Conference-League-Check: Basel mit Freilos oder Stolperstein?

Was erwartet den FC Basel in der diesjährigen Conference-League-Kampagne? Vor dem Start der Gruppenphase in dieser Woche nehmen wir eine Analyse vor.

Ohne bestechende Auftritte, aber mit umso besseren Comeback-Qualitäten konnte sich der FC Basel auch in dieser Saison einen Startplatz in der Gruppenphase der UEFA Europa Conference League sichern. Dies spült die enorm wichtigen und von David Degen längst einkalkulierten Millionen in die Kassen der Basler. Die Gegner in der Quali hatten es in sich – und waren zum Teil namhafter als jene Teams, auf die der FCB nun in seiner Gruppe treffen wird. Nach dem halbprofessionellen Crusaders FC aus Nordirland traf man in den weiteren Runden auf Bröndby IF und ZSKA Sofia. Gegen beide Gegner gelang es dem FCB, eine Hinspiel-Niederlage im Rückspiel noch zu drehen – und so steht man nun zum zweiten Mal in Folge in der Conference League.

In der Gruppe H bekommen es die Basler mit exotischen Klubs zu tun: Neben dem slowakischen Riesen Slovan Bratislava sind dies die beiden No-Names Pjunik Erewan (Armenien) und Zalgiris Vilnius (Litauen). Eine interessante Gruppe für Groundhopper und sportlich mehr als machbar – aber mit einem bestimmten Stolperstein-Potential.

Slovan Bratislava: Die grösste Hürde für den FCB?

In jedem Duell wird dem FC Basel die Favoritenrolle zuteil. Der slowakische Rekordmeister Slovan Bratislava kommt der Kaderstärke der Basler aber am nächsten. Der letztjährige YB-Gegner auf dem Weg in die Königsklasse weiss etwa den talentierten georgischen Offensivspieler Georgi Chakvetadze, ex-Milan-Spieler Juraj Kucka oder den tschechischen Internationalen Jaromir Zmrhal in seinen Reihen. Im Gegensatz zum FCB ist Slovan zudem exzellent in die neue Saison gestartet, nach neun Partien führt der Hauptstadtverein die Tabelle bereits wieder mit fünf Punkten Vorsprung an. Aufgepasst also vor den Slowaken, die sich zurecht grosse Chancen auf ein Weiterkommen ausrechnen.

Hinspiel: FC Basel – Slovan Bratislava, 6. Oktober 2022

Rückspiel: Slovan Bratislava – FC Basel, 13. Oktober 2022

Prognose: Mit dem Basler Publikum im Rücken sollte im Hinspiel ein Sieg möglich sein. Das Rückspiel könnte sich aber kompliziert gestalten. Den heimstarken Slowaken dürfen die unglücklichen Auswärtsauftritte der Basler in der Quali (Remis gegen Crusaders, Niederlagen gegen Bröndby und ZSKA) als Mutmacher dienen.

Pjunik Erewan: Ein europäischer Debütant

Mit Pjunik Erewan erwartet ein europäisch gänzlich unbeschriebenes Blatt auf den FCB. Die Armenen haben sich in diesem Sommer zum 1. Mal in ihrer Geschichte für eine Gruppenphase qualifiziert. Der 15-fache Meister überstand in der Champions-League-Quali zwei Runden, neben einem prestigereichen Sieg über den rumänischen Champion Cluj feierte Pjunik auch einen Erfolg über den luxemburgischen Vertreter Düdelingen. Roter Stern Belgrad erwies sich in der 3. Runde dann als zu grosse Hürde, genauso wie Sheriff Tiraspol in den Europa-League-Playoffs. So muss sich Pjunik nun eben mit der Conference League begnügen – aber auch dies ist ein grosses Ausrufezeichen. In die neue Saison ist Pjunik mässig gestartet. Nach sechs Runden ist die Tabellenspitze bereits ausser Sicht.

Hinspiel: FC Basel – Pjunik Erewan, 8. September 2022

Rückspiel: Pjunik Erewan – FC Basel, 3. November 2022

Prognose: Vom FC Basel dürfen über beide Partien zwei Siege erwartet werden. Zwar ist Pjunik sicher kein Freilos, wie gerade der Sieg über Cluj unterstrichen hat – doch die individuelle Kaderqualität der Basler ist derjenigen der Armenen weitaus überlegen.

Zalgiris Vilnius: Ein Wiedersehen mit Oliver Buff

Zalgiris schrieb in diesem Sommer ein kleines Fussballmärchen: Die Litauer überstanden in der Champions-League-Qualifikation zwei Runden, einem Erfolg gegen Ballkani (Kosovo) liess man einen sensationellen Sieg über den schwedischen Giganten Malmö folgen. In der 3. Runde erwies sich FCZ-EL-Gruppengegner Bodø/Glimt dann als zu grosse Hürde, immerhin die Conference-League-Quali konnten die Litauer aber klarmachen – womit sich der Verein zum allerersten Mal in seiner Geschichte für eine europäische Gruppenphase qualifizierte. Eine besondere Geschichte bietet sich auch aus Schweizer Perspektive: Seit Winter 2022 steht U17-Weltmeister und ex-FCZ-Talent Oliver Buff (30) bei Zalgiris unter Vertrag, mit 3 Scorerpunkten (2 Tore, 1 Assist) in den europäischen Quali-Partien hatte der Mittelfeldmann grossen Anteil am historischen Erfolg der Litauer.

Hinspiel: Zalgiris Vilnius – FC Basel, 15. September 2022

Rückspiel: FC Basel – Zalgiris Vilnius , 27. Oktober 2022

Prognose: Fussballmärchen hin oder her: Alles andere als zwei Siege gegen Zalgiris wären aus FCB-Perspektive eine Enttäuschung. Das Beispiel Malmö muss dem FCB aber als Warnung dienen. Die tapferen Balten können bei der falschen Einstellung schnell zu einer echten Knacknuss werden.

Auf den ersten Blick wartet auf den FC Basel also eine mehr als machbare Gruppe. Optimisten werden den Gruppensieg gar als „Muss“ bezeichnen. Keiner der drei Gegner darf aber auf die leichte Schulter genommen werden – gerade Zalgiris und Pjunik haben bewiesen, auch auf diesem Niveau mehr als nur mithalten zu können. Für den FCB ist diese Gruppe also Fluch und Segen zugleich: Segen, weil mit einem Weiterkommen und vielen Punkten für die Fünfjahreswertung gerechnet werden darf. Fluch, weil die Gegner keine Zuschauermassen anlocken werden – und grosses Blamagen-Potential bieten.

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