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  • Emanuel Staub

Das ist die neue Schweizer U21-Nati

Gestern wurde die neue Zusammensetzung der U21-Nati bekanntgegeben. Bolzplazz analysiert das Kader der nächsten Generation.


Eine erfolgreiche Mannschaft verabschiedet sich

Die Schweizer U21-Nationalmannschaft nahm in diesem Jahr zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder an einer Endrunde teil. Auch wenn die Nati in einer schweren Gruppe das Weiterkommen verpasste, darf sie mit Stolz auf ihren Weg in den vergangenen Monaten zurückblicken. Mauro Lustrinelli formte unter dem Credo #mission21 eine verschworene Einheit, bestehend aus den talentiertesten Einzelspielern seit geraumer Zeit.


Doch mit dem Aus in der Vorrunde der U21-EURO war auch klar, dass bereits vor dem nächsten Zusammenzug ein Generationenwechsel stattfinden würde. Die Säulen des Teams, allen voran Goalie Anthony Racioppi, Abwehrpatron Cédric Zesiger, Captain Kevin Rüegg, Allzweckwaffe Jordan Lotomba, Ballzauberer Bastien Toma und Torjäger Andi Zeqiri, sind mittlerweile zu alt für die U21 und stehen in der Warteschlange für die A-Nati.


Die Schweizer U21-Auswahl muss sich nun komplett neu erfinden. Ab sofort sind nämlich nur noch jene jungen Schweizer Fussballer für diese Auswahl spielberechtigt, die nach 2000 geboren wurden. Aus der EM-Mannschaft bleiben somit gerademal 9 Spieler übrig, die nach wie vor unter Lustrinelli auflaufen dürfen:

  • Leonidas Stergiou (2002)

  • Simon Sohm (2001)

  • Kastriot Imeri (2000)

  • Fabian Rieder (2002)

  • Alexandre Jankewitz (2001)

  • Dan Ndoye (2000)

  • Felix Mambimbi (2001)

  • Noah Okafor (2000)

  • Filip Stojilkovic (2000)

Gestern, am Montag 17.5., gab der SFV seine neue U21-Equipe bekannt, mit der man die Erfolgsstory der Vorgängermannschaft weiterschreiben will. Am 30.5. gibt es einen ersten Bewährungstest. In einem Trainingslager in Spanien trifft sich die Schweiz zu einem Freundschaftsspiel mit Irland.


Ab September gilt es für die neue Generation dann ernst: Die EURO-Qualifikation beginnt, die Schweiz befindet sich in einer Gruppe mit den Niederlanden, Wales, Bulgarien, Moldawien und Gibraltar. Eine auf dem Papier machbare Aufgabe.


Blicken wir nun auf das neue Schweizer U21-Kader

24 Spieler umfasst Mauro Lustrinellis Aufgebot, 9 weitere Akteure wurden auf Abruf nominiert.


Tor:

Amir Saipi (20), FC Schaffhausen

Justin Hammel (20), Stade-Lausanne-Ouchy

Nicholas Ammeter (20), FC Aarau


Einschätzung: Geballte Challenge-League-Power. Justin Hammel ist unumstrittener Stammkeeper bei SLO, gefällt durch Ruhe und Souveränität. Amir Saipi, seit langem als grosses Torwart-Talent gehandelt, hat sich erst in diesem Frühling an Routinier David Da Costa (35) vorbeigeschoben, streut hie und da aber noch Patzer ein.

Nicholas Ammeter besitzt auch die US-Staatsbürgerschaft und war 2019/20 die Nr. 1 im Aarau-Tor, verzeichnet in dieser Saison aber noch keinen einzigen Einsatz für den FCA.


Prognose: Justin Hammel beginnt als Nr. 1.


Abwehr

Leonidas Stergiou (19), FC St. Gallen

Marco Burch (20), FC Luzern

Bryan Okoh, (18), FC Liefering / Red Bull Salzburg

Albian Hajdari (18), FC Basel / Juventus Turin

Jan Kronig (20), FC Wil / BSC Young Boys

Nicolas Vouilloz (20), Servette Fc

Adrian Gantenbein (20), FC Winterthur

Sandro Theler (20), FC Sion

Silvan Wallner (19), FC Zürich


Einschätzung: Besonders die 4 Innenverteidiger Stergiou, Burch, Okoh und Hajdari machen richtig Lust auf diese neue U21-Nati. Die Defensive dürfte um Stergiou herum aufgebaut werden. Die Nomination zweier Spieler mit Jahrgang 2003 (Okoh & Hajdari) zeigt, dass Lustrinelli keine Angst davor hat, extrem junge Spieler mit an Bord zu nehmen. Die Aussenverteidigerpositionen hingenen sind nominell doch eher dünn besetzt im Vergleich zur Vorgängermannschaft: Kronig spielt in der Challenge League meist links hinten, Ganteinbein verteidigt auf der rechten Seite. Theler und Wallner sind vom Profil her ähnliche Spieler, die aber Super League-Erfahrung mitbringen.


Prognose: Stergiou ist gesetzt, sein Nebenmann dürfte wohl Marco Burch sein, der beim FCL durch Zweikampfhärte und eine erstaunliche Reife gefällt. Der agile, bewegliche und schnelle Bryan Okoh könnte ihm aber bald schon den Rang ablaufen. An den Aussenverteidigerpositionen wird Lustrinelli sicher noch etwas herumschrauben. Die Tendenz könnte zu Beginn in Richtung der Super League-erprobten Wallner und Theler gehen.


Das Gerüst der neuen Schweizer U21? Okoh, Jankewitz & Amdouni

Mittelfeld

Kastriot Imeri (20), Servette FC

Alexandre Jankewitz (19), Southampton FC

Simon Sohm (20), Parma

Gabriel Bares (20), Lausanne-Sport

Yannick Marchand (21), FC Basel


Einschätzung: Imeri, Jankewitz und Sohm haben allesamt an der U21-EURO teilgenommen und konnten ihre Spuren hinterlassen. Gerade der technisch bestechende Imeri und der unglaublich dynamische und zweikampfstarke Jankewitz haben teilweise begeistert. Durch Bares und Marchand wird das U21-Nati-Mittelfeld um noch mehr Passsicherheit, Balleroberungsqualitäten und Weitsicht ergänzt.


Prognose: Lustrinelli liess sein Team zuletzt stets in einem 3er oder 2er-Mittelfeld auflaufen. In beiden Fällen wären Imeri und Jankewitz wohl gesetzt. Der polyvalente Imeri könnte aber auch genauso gut auf die Seite ausweichen, was wiederum einen Platz für Sohm, Bares oder Marchand öffnen würde. Luxus.


Angriff

Felix Mambimbi (20), BSC Young Boys

Filip Stojilkovic (21), FC Aarau

Noah Okafor (20), Red Bull Salzburg

Christopher Lungoyi (20), FC Lugano

Darian Males (20), FC Basel

Matteo Di Giusto (20), FC Vaduz

Zeki Amdouni (20), Stade-Lausanne-Ouchy


Einschätzung: Der Angriff ist prall gefüllt mit Talent: Der wirblige Mambimbi, der pfeilschnelle Okafor und Tormaschine Stojilkovic haben sich allesamt bereits in der U21 bewiesen. Der trickreiche Lungoyi, der elegante Males sowie die Entdeckungen Di Giusto und Amdouni ergänzen die Offensive auf eine äusserst attraktive Weise. Während man mit Stojilkovic vorne drin einen Strafraumstürmer erster Güte besitzt, gehören die anderen Spieler zur Kategorie "Spektakelspieler" oder "Strassenfussballer". Dribblings, Finten und Dynamik gehören zum Programm. Es sind sehr aufregende und vielversprechende Aussichten!


Prognose: Lässt Lustrinelli in einem System mit offensiven Flügeln spielen, dürfte Okafor gesetzt sein. Die Besetzung der anderen Plätze ist nicht vorauszuahnen. Vielleicht hat nun endlich die Stunde von Stojilkovic geschlagen: In der letzten Generation war er stets als Joker im Einsatz, nun könnte er mit seinem Leistungsnachweis von 16 Saisontoren zur ersten Wahl in der Spitze werden.


Piquet-Liste / auf Abruf nominiert:

Joschua Neuenschwander (20): Torwart, BSC Young Boys

Jozef Pukaj (21): Torwart, Stade-Lausanne-Ouchy

Marcin Dickenmann (20): Abwehr, FC Wil

Serge Müller (20): Abwehr, FC Schaffhausen

Tim Staubli (21): Mittelfeld, FC St. Gallen

Stephan Seiler (20): Mittelfeld, FC Zürich

Alexis Antunes (20): Mittelfeld, Servette FC

Julian Von Moos (20): Sturm, FC Basel

Tician Tushi (20): Sturm, FC Wil



Was aufgefallen ist:


Die Abwesenden:

Zwei Spieler sind nirgends in Lustrinellis Aufgebot zu finden, und das, obwohl sie an der EURO mit dabei waren: Dan Ndoye (20, OGC Nizza) und Fabian Rieder (19, BSC Young Boys). Normalerweile müssten beide zum Stamm dieser U21-Nati gehören.

Die Erklärung: Beide werden wohl mit ziemlicher Sicherheit von Vladimir Petkovic für ein zeitgleiches Trainingslager mit der A-Nati nominiert. Keine schlechten Perspektiven!


Ebenfalls nach wie vor nicht Teil der U21-Nati: Becir Omeragic (19). Auch er wird in der A-Nati gebraucht.


Die Toptalente:

Vielleicht etwas überraschend ins Aufgebot gerutscht sind die beiden Jüngsten: Bryan Okoh (18) und Albian Hajdari (18). Dass sie aber mit dabei sind, ist sehr erfeulich. Es zeigt, dass der SFV seine grössten Talente nicht verschläft. Okoh gehört zu den spannendsten IV-Youngstern Europas. Er ist Stammspieler in der 2. Liga Österreichs beim Salzburger Farmteam Liefering, wo er schlichtweg grandios aufspielt. Er kombiniert Physis mit Agilität und Dynamik, besitzt dazu ein überragendes Passspiel. Toll, dass er bereits jetzt die Gelegenheit erhält, sich in der U21 zu zeigen.


Auch für Albian Hajdari ist dieses Aufgebot eine erstklassige Chance. Sein Talent hat im letzten Sommer bereits Juventus Turin dazu veranlasst, fast 5 Mio Euro auf den Tisch zu legen, ehe er nach Basel rückverliehen wurde. In dieser Saison kam der 1,89m-Schrank bereits zu 7 Einsätzen für den FCB, in jedem einzelnen fiel er positiv auf und wirkte oftmals weitaus abgeklärter als seine routinierteren Nebenmänner.


Der Nationenwechsel

Die grösste Überraschung dieser neuen Schweizer U21-Generation ist aber zweifelsohne die Nomination von Zeki Amdouni. Der SLO-Angreifer wurde im März für die türkische U21-Auswahl aufgeboten und gab dort bereits sein Debüt. Geboren und aufgewachsen ist Amdouni in Genf. Sein Wechsel zur Türkei entsetzte viele Schweizer Fans. Denn Amdouni gilt als einer der grössten Rohdiamanten des Landes. 11 Tore und 4 Vorlagen hat er in dieser Saison in der Challenge League gesammelt. Amdouni begeistert darüber hinaus durch stupende Technik, Dribbelstärke und Spielfreude. Lustrinelli hat ganze Arbeit geleistet und den verlorenen Sohn zurück zur Schweiz gebracht.



Amdounis Profil: https://www.transfermarkt.ch/zeki-amdouni/profil/spieler/548729

Okohs Profil: https://www.transfermarkt.ch/bryan-okoh/profil/spieler/539795

Hajdaris Profil: https://www.transfermarkt.ch/albian-hajdari/profil/spieler/579459

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