GC-Nachwuchs ist Stammkeeper beim englischen Zweitligisten Queens Park Rangers und besticht mit guter Strafraumbeherrschung und starken Reflexen. Über den MSV Duisburg und englische Vereine aus der 4. und der 3. Liga hat sich Dieng nach oben gearbeitet. Zu Einsätzen am Afrika Cup wird es aber kaum kommen – immerhin stehen mit Chelsea-Starkeeper Edouard Mendy und Rennes-Hüter Alfred Gomis zwei internationale Topleute in der Hierarchie über ihm. 

?? Mohamed Ali Camara – BSC Young Boys

YB-Abwehrspieler Mohamed Ali Camara (24) steht vor seiner ersten Turnierteilnahme als Nationalspieler Guineas. Der robuste Innenverteidiger zählt zum Stammpersonal seiner Mannschaft. Guinea verfügt über eine goldene Generation, angeführt von Liverpool-Star Naby Keita rechnet sich die Equipe in einer Gruppe mit dem Senegal, Simbabwe und Malawi gute Chancen auf ein Weiterkommen aus. 2019, bei der letzten Ausgabe des Afrika Cups, stiess Guinea bis ins Achtelfinale vor. Ob Ähnliches auch in diesem Winter drinliegt? Mamady Doumbouya, Machthaber des westafrikanischen Landes, hielt für die Mannschaft vor deren Abreise eine „Motivationsrede“ – und überreichte Camara danach die Landesflagge. No Pressure!

?? Lawrence Ati Zigi – FC St. Gallen

FCSG-Keeper Zigi (25) nimmt mit den Black Stars bereits zum zweiten Mal am Afrika Cup teil. 2019 kam er allerdings nicht zum Einsatz – das gleiche Schicksal droht ihm auch heute wieder. Medial wurde bereits über ein „abgekartetes Spiel“ zwischen Spielerberatern und Verband berichtet, anders lässt sich auch kaum erklären, dass Zigi, um dessen Qualitäten wir alle wissen, mit Joel Walcott ein Torwart aus der 4. Englischen Liga vorgezogen wird. Ghana gehört traditionell zu den Mitfavoriten, in den letzten Jahren hat die Mannschaft aber an Boden zu den afrikanischen „Big Players“ Nigeria, Senegal, Algerien, Ägypten und Marokko verloren. Das Überstehen der Gruppenphase ist allerdings nach wie vor Pflicht. 

?? Rafidine Abdullah – Stade-Lausanne-Ouchy

Zum allerersten Mal haben sich die Komoren für den Afrika Cup qualifiziert. Eine Schlüsselrolle dabei spielte SLO-Captain Rafidine Abdullah (27). Der kräftige defensive Mittelfeldspieler bringt es auf 10 Länderspiele für den Inselstaat im Indischen Ozean. Die „Quastenflosser“, wie das Nationalteam liebevoll von den eigenen Fans gennant wird, gehören zu den grössten Aussenseitern des Turniers. In einer Gruppe mit Marokko, Ghana und Gabun wäre alles andere als ein 4. Platz eine grosse Überraschung. 

?? Mohamed Abdallah – Stade-Lausanne-Ouchy

Speziell: Challenge-League-Vertreter Stade-Lausanne-Ouchy entsendet gleich zwei komorische Nationalspieler an den Afrika Cup. Neben Mittelfeld-Chef Abdullah erhielt auch Rechtsverteidiger Mohamed Abdallah (22) ein Aufgebot. Sein letztes Länderspiel bestritt er im Herbst 2019, seine starken Leistungen in der Schweiz haben ihn pünktlich fürs Turnier in eine gute Ausgangslage gebracht. Erst in diesem Sommer unterschrieb Abdallah bei SLO, nachdem er bei seinem Ausbildungsklub Olympique Marseille vergebens auf Einsatzchancen gehofft hatte. 

?? Mauro Rodrigues – FC Sion

Mauro Rodrigues (20) hat zwar erst drei Einsätze für die 1. Mannschaft der Sittener absolviert, darf sich seit Frühling 2020 aber Nationalspieler seines Herkunftslandes Guinea-Bissau nennen. Besser noch: Der trickreiche Flügelstürmer hat trotz mangelnder Spielzeit im Profifussball ein Aufgebot für den Afrika Cup erhalten. Der Kontrast könnte für den Sion-Nachwuchsspieler kaum grösser sein: Während er zuhause in der Promotion League mit der U21 gegen Brühl und Cham spielt, steht er in Kamerun plötzlich den besten Fussballern des Kontinents gegenüber: Guinea-Bissau wurde in die Todesgruppe mit Ägypten und Nigeria gelost.

?? Mohamed El Amine Amoura – FC Lugano

Auch der FC Lugano entsendet einen Spieler an den Afrika Cup. Sommerneuzugang Amoura (21), der in seiner Heimat als grosses Versprechen gilt, erhielt nur wenige Monate nach seinem Debüt für die algerische Nationalelf ein Aufgebot für das anstehende Turnier. Dem schnellen, wirbligen Angreifer wird in einer mit internationalen Stars gespickten Equipe die Jokerrolle zukommen. Algerien, Titelverteidiger von 2019 und jüngst zum Sieger des Arab Cups gekürt, zählt zu den grossen Favoriten – kein Wunder, wenn man auf die Kaderliste blickt, wo sich illustre Namen wie Bennacer (AC Milan), Benrahma (West Ham) oder Mahrez (ManCity) tummeln. Ob sie den Erwartungen gerecht werden können?

?? Umaru Bangura – Neuchâtel Xamax

Bei Xamax schon länger nicht mehr gefragt (nur drei Liga-Einsätze in der Hinrunde), ist Bangura (34) für Sierra Leone nach wie vor ein sicherer Wert. Der routinierte Innenverteidiger mit FCZ-Vergangenheit gehört mit 52 Länderspielen zu den verdientesten Spielern seines Landes. Seine Defensivkünste werden auch jetzt wieder sehr gefragt sein, schliesslich trifft Sierra Leone in der Gruppe E auf die mit Topspielern bespickten Offensivreihen Algeriens und der Elfenbeinküste. Können die „Lone Stars“ den Favoriten ein Bein stellen?

?? Geoffroy Serey Dié – FC Sion

Altmeister Serey Dié (37) ist auch im Spätherbst seiner Karriere weiterhin ein wichtiger Bestandteil der ivorischen Nationalmannschaft. Der Captain des FC Sion steuert mit der Elfenbeinküste auf seine 4. Afrika-Cup-Teilnahme hin. Seine Spielzeit in der gerade in der Offensive hochkarätig besetzten Mannschaft hat zuletzt zwar deutlich abgenommen, seine Bedeutung in der Kabine ist aber nach wie vor sehr gross. Bereits in der Gruppenphase kommt es zum Gipfeltreffen mit Algerien. Der Kontinentalmeister von 2019 wird vor den Ivorer Sturmstars um Sébastien Haller (Ajax), Nicolas Pépé (Arsenal) und Wilfried Zaha (Crystal Palace) gewarnt sein.

?? Assan Ceesay – FC Zürich

Besonderes Augenmerk gilt es aus Schweizer Sicht auf Gambia zu legen: Die „Scorpions“ haben sich zum 1. Mal in ihrer Geschichte für den Afrika Cup qualifiziert – dank den Treffern von FCZ-Stürmer Assan Ceesay (27), der Rekordtorschütze seiner Nation ist. Der formstarke Angreifer ist in seiner Heimat ein Idol. Gleiches gilt seit diesem Herbst auch für Zürich, wo er sich mit zahlreichen Toren und grandiosen Auftritten in einen Rausch gespielt und massgeblich dazu beigetragen hat, dass der FCZ die Wintermeisterschaft gewinnen konnte. Kann Ceesay am Africa Cup für weitere Highlights sorgen?

?? Saidy Janko – Real Valladolid

Ein weiteres bekanntes Gesicht im Gambia-Kader ist jenes von Saidy Janko (26). Der gebürtige Zürcher durchlief zwar die Schweizer Juniorenauswahlstufen, entschied sich im Herbst 2021 aber zum Nationenwechsel. Seither ist der kräftige, explosive Rechtsverteidiger ein sicherer Wert in der Defensive der „Scorpions“. Nach seiner einjährigen Ausleihe zu YB 2019/20 schloss er sich Real Valladolid an, mit dem er in der vergangenen Saison aus der spanischen La Liga abgestiegen ist. 

?? Pa Modou Jagne – FC Dietikon

Der dritte Gambier mit Schweiz-Bezug am Afrika Cup schreibt eine ganz besondere Geschichte: Abwehrmann Pa Modou (31). Der ehemalige Sion- und FCZ-Aussenverteidiger kickt heute in der 2. Liga Interregional beim FC Dietikon – also auf Fünftliga-Niveau. Obwohl er nicht mehr im Profifussball aktiv ist, hat er ein Aufgebot für den Afrika Cup erhalten. Denn: Pa Modou ist Kapitän des Nationalteams und nach wie vor eine wichtige Figur neben dem Platz. Sein Ziel ist es weiterhin, so schnell wie möglich zurück in den bezahlten Fussball zu finden. Starke Auftritte in einem der prestigeträchtigsten Turniere der Welt würden da sicher Abhilfe schaffen…

?? Die Causa Nasser Djiga

Schlagzeilen machte zuletzt die Causa Nasser Djiga (19). Der junge Innenverteidiger aus Burkina Faso steht seit Sommer 2021 beim FC Basel unter Vertrag und gilt als grosses Talent. Nach ein paar starken Auftritten in der Hinrunde mit dem FCB hätte für ihn nun die Kür folgen sollen: Djiga wurde trotz seines jungen Alters für den Afrika Cup nominiert. Das Problem: Basel stellte sich quer und drängte darauf, dass der junge Abwehrspieler das Aufgebot ausschlägt. Djiga kam der Aufforderung nach und lehnte die Einladung ab – was in seiner Heimat zu einem Aufschrei geführt hat. Keine noble Aktion des FCB, der seinen jungen Spieler nicht nur einer einmalige Erfahrung beraubt, sondern ihn zusätzlich zur Zielscheibe von Anfeindungen aus seinem Heimatland macht.

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